Blick vom Kirchturm

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Es macht mir Freude, mit unseren Kommunionkindern auf den Kirchturm zu steigen. Sie studieren dort nicht nur die Glocken und die Nistkästen unserer Turmfalken, sondern entdecken mit ihrer wachen Neugier viele kleine Dinge, die Erwachsenen verborgen bleiben. Auf meine Frage, wer diese große Kirche gebaut hat, antwortet einer: „Das wird bestimmt Jesus gewesen sein!“ Mit vielen anderen Antworten habe ich gerechnet, aber nicht mit dieser. Kinder sind Spezialisten für Klarheit in Kurzform. Tatsächlich geht die Motivation für jeden Kirchenbau auf die Zeit zurück, in der sich die ersten Christen jede Woche zum Gedächtnis an Jesus getroffen haben. Nachdem die Privathäuser dafür zu klein wurden und die Zeit der Treffen in den Verstecken der Katakomben vorbei war, entstanden größere Versammlungsräume als sichtbare Mitte der christlichen Siedlungen. Mich schmerzt, wenn der Prunk mancher Kirchenbauten heute vorschnell und ganz allgemein kritisiert wird. Es wird dabei oft übersehen, wie viel es den Menschen früher bedeutet hat, das schönste Haus am Ort für Gott und für ihre Gemeinschaft zu reservieren. Wie viele Künstler und Handwerker hat das inspiriert, zu Höchstleistungen herausgefordert und ihnen Lohn und Brot gegeben. Freilich müssen Armut und globale Probleme uns heute als Kirchengemeinden andere Ziele setzen lassen, damit wir die Botschaft von Jesus überzeugend leben. Am kommenden Sonntag feiern wir Kirchweih und die Kommunionkinder auf dem Kirchturm erinnern mich an das Wesentliche: Die lebendige Kirche wurde von Jesus gebaut!

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