Mehr als nur ein Stück Brot

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Eine kleine Jagdhütte in Russland war als Ort für das Treffen des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl mit dem Kremlchef Michail Gorbatschow vereinbart worden. Auf dem Weg dorthin landeten die Hubschrauber in der Nähe eines Getreidefelds. Die Bauern, die gerade bei der Ernte waren, kamen überrascht hinzu und übergaben den beiden Staatsmännern Brot und Salz als die symbolischen Geschenke der Region. Westliche Journalisten haben später erzählt, dass Gorbatschow das Brot nach altem russischem Brauch küsste und Kohl mit dem Salz spontan ein Kreuz über das Brot streute. Dabei sagte er zu Gorbatschow: „So hat es meine Mutter immer gemacht, bevor sie einen Laib Brot angeschnitten hat.“ Dann teilten die beiden das Brot mit den umstehenden Bauern und die, die dabei waren, haben diesen Moment nie mehr vergessen. Eine Begebenheit, die mich an die Erzählung von der wundersamen Brotvermehrung aus der Bibel erinnert. Da reicht auch ganz wenig Brot auf einmal für sehr viele Menschen und am Ende bleibt sogar noch mehr Brot übrig, als zunächst zur Verfügung stand. Das bedeutet, die Dankbarkeit für die Kostbarkeit des Brots und die innere Bereitschaft zum Teilen, die Liebe und die Kraft des Segens ziehen Kreise, die man nicht erahnen kann. Wie sehr würde ich mir das zum Erntedankfest in diesem Jahr wünschen: den Menschen in Russland und in der Ukraine und all den Hungernden auf dieser Erde. Sowohl denen, die hungern nach Brot, als auch denen, die hungern nach einem wirklichen Sinn für ihr Leben, nach Liebe und Frieden.

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