Manchmal spricht man vom roten Faden im Leben eines Menschen, wenn sich ein Thema durch die ganze Lebensgeschichte hindurch immer wiederholt. Die Redewendung vom „roten Faden“ kommt dabei von der englischen Marine. Dort wurden alle Schiffstaue, vom stärksten bis zum dünnsten Seil so gefertigt, dass sich ein roter Faden als Kennzeichen für die Krone vom Anfang bis zum Ende hindurchzieht. Dieser rote Faden kann auch nicht herausgelöst werden, ohne das Seil damit unbrauchbar zu machen. Im Evangelium vom kommenden Sonntag geht es um den roten Faden der Liebe, der unser Leben von der ersten bis zu letzten Minute durchzieht und ohne den Leben schlichtweg nicht möglich ist. Das Wort „Liebe“ wird in unserem Sprachgebrauch leider meist sehr inflationär, oberflächlich und nichtssagend verwendet, bleibt aber doch die größte Macht auf Erden. Der Mensch, der sich geliebt weiß und das auch so spüren und erfahren darf, kann über sich selbst hinauswachsen, getragen von einer Kraft, die sprichwörtlich Berge versetzen kann. Wenn Jesus von der Liebe spricht, dann aber in einer dreifachen Ausrichtung, die man nicht voneinander trennen kann: Die Liebe zu Gott, zu unseren Mitmenschen und vor allen anderen auch zu uns selbst. Teresa von Avila meinte einmal: „Als Gott den Menschen aus Erde formte, knetete er Liebe in ihn hinein.“ Wenn wir die Liebe von Anfang an in uns tragen, dann muss sie in uns auch lebendig werden. Ich würde uns wünschen, dass wir in unserem Leben nie den Faden verlieren. Zumindest nicht den entscheidenden, auf den es ankommt.