Aschau – Zwei Männer klammern sich an einem Felsvorsprung, winken dem nahenden Hubschrauber. Diese Szene konnten Besucher am Mittwoch an der Kampenwand beobachten. In diesem Fall war aber niemand in Not geraten. Die Bergwacht stellte nach, wie ein Rettungseinsatz bei Kletterern abläuft.
Einige erstaunte Gesichter gab es, als plötzlich Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) auf einem E-Mountainbike an ihnen vorbeiradelte. Dieses Spektakel hatte einen ernsten Hintergrund. Denn weil Wandern, Mountainbiken und Klettern im Trend liegen, rückt das Thema Sicherheit in den Vordergrund. Zahlen aus Österreich zeigen: Unfälle häufen sich. Wie die Berge trotz des Ansturms an Sportlern sicherer werden können, dafür warb am Mittwoch (wie bereits gemeldet) das Bayerische Kuratorium für Alpine Sicherheit auf der Kampenwand. Zentrale Themen waren die Sicherheit für Mountainbiker sowie Kletterer. Aber auch die neue Datenbank, die das Unfallgeschehen in den bayerischen Alpen aufzeichnen soll. Bislang gäbe es eine solche noch nicht.
Wie Vertreter des Deutschen Alpenvereins berichteten, zeigten die Zahlen aus Österreich, dass es immer mehr Unfälle mit E-Bikes in den Bergen gebe. Noch seien die Unfallzahlen zwar nicht besorgniserregend. Aber immer mehr Menschen wagen sich aufs E-Bike.
„Lieber einen Unfall vermeiden, als Bergsportler nach einem Unfall retten zu müssen“, sagte Innenminister Joachim Herrmann zur Bedeutung der Prävention. Dann müsste auch die Bergwacht gar nicht erst ausrücken, deren ehrenamtliche Mitglieder sich bei Einsätzen unter Umständen selbst in Gefahr bringen müssten. Die passende Schutzausrüstung wie Helm, ein Erste-Hilfe-Set, ausreichend Wasser und eine Vorbereitung des Ausflugs seien dabei elementar. Besonders wichtig sei die Beachtung der Verhaltensregeln: Ein respektvoller Umgang mit Flora und Fauna, ein rücksichtsvolles Miteinander zwischen Wanderern sowie die Beachtung der sensiblen Natur in den Bergen.
Gleiches gelte auch auf dem Klettersteig. Die Polizei erklärte, dass eine veraltete Ausrüstung lebensgefährlich sein kann. Gurte wie Helme sollten mindestens alle zehn Jahre ausgetauscht werden. Ebenso rieten sie zur Überprüfung des Klettergurts, da es 2017 eine Normänderung gegeben hätte. Bis dato seien Klettergurte jeweils für Personen mit 80 Kilo konzipiert. Dies könne für leichtere oder schwerere Menschen bei einem Sturz lebensgefährlich sein. Nun seien diese überarbeitet worden. Sollte der Klettergurt älter als aus dem Jahr 2017 sein, sollte ein neuer her.
Um auf Unfallrisiken beim Bergsport hinzuweisen und damit Unfälle zu vermeiden, erstellt das Kuratorium für Alpine Sicherheit derzeit eine Datenbank. Unfallzahlen im Bergsport gebe es bislang nur aus Österreich, so Wolfgang Stadler vom Kuratorium. Innenminister Herrmann verwies auf einen jährlichen Zuschuss von 90000 Euro für das Kuratorium. Geplant sei, diesen 2024 auf 110 000 Euro zu erhöhen.
Die neue zentrale Datenbank zeichnet im Sommer und Winter das Unfallgeschehen in den Bergen auf, sodass zum Beispiel Unglücksschwerpunkte erkannt werden können. Beteiligte Behörden sowie die Alpinverbände haben darauf Zugriff. Allein laut der Statistik der Polizei, so Herrmann, kamen 2022 in den bayerischen Alpen 65 Menschen ums Leben, 2021 waren es 68 Tote. Kristina Blum