Holzkirchen/Weyarn/Irschenberg/Rosenheim – Am Dienstag und Mittwoch sind der Bundespolizei im Bereich Rosenheim gleich mehrere Schleuser ins Netz gegangen. Nacheinander wurden ein Türke, ein Deutscher und ein Libanese an der A8 festgenommen. Die drei Männer hatten syrische und türkische Migranten befördert. Ersten Erkenntnissen zufolge handelte es sich jeweils um die letzte Etappe einer organisierten Schleusung.
Dienstagnachmittag kontrollierten die Bundespolizisten die Insassen eines Mietwagens mit Hanauer Kennzeichen. Am Steuer: ein deutscher Staatsangehöriger. Der gebürtige Tunesier erklärte, seine sieben Begleiter ganz zufällig an einer Tankstelle in Österreich getroffen und „aus Nächstenliebe“ mitgenommen zu haben. Die Mitfahrer führten keine Papiere mit. Sie gaben an, aus Syrien zu stammen und zwischen 18 und 37 Jahren alt zu sein. Sie hätten sich bereits in Syrien Schleusern anvertraut, die pro Person 8000 Euro verlangt hätten. Zwischenstationen der Tour wären in der Türkei, Bulgarien, Serbien, Ungarn und Österreich gewesen. Die sieben Syrer wurden in eine Aufnahmestelle für Flüchtlinge gebracht. Auf ihren in Hessen gemeldeten Fahrer kommt ein Strafverfahren zu.
Am frühen Mittwochmorgen unterzogen die Grenzfahnder die Insassen eines in Wuppertal zugelassenen Autos nahe Weyarn einer Kontrolle. Der im Libanon geborene Fahrzeugführer wies sich mit einer deutschen Aufenthaltserlaubnis aus. Die anderen vier Personen im Pkw hatten keine Papiere. Nach eigenen Angaben handelt es sich um Syrer. Der Fahrer erläuterte, die Gruppe aus Gefälligkeit von der Rastanlage Irschenberg aus mitgenommen zu haben. Den Fahndern erschien die Erklärung des 39-Jährigen kaum schlüssig, da sie dessen Wagen zuvor von der Abfahrt Irschenberg aus beim Vorbeifahren gesehen hatten. Beim mutmaßlichen Schleuser fanden die Beamten ein dickes Geldbündel. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich bei den rund 1800 Euro um einen Teil des Schleuserlohns handeln könnte. Die Geschleusten wurden einer Aufnahmestelle für Flüchtlinge zugeleitet. Den Fahrer, gemeldet in Nordrhein-Westfalen, erwartet ein Verfahren wegen Schleuserei.
Zuvor stoppten Beamte der Bayerischen Landespolizei nach Mitternacht am Rastplatz Irschenberg einen Pkw mit Groß-Gerauer Kennzeichen. Der 34-jährige türkische Fahrzeugführer wies sich mit einer deutschen Duldung aus. Die anderen vier Insassen verfügten über keine Einreisepapiere. Ersten Erkenntnissen der zuständigkeitshalber eingeschalteten Bundespolizeiinspektion Rosenheim zufolge stammen die jungen Männer aus der Türkei. Sie gaben an, bereits in der Türkei beziehungsweise Serbien pro Person 5000 Euro an Hintermänner einer Schleuserorganisation gezahlt zu haben. Bis nach Österreich hätten sie dann auf der Ladefläche eines Lastkraftwagens mitfahren müssen. Von dort aus setzten sie die Reise nach Deutschland mit dem Auto fort. Auch sie wurden an eine Aufnahmestelle für Flüchtlinge weitergeleitet. Der im Libanon geborene und in Hessen gemeldete Türke, der die vier Landsleute mitgenommen hatte, muss mit einem Strafverfahren wegen Einschleusens rechnen.