Schleching/Siegsdorf – Streift wieder ein Bär durch den Chiemgau? Am Montag, 16. Oktober, soll einer in Siegsdorf gesichtet worden sein. Martha Kapela berichtete gegenüber unserer Redaktion, ihr Freund habe ihn beim Schwammerlsuchen gesehen – und auch gehört. Doch ganz sicher war er sich dennoch nicht, ob es sich wirklich um einen Bären handelt. Weitere Sichtungen in Siegsdorf sind nicht bekannt, jedoch soll aber einer in Schleching gesehen worden sein.
Wie die Abendzeitung München schreibt, wollen zwei Wanderinnen am Weitlahner einen Bären gesehen haben. Am Wochenende sei laut Abendzeitung das Tier dann durch den Schlechinger Gemeindeteil Raiten gestreift. Aus dem Rathaus in Schleching heißt es auf OVB-Anfrage, das Gerücht sei zwar bekannt, es gab bisher jedoch keine Mitteilungen oder Fotobeweise aus der Bevölkerung. Jakob Stadler, Erster Vorstand der Jagdgenossenschaft Schleching, ist ebenfalls keine Bären-Sichtung bekannt. Er habe sich auch mit einem zuständigen Jäger in Verbindung gesetzt, wie er auf Nachfrage des OVB mitteilt. „Der hat auch nichts gehört, und dass es Tier-Risse gab, ist uns auch nicht bekannt.“ Er fügt aber hinzu, dass die Schlechinger Jagdgenossenschaft nicht für den Bereich Weitlahner zuständig ist, und verweist auf den Forstbetrieb Ruhpolding der Bayerischen Staatsforsten. Forstbetriebsleiter Joachim Keßler weiß um die angeblichen Sichtungen bei Schleching. Bei ihm sind Meldungen eingegangen. „Wir sind dem Ganzen auch bereits nachgegangen“, berichtet er gegenüber dem OVB. Das Ergebnis von Keßler: „Es konnten bisher keine Spuren oder Hinterlassenschaften eines Bären bei Schleching nachgewiesen werden.“ Die Wanderinnen am Weitlahner haben zwar ein Foto gemacht, das Keßler vorliegt, „das ist aber in sehr schlechter Qualität.“ Es seien zudem Meldungen über einen Jungbären beim Forstbetrieb Ruhpolding eingegangen. Das sei aber sehr unwahrscheinlich. „Die Bären bringen ihre Jungen im Frühjahr zur Welt“, sagt Keßler. Somit müsste das Tier bereits größer sein, „und auch größer als das, was auf dem Foto zu erkennen ist“, sagt Keßler. Zu dem Fall in Siegsdorf liegen bisher ebenso keine Nachweise vor. Zuletzt hatte im vergangenen Mai ein Braunbär für Schlagzeilen gesorgt. Das Tier soll von Tirol nach Bayern gewandert sein und hielt sich dabei über mehrere Wochen auf der bayerischen Seite der Grenze auf. Der Bär wanderte von Miesbach rüber nach Oberaudorf und das Sudelfeld, dann aber wieder ostwärts nach Siegsdorf und bis ins Berchtesgadener Land. Am 23. Mai wurde der Bär jedoch in der Nähe von Schwarzach (Salzburger Land) von einem Zug erfasst und getötet.
Dass der Bär vom Mangfallgebirge und das vom Zug getötete Tier identisch waren, hat das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) mittlerweile durch DNA-Abgleich bestätigt. Am 15. Mai heißt es bei einer Sichtung im Berchtesgadener Land: „Genetik (Rissabstrich Nutztier), männlich, am 23.05.2023 im Salzburger Land vom Zug tödlich erfasst.“ Bei einer Meldung vom 16. April in Miesbach steht ebenfalls, dass das Tier am 23. Mai vom Zug erfasst wurde.
Und wie sieht es im benachbarten Tirol aus? Hat sich vielleicht von dort aus erneut ein Bär wieder im bayerischen Grenzland verirrt? Das Amt der Tiroler Landesregierung bietet in seiner Land-Tirol-App die Anwendung „Bär-Wolf-Luchs“. Darin erfahren Nutzer, wo ein Bär, Wolf oder Luchs gesichtet wurde, und in welchen Bezirken Tier-Risse festgestellt wurden. Auch auf der Homepage von Land Tirol kann das nachgelesen werden.
Die letzten Meldungen in Grenznähe stammen in diesem Jahr vom 26. Juli in der österreichischen Gemeinde Reutte (20 Kilometer südlich von Schloss Neuschwanstein). In der Nähe des Chiemgau liegen keine Meldungen über Bären vor. „Die Sichtungen werden aber immer aktuell eingetragen“, sagt ein Pressesprecher des Landes Tirol auf OVB-Nachfrage. Manuel Hinmüller