Es gibt für Seelsorger und Seelsorgerinnen oft Termine, von denen man sehr erfüllt nach Hause kommt. In der letzten Woche ist die Haussegnung bei einem Richtfest wieder so eine berührende Erfahrung gewesen. Nach dem traditionellen Richtspruch des Zimmermeisters bedanken sich die Bauherren vom Dachfirst aus in ihrer Rede nicht nur bei den unten vollständig versammelten Handwerkern und Nachbarn, sondern stellen ihr neues Zuhause mit der Bitte um den Segen unter einen größeren Schutz. Es ist kein selbstverständliches Ritual mehr, aber hier wird das neue Haus bewusst unter ein positives Vorzeichen, unter das Pluszeichen gestellt. Nicht mehr oft werden auf einem Baugerüst Verse aus der Bibel vorgelesen. Aber nirgendwo sind die Worte aus der Bergpredigt über den „Hausbau des Lebens“ für mich so ergreifend wie dort oben. In diesem kurzen Abschnitt wird von einem klugen Menschen erzählt, der sein Haus nicht auf Sand, sondern auf einen Fels baute. Wolkenbruch, Wassermassen und Stürme können diesem Haus deshalb nichts mehr anhaben. Gemeint ist hier im übertragenen Sinn nicht die Bodenbeschaffenheit des Baugrunds, sondern das tragende Fundament, auf das wir unser Leben gründen. Jeder Einzelne von uns wird dazu seine persönlichen Entscheidungen und Prioritäten treffen müssen. In der Bibel wird Gott oft als Fels bezeichnet. Wenn wir unser „Lebensgebäude“ im Vertrauen auf diesen tragenden Urgrund bauen, können auch die Stürme, die bei keinem von uns ausbleiben, daran vorüberziehen. Ein Leben mit Gott ist mehr als nur ein Kartenhaus.