Wir sind alle Caritas

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Der brasilianische Bischof Dom Helder Camara ist irgendwann aus seinem bischöflichen Palais in ein kleines Sakristeizimmer direkt hinter der Kirche umgezogen. Wann immer es an der Türe klingelte, ging er selber hin, um zu öffnen. Als er gefragt wurde, ob er als Bischof denn nicht jemand beauftragen könne, die Besucher zu empfangen, meinte er nur: „Wenn es ein Armer ist, der an meine Türe klopft, so will ich nicht, dass Jesus denkt, ich hätte jemanden beauftragt, der sich an meiner Stelle um die Armen kümmert.“ Mich erinnert und mahnt diese Geschichte immer daran, dass auch für Jesus in der Begegnung mit den Menschen jeder einzelne persönlich wichtig war. Vielleicht kommen die großen Probleme in unserem Gesundheits- und Sozialwesen daher, weil wir viele ureigene menschliche Aufgaben in unseren Familien und in unserer Gesellschaft einfach delegieren. Damit ziehen wir uns aus einer Verantwortung, die andere nicht wirklich übernehmen können. Gerade deshalb bin ich dankbar für die kirchlichen Fachdienste der Caritas und der Diakonie. Die Soziale Beratung und die Schuldnerberatung zum Beispiel sind ein echter Anker in der Not, wo uns die notwendigen Fachkenntnisse fehlen. Echte Hilfe muss auch wirksam sein, damit niemand an der Tür mit seinem Problem nur achselzuckend weggeschickt wird. „Ich bin doch nicht die Caritas!“, höre ich einen Mann sagen, der von einem Freund um Geld angepumpt wird. Dieser Satz macht mich nachdenklich, denn „die Caritas“ müssen wir eigentlich alle sein. Caritas heißt übersetzt Liebe.

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