Schutz vor Einbußen durch MVV-Beitritt

von Redaktion

Umweltausschuss ebnet den Busunternehmen Weg für Ausgleichszahlungen

Rosenheim – Busunternehmen, die bisher den Linienverkehr im Landkreis Rosenheim sichergestellt haben, sollen mit dessen Beitritt zum Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) am 10. Dezember dieses Jahres keine Einnahmeverluste befürchten müssen. Ein Knackpunkt des MVV-Beitritts ist der Ausgleich der Mindereinnahmen für Anbieter von Transportleistungen. Sie entstehen, weil alle Fahrgäste im erweiterten MVV-Bereich, zu dem noch heuer neben Stadt und Landkreis Rosenheim der Landkreis Miesbach und der Süden des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen hinzustoßen, vom preiswerteren MVV-Tarif profitieren sollen.

Beschluss
einstimmig gefasst

Damit den Busunternehmen keine finanziellen Nachteile entstehen, stehen Mittel des Freistaats aus dem Topf des Förderprogramms zur „Schaffung flächendeckender Verbundstrukturen“ zur Verfügung. Dass Geld vom Land fließen kann, bedarf es einer „Satzung über die Festsetzung des MVV-Gemeinschaftstarifs als Höchsttarif im straßengebundenen Öffentlichen Personennahverkehr“ (ÖPNV). Der Umweltausschuss des Landkreises erließ sie in seiner jüngsten Sitzung einstimmig.

Die Ausarbeitung dieses rechtlich notwendigen Instrumentariums hat der MVV auf Bitte des Landkreises vorgenommen. Auch um das operative Verfahren zum Ausgleich der Mindererlöse kümmert er sich nach Auskunft von Landrat Otto Lederer (CSU). „Wichtig ist nur, dass die Satzung vor dem 10. Dezember in Kraft tritt, damit die Unternehmen den Ausgleich bekommen“, sagte der Landrat.

Eine Debatte gab es vor dem Beschluss im Gremium nicht. Allerdings ließ eine Antwort von Oliver Kirchner, Geschäftsführer der Rosenheimer Verkehrsgesellschaft (RoVG), auf eine Nachfrage von AfD-Kreisrat Andreas Winhart aufhorchen. Er wollte wissen, ob es auch Linien gebe, deren Nutzung für die Kunden teurer werde.

Kirchner räumte ein, dass eine Preissteigerung bei innerstädtischen Verbindungen in Rosenheim erfolgen werde. Außerdem sprach er von „Einzelfällen in Wasserburg“, bei denen es eine Teuerung gebe. „Allerdings wird auch mehr Leistungsumfang geboten. Künftig ist bei Bustickets, die in Rosenheim gekauft werden, mehr Regionalverkehr ins Umland vom Tarif abgedeckt. Auch die Nutzung der Regionalbahn innerhalb der Stadt ist inbegriffen“, sagte Kirchner.

Mussten Kunden für ihre Bus-Wochenkarte bisher 17 Euro bezahlen, wird diese ab Dezember etwa vier Euro teurer. Der Preis für Monatskarten steigt von 46 auf 65,90 Euro. 65 Euro mehr pro Jahr kostet die Schülerkarte. Besonders markant ist der Anstieg bei den Jahreskarten: von 368 auf 624 Euro.

In der jüngsten Sitzung des Rosenheimer Stadtrates wurde die sich abzeichnende Preiserhöhung durchaus kritisch beäugt. „Mit dieser Teuerung gerät das Ziel, die Nachfrage des ÖPNV deutlich zu steigern, in unerreichbare Ferne“, befürchtete etwa SPD-Fraktionssprecher Abuzar Erdogan mit Blick auf die Tatsache, dass vor allem jene Busnutzer besonders stark betroffen sind, die nur innerhalb der Stadt unterwegs sind.

Wie Erdogan sah auch CSU-Fraktionssprecher Herbert Borrmann die Gefahr, dass der Preisanstieg kurzfristig zu einer geringeren Nutzung der Busse durch die Stadtbevölkerung führe.

Wunsch nach
„Abmilderung“

„Wir müssen beim MVV versuchen, die Preiserhöhung in irgendeiner Form abzumildern“, sagte Borrmann.

Noch viel Gesprächsbedarf sieht Claudia Hollinger, Chefin des gleichnamigen Busunternehmens in Bad Aibling, das seit vielen Jahren in den Linienverkehr im Landkreis Rosenheim eingebunden ist. Sie ist stellvertretende Sprecherin der Verkehrsgemeinschaft „WIR“, in der sich die Busunternehmer im Landkreis zusammengeschlossen haben.

Was die Bustarife und den Ausgleich der Mindereinnahmen für die Unternehmen betreffe, gebe es noch etliche Fragen zu klären. „Wir haben derzeit fast täglich eine Telefonkonferenz mit dem MVV“, berichtet Hollinger. Auch eine Tarifschulung habe bereits stattgefunden.

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