Bei Bad Endorf wurden mehrere Autos durch herabstürzende Dachteile beschädigt. Foto Reisner
Rosenheim/Traunstein/Mühldorf – Ein heftiges Unwetter hat am späten Samstagnachmittag eine Schneise der Verwüstung in der Region geschlagen und zahlreiche Einsatzkräfte stundenlang in Atem gehalten. Gegen 16.30 Uhr traf die Unwetterfront in den Landkreisen Rosenheim und Traunstein ein und sorgte gebietsweise mit heftigem Starkregen, orkanartigen Böen und Hagel für Schäden und Chaos.
Die Integrierte Leitstelle Rosenheim (ILS) verzeichnete über 500 Feuerwehreinsätze in ihrem Zuständigkeitsgebiet, das Stadt und Landkreis Rosenheim sowie den Landkreis Miesbach umfasst. Zeitweise waren 40 Notrufe in der Warteschlange bei einem Notrufaufkommen von 600 Anrufen innerhalb einer Stunde. Insgesamt bearbeitete die ILS 1700 Notrufe innerhalb von vier Stunden. Über 50 Rettungsdiensteinsätze waren notwendig.
Schwerpunkte in Bad
Endorf und Eggstätt
Zumeist wurden die Feuerwehren wegen umgestürzter Bäume, vollgelaufener Keller oder abgedeckter Dächer alarmiert. Im Landkreis Rosenheim befanden sich die Einsatzschwerpunkte im Gebiet von Bad Endorf und Eggstätt. Im Endorfer Ortsteil Hofham stürzte eine Scheune komplett ein. An zwei Wohnhäusern riss der Sturm hier zudem Teile der Dächer herunter, wodurch auch mehrere Pkw beschädigt wurden.
Über die genaue Schadenshöhe konnte Franz Hochhäuser, Kreisbrandinspektor für den Bereich Chiemsee, am Sonntag noch nichts sagen. Allerdings sei die Zerstörung, die das Unwetter verursacht habe, erheblich. „Glücklicherweise haben wir aber keine verletzten Personen oder Tiere zu beklagen“, sagte er gestern auf OVB-Anfrage.
Gegen 17 Uhr sei die Feuerwehr in Bad Endorf ausgerückt. 100 Einsatzkräfte seien – zusätzlich unterstützt vom Rettungsdienst und Kräften des Technischen Hilfswerks (THW) – im Einsatz gewesen, um unter anderem beschädigte Dächer notdürftig zu flicken. „Gegen 1.30 Uhr nachts war der Einsatz für die Feuerwehr in Endorf beendet.“
Auch in Stadt und Landkreis Traunstein wütete das Unwetter. Nach einer ersten Bilanz der Kreisbrandinspektion Traunstein mussten die Wehren zu mehr als 250 Einsätzen ausrücken. Fast im Minutentakt gingen die Notrufe bei der Integrierten Leitstelle Traunstein ein. Rund 800 Einsatzkräfte waren teils stundenlang im Einsatz, um umgestürzte Bäume zu beseitigen, Straßen wieder befahrbar zu machen oder Keller auszupumpen.
Spektakulärer Einsatz
in Traunstein
Riesiges Glück hatten die Bewohner eines Einfamilienhauses im Traunsteiner Ortsteil Kammer. Der Sturm brachte einen Baukran, der dort zum Bau einer neuen Turnhalle aufgestellt worden war, zum Einstürzen. Er fiel zunächst auf das Dach eines Einfamilienhauses und dann auf ein Auto sowie eine Garage eines weiteren Wohnhauses. Die Bewohner des Einfamilienhauses befanden sich zum Unfallzeitpunkt im Erdgeschoss des Hauses, wurden jedoch wie durch ein Wunder nicht verletzt und konnten das Haus selbst verlassen. Die Eigentümer des Fahrzeugs und der Garage waren während des Unglücks nicht vor Ort.
Freiwillige Feuerwehren und das Technische Hilfswerk arbeiteten unter Hochdruck an der Unfallörtlichkeit. Ein Spezialunternehmen aus dem Kreis Rosenheim wurde mit einem schweren Autokran angefordert.
Nachdem dieser aufgebaut war und die ersten Teile durch den Kran gesichert waren, begann man, den umgestürzten Baukran langsam mit Schneidbrennern zu zerlegen. Die Arbeiten zogen sich bis tief in die Nacht hinein. Den Schaden beziffert die Polizei Traunstein auf eine Summe im höheren sechsstelligen Bereich.
Das Unwetter überraschte auch einige Ausflügler auf dem Chiemsee. Mehrere Boote mussten laut Bayerischem Roten Kreuz teils mit Insassen abgeschleppt und vereinzelt auch geborgen werden. Vor allem handelte es sich dabei um Elektro- und Segelboote.
Überflutungen, abgedeckte Dächer und vollgelaufene Keller gab es auch in Rosenheim. Zudem war hier auch das Herbstfest vom Unwetter betroffen. Die Zufahrtsstraßen waren aufgrund der Wassermassen zeitweise unpassierbar. Im Flötzinger Zelt lief das Wasser durch das Dach. Die meisten Wiesn-Besucher nahmen es leicht – und entledigten sich kurzerhand ihres Schuhwerks und liefen barfuß über die Loretowiese. Fahrgeschäfte und Stände mussten für kurze Zeit pausieren, konnten ihren Betrieb aber bald wieder aufnehmen.
Auch in der Region Mühldorf wütete ein heftiges Unwetter. Der Landkreis kam jedoch vergleichsweise glimpflich davon. Auch hier war das Mühldorfer Volksfest betroffen. Die Volksfest-Organisatoren mussten für kurze Zeit den Platz evakuieren, Fahrgeschäfte mussten ihren Betrieb einstellen.