Etwas Hoffnung trotz Rekord-Defizit

von Redaktion

Romed-Klinikverbund Minus könnte sich bei 29 Millionen Euro einpendeln

Rosenheim – Dass der Romed-Klinikverbund in diesem Jahr ein sattes Millionen-Defizit einfährt, steht schon länger fest. Jetzt gibt es Hoffnung, dass sich die schlimmsten Befürchtungen nicht bewahrheiten. Kreiskämmerer Marcus Edtbauer hat einen guten Grund für diese Annahme.

Von einem für 2023 zu erwartenden Minus von 23,5 Millionen Euro war zunächst die Rede, in der Juli-Sitzung des Aufsichtsrates des Klinikverbundes wurde das Defizit für heuer bereits mit 29,5 Millionen Euro prognostiziert. Zwischenzeitlich gab es auch Befürchtungen, es könne auf bis zu 40 Millionen Euro ansteigen.

Letztes Quartal
ist entscheidend

Bei seinem Ausblick auf das Haushaltsjahr 2024, den Edtbauer in der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses gab, hatte das Gremium Anlass für ein klein wenig Optimismus. Der Kämmerer berichtete, die neueste Hochrechnung zum Finanzbedarf des Klinikverbundes vom 30. September dieses Jahres gehe von einem Defizit von 29 Millionen Euro aus. „Recht viel schlimmer sollte es nicht kommen, vielleicht werden die Zahlen sogar etwas besser“, sagte er in seinem Vortrag. Letztlich hänge jetzt alles von der Entwicklung im letzten Quartal dieses Jahres ab. Dass die 40-Millionen-Schwelle erreicht wird, schließt der Kreiskämmerer allerdings mittlerweile aus.

In den vergangenen Jahren hatten die Romed-Kliniken stets ein kleines Plus erwirtschaftet, das sich in Größenordnungen zwischen zwei und sechs Millionen Euro bewegte. Für die Trendumkehr machte Dr. Jens Deerberg-Wittram, Geschäftsführer des Klinikverbundes, in einem Interview mit den OVB-Heimatzeitungen kürzlich unter anderem hohe Krankenstände und Personalmangel in Bereichen mitverantwortlich, die für die Patientenversorgung besonders wichtig seien.

Im Vorjahr seien in den Krankenhäusern Rosenheim, Bad Aibling, Wasserburg und Prien etwa 17 Prozent weniger stationäre Behandlungen durchgeführt worden als noch 2019. Auch die staatlichen Mittel, die zur Krankenhausfinanzierung zur Verfügung gestellt werden, erachtet Deerberg-Wittram als nicht ausreichend.

Egal, wie hoch das Defizit letztlich ausfällt, es ist auf jeden Fall eine schwere Last für die Haushaltsplanung der Stadt und des Landkreises Rosenheim, von der letztlich auch die Städte und Gemeinden im Landkreis nicht verschont bleiben. „Da könnte es manchen Haushalt durcheinanderwirbeln“, meinte Großkarolinenfelds Rathauschef Bernd Fessler, zugleich Sprecher der Bürgermeister im Landkreis Rosenheim, bereits im Sommer dieses Jahres. Das anfallende Defizit müssen Stadt und Landkreis Rosenheim jeweils hälftig tragen. Ob – und gegebenenfalls wo – zu dessen Ausgleich der Rotstift angesetzt werden müsse, werde sich in der nächsten Haushaltsdebatte des Stadtrates entscheiden, betont der Rosenheimer Oberbürgermeister Andreas März (CSU). Auch Landrat Otto Lederer (CSU) hat erst kürzlich neben der Suche nach Einsparmöglichkeiten und der Diskussion über Investitionen eine Erhöhung der Kreisumlage aufgrund des Klinik-Defizits nicht ausgeschlossen. Wegen der wirtschaftlichen Entwicklung im Klinikverbund wurde bereits vor Monaten auch Kritik am Geschäftsführer laut.

Stadtrat äußert Kritik
an Geschäftsführung

Abuzar Erdogan, Fraktionssprecher der SPD im Rosenheimer Stadtrat, warf ihm beispielsweise „Salami-Taktik“ bei der Bekanntgabe der Zahlen vor. Scharfe Töne schlug auch der AfD-Landtagsabgeordnete Andreas Winhart an. Das drohende Rekorddefizit sei „ein klarer Hinweis auf Missmanagement in den vergangenen Jahren“, konstatierte der Parlamentarier.

Der Rosenheimer Oberbürgermeister und Landrat Otto Lederer nahmen Deerberg-Wittram jedoch ausdrücklich in Schutz. Lederer sprach in einem Interview erst kürzlich von „schwierigen Zeiten für Krankenhäuser“. Neun von zehn kommunalen Kliniken schrieben derzeit rote Zahlen. Das zeige, dass es sich um ein strukturelles und kein individuelles Problem handle. „Dies dann an einer einzigen Person festzumachen, ist nicht seriös“, sagte er.

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