Lehrermangel und immer mehr Schüler

von Redaktion

Staatliches Schulamt liefert Zahlen – Durchschnittlich 22 Kinder in der Klasse

Rosenheim – Ungefähr gleichzeitig dürften Schulamtsdirektorin Angelika Elsner und Kultusminister Michael Piazolo am Freitagvormittag das Wort ergriffen haben – 70 Kilometer voneinander entfernt.

Während Piazolo in München die traditionelle Schuljahresanfangspressekonferenz zum Anlass nahm, um über die Situation in Bayern zu informieren, lieferten Elsner und ihre Kollegen bei einem Pressegespräch die Zahlen für die Region.

Leichter Anstieg
der Schülerzahlen

„Wir konnten alle Grund- und Mittelschulen ohne Kürzungen versorgen“, sagte Elsner gleich zu Beginn. Generell gab es an diesem Vormittag fast nur Positives zu berichten. Während die Schulräte im vergangenen Jahr noch mit Sorge aufs neue Jahr geblickt hatten, scheint die Lage heuer deutlich besser. Trotz eines leichten Anstiegs der Schülerzahlen von 17683 auf 17911.

Vor allem bei den Grundschülern gibt es einen Schub, mit 114 Kindern mehr in der Stadt und 239 im Landkreis. „Daran merkt man ganz deutlich, dass wir ein Zuzugsgebiet sind“, sagt Schulamtsdirektor Herbert Unterreiner.

Um den „moderaten, aber nicht dramatischen Anstieg“ abzufedern, gibt es im kommenden Jahr sechs zusätzliche Grundschulklassen, vier im Landkreis und zwei in der Stadt. Die Klassenstärke liegt im Durchschnitt bei 22,20. Einen Anstieg gibt es auch bei den Kleinsten. „Viele jüngere Familien ziehen in die Region“, sagt Unterreiner. Insgesamt wird es heuer 3238 Erstklässler geben – 2639 im Landkreis und 599 in der Stadt. Der Schulamtsdirektor spricht von einem Anstieg um rund 3,3 Prozent. Für die Erstklässler gibt es in Stadt und Landkreis jeweils zwei Klassen weniger.

Einen leichten Rückgang verzeichnen hingegen die Mittelschulen. „Insgesamt haben wir 125 Schüler und damit acht Mittelschulklassen weniger“, erklärte Unterreiner während der Pressekonferenz. Somit werden im kommenden Schuljahr nur noch 5437 Jugendliche die Mittelschulen besuchen. Die durchschnittliche Klassenstärke liegt bei knapp 20 Schülern. „Das ist sehr positiv. Gerade in der Mittelschule ist eine enge Lehrer-Schüler-Beziehung notwendig und jetzt möglich“, sagt Unterreiner.

Positiv scheint auch der Blick auf die Personalsituation. „In diesem Schuljahr stehen wir besser da als im Vorjahr, aber der Fachkräftemangel macht auch vor Schulen nicht halt“, sagte Schulamtsdirektorin Angelika Eisner. Dennoch sei es durch Teilzeitaufstockungen und die Einstellung von 127 neuen Lehrkräften gelungen, sowohl die Grund- als auch die Mittelschulen gemäß Stundentafel zu versorgen. Zudem gibt es 115 Lehrkräfte in der mobilen Reserve, die kurzfristig einspringen können, wenn Krankheitswellen oder Fortbildungen Engpässe unter den 1060 Grund- und Mittelschullehrern verursachen. Unterstützung gibt es auch von Schulassistenzen. Sie helfen bei der Aufsicht und der Verwaltung von Arbeits- und Unterrichtsmaterialien oder begleiten Aktivitäten außerhalb des Schulhauses. „Die Assistenzen halten selbst keinen Unterricht, entlasten aber unsere Lehrkräfte“, sagt Elsner.

Während Corona den Schulräten für das kommende Schuljahr kaum noch Kopfzerbrechen zu bereiten scheint, dreht sich vieles um die Förderung von Schülern mit Migrationshintergrund.

Insgesamt ist die Zahl von 5351 auf 5515 angestiegen. In der Stadt Rosenheim liegt der Migrationsanteil bei den Grundschulen deutlich über 50 Prozent, in den Mittelschulen zwischen 56 und 84 Prozent. Im Landkreis weisen die Grundschulen in Wasserburg, Kolbermoor, Reitmehring, Bad Endorf, Bruckmühl, Bernau, Kiefersfelden, Feldkirchen und Oberaudorf den höchsten Anteil auf. Um bei der Integration zu helfen, gibt es insgesamt 13 Deutschklassen in Stadt und Landkreis, die für Schüler angeboten werden, die als Quereinsteiger in das bayerische Schulsystem eintreten und nur rudimentäre oder gar keine Deutschkenntnisse haben. Bei einem entsprechenden Lernfortschritt in der deutschen Sprache werden die Schüler in die entsprechende Jahrgangsstufe der Regelklasse der zuständigen Sprengelschule zurückgeführt.

Für ukrainische Schüler in den Jahrgangsstufen 1 bis 4 findet die Beschulung direkt in den Regelklassen mit zusätzlicher Deutschförderung statt. Für die Jahrgangsstufen 5 bis 9 werden Brückenklassen eingerichtet – für Schüler, die aufgrund fehlender oder nur geringer Deutschkenntnisse noch nicht am Regelunterricht teilnehmen können. „Diese Brückenklassen werden schulartunabhängig an Mittelschule, Realschule und Gymnasium eingerichtet“, sagt Angelika Elsner.

Nach wie vor bleibt die Digitalisierung ein wichtiges Thema. Im Fokus steht heuer die Ausstattung von Schülern mit Tablets oder Notebooks zum Lernen in und außerhalb der Schule. Weiter ausgebaut werden soll die „Bayern-Cloud-Schule“ – ein Software-Portfolio, das neben Videokonferenzen auch eine Lernplattform anbietet. Eine Herausforderung in den kommenden Jahren werde der Umgang mit der Künstlichen Intelligenz. „Wir sehen es als unsere Aufgabe, die Schüler auf KI vorzubereiten“, sagte Unterreiner. Deshalb begrüße er, dass es keine pauschalen Verbote gibt, machte aber auch deutlich, dass es in Zukunft mehr mündliche Nachfragen geben werde, um sicherzustellen, dass die Schüler den Stoff auch verstanden haben und sich nicht nur auf die Künstliche Intelligenz verlassen.

Im Fokus steht bereits in diesem Schuljahr das Thema Ganztagsbetreuung – auch mit Blick auf den Rechtsanspruch, der ab 2026 stufenweise eingeführt werden soll. „Das Angebot ist identisch zum Vorjahr“, sagte Schulrat Wolfgang Baumann. Allerdings habe sich die Form des Angebots geändert. Während immer weniger Eltern ihre Kinder in die kostenpflichtige Mittagsbetreuung schicken, setzen viele auf die kostenlosen Ganztagsangebote.

Vorbereitung auf die Ganztagsbetreuung

Derzeit sind 64 Kurzgruppen bis 14 Uhr (im Vorjahr waren es noch 40) und 33 Gruppen bis 16 Uhr an 17 Grundschulen eingerichtet. An den 17 Mittelschulen gibt es 36 Gruppen, in den Grundschulen 18. Weitere sollen und müssen folgen. Die daraus resultierenden räumlichen und personellen Engpässe werden höchstwahrscheinlich sowohl die Stadt als auch den Landkreis vor die ein oder andere Herausforderung stellen.

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