„Ich fühle mich so, als würde ich einen schweren Rucksack voller Ziegelsteine mit mir herumschleppen.“ Anhand dieses starken Bildes beschreibt ein Mann im Seelsorgegespräch seine Situation. Mit so einem schweren Rucksack kommt man nicht ans Ziel. Weder bei einer Bergwanderung, noch auf dem langen Weg, der Leben heißt. Also müssen wir diesen schweren Rucksack jetzt erst einmal gedanklich öffnen, um ehrlich zu schauen, welche dicken Brocken da drin sind. Behutsam packen wir im Gespräch den Rucksack aus und legen die einzelnen „Steine“ symbolisch auf den Tisch. Es wird deutlich, dass das Gewicht nicht von der „Brotzeit“ kommt, also von dem, was unserem Leben wirklich Nahrung gibt. Die schweren Brocken sind Altlasten, die sich auf dem Lebensweg angesammelt haben: Leid, das uns zugefügt worden ist, alter Groll und seelische Verwundungen, die wir immer noch mit uns herumtragen. Dazu kommen Ereignisse, die wir vielleicht selbst ausgelöst haben und nicht mehr rückgängig machen können. Wenn Jesus im Evangelium vom kommenden Sonntag fordert, dass wir nicht nur siebenmal, sondern „siebenmal siebzigmal“ vergeben müssen, dann nicht, um eines weiteren Gebotes willen, sondern um uns den Weg zu einem befreiten Leben zu zeigen. Wer „nachtragend“ ist, trägt seine schweren Brocken im wahrsten Sinn des Wortes weiter mit sich herum. Versöhnung ist zuallererst ein Geschenk, das wir uns selber machen. Vergebung kann die Vergangenheit nie rückgängig machen, verändert aber die Vergangenheit in uns und eröffnet damit einen Weg in die Zukunft.