„Er will die Starbulls sehen“

von Redaktion

Für Mike Glemser und seine Freundin Lara Lindmayer beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Der querschnittsgelähmte Starbulls-Spieler hat die Klinik in Murnau verlassen. Jetzt hofft er auf Erfolge im neuen Rehazentrum. Dann will er sich seinen größten Wunsch erfüllen.

Murnau/Rosenheim/Pforzheim – Der schwer verunglückte ehemalige Rosenheimer Eishockeyspieler Mike Glemser (25 Jahre) hat am Freitag die Unfallklinik in Murnau verlassen – auf eigenen Wunsch. „Ich freue mich jetzt auf zu Hause, dass es vielleicht wieder etwas normaler wird“, erklärte Mike Glemser kurz nach Verlassen der Klinik in Murnau, wo er die letzten siebeneinhalb Monate nach seinem folgenschweren Unfall  lag.

In der neunten Minute der Partie  zwischen den Starbulls und dem SC Riessersee  stürzte Glemser am 3. Februar mit dem Kopf voraus in die Bande. Seitdem ist er vom Hals abwärts querschnittsgelähmt.  

Jetzt im Rehazentrum
in Pforzheim

Für ihn und seine Freundin Lara Lindmayer (24), die täglich an seiner Seite ist, beginnt jetzt ein neuer Abschnitt auf dem Weg zurück in ein normaleres Leben. Die Monate in der Klinik haben  Spuren hinterlassen, nicht nur an der Muskulatur des vorher durchtrainierten Eishockeyspielers.

Mike Glemser war als Spieler ein Kämpfer und diese Tugend soll ihm jetzt in der schweren Zeit wieder helfen. Die Fortschritte in den letzten Monaten waren zwar nicht groß, doch jetzt setzen er,  seine Freundin und die Familie die Hoffnung auf das Rehazentrum in Pforzheim. Ganz in der Nähe seiner neuen Wohnung mit kleinem Garten. Der ist zwar noch nicht fertig, aber das ist das geringste Problem. 

„Ich bin sehr froh, dass es nach Hause geht, weil mir hier so langsam die Decke auf den Kopf fiel“,  sagte Glemser nach seinem Abschied aus Murnau gegenüber dem Fernsehsender RTL und dem Rosenheimer Mario Kottkamp (jaumedia).

Den OVB-Heimatzeitungen verriet seine Freundin Mikes aktuell größten Wunsch – natürlich neben gesundheitlichen Fortschritten: „Er will unbedingt seine Starbulls und die vielen Fans bei einem Spiel im Stadion wiedersehen.“

Die   Rosenheimer Fans und  die Starbulls haben Mike Glemser nicht vergessen – ganz im Gegenteil. Vor dem ersten Heimspiel gegen Kassel riefen die Anhänger in der Mangfall-Kurve lange Glemsers Namen und Starbulls-Vorstandsmitglied Christian Hötzendorfer sagte vor dem Spiel gegen Kassel:  „Wir haben Mike natürlich nicht vergessen. Wir hoffen, dass er in den nächsten Monaten zu einem unserer Heimspiele kommt.“

Vorher müssen Mike Glemser und seine Freundin Lara allerdings noch  unangenehme Dinge regeln. Zum Beispiel einen Streit mit der Berufsgenossenschaft (BG).

„Wir müssen um
alles kämpfen“

„Beim Abschlussgespräch in der Klinik wurde uns gesagt, dass die Reha und die Therapie in Murnau von der Berufsgenossenschaft  nicht bezahlt wird. Da mussten wir 70000 Euro zahlen.“ Jetzt haben sie einen Anwalt eingeschaltet. „Der versucht, da noch was rauszuholen.  Wir müssen jedes Mal mit der BG um alles kämpfen, weil die sich sträuben, irgendwas zu bezahlen“, ist Lara Lindmayer enttäuscht.  

Mike Glemser braucht ein speziell auf ihn umgebautes Auto, in das der Rollstuhl reinpasst und in das er nicht wie bei seinem Abschied aus Murnau von seinem Vater Ken auf den Beifahrersitz gehoben werden muss.  „70000 Euro kostet das Auto, das wir bestellt haben und das im nächsten Sommer kommt. Nur 7600 davon will die BG zahlen. Wir wissen nicht, wie wir Mike die nächsten Monate transportieren können, weil ein umgebauter Mietwagen 2500 bis  3000 Euro im Monat kostet. So viel haben wir mit der Miete, die zu  begleichen ist, monatlich gar nicht zur Verfügung. Es muss auch die Reha in Pforzheim gezahlt werden.“ Hier wird Mike Glemser ab sofort sechs Stunden am Tag behandelt und hofft dank der Therapie auf Fortschritte, die ihm das tägliche Leben erleichtern. 

„Natürlich hilft uns da die Spendensumme von  mittlerweile rund 695000 Euro.“ Mike Glemser und Lara Lindmayer sind dankbar für diese Summe. Trotzdem ist es nur ein Tropfen auf den heißen Stein.   Die Wohnung, in die sie in Kürze einziehen, soll nur  eine Zwischenlösung sein, weil sie nicht behindertengerecht ist. Glemser kann  keine Tür benutzen, kein Fenster öffnen, gar nichts. „Das müsste alles per Sprachsteuerung funktionieren, damit er  ein bisschen Selbstständigkeit zurückbekommt“, sagt Lara Lindmayer. „Wir wollen bauen, haben seit zwei Wochen  auch die Zusage für ein Grundstück auf dem Land. Das ist das große Ziel.“ Wie das alles finanziert werden soll, ist noch nicht klar. Die Rente von Mike Glemser und ihr Gehalt reichen da nicht aus.

Da warten also noch einige Hürden auf das Paar, das jetzt erst einmal froh ist, wieder ein den Umständen entsprechend normaleres Leben als vorher in der Klinik zu führen. Wenn dazu noch gesundheitliche Fortschritte kommen, blicken Mike Glemser und seine Freundin Lara Lindmayer  wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft. Auch dank der weiteren Spenden. So ist zum Beispiel vor wenigen Tagen eine Summe von 1300 Euro auf das Konto  eingezahlt worden. Aber auch die kleinen Beträge helfen. Mike Glemser und sein Schicksal sind definitiv nicht vergessen worden. 

Spenden:

Artikel 8 von 11