Von unserem Kirchturm aus hat man einen wunderbaren Blick auf ganz Rosenheim. Mitten im grauen Häusermeer kann man dort oben gleich eine grüne Insel erkennen. Es ist der Städtische Friedhof mit seinen Grünflächen, Hecken und Bäumen. Für mich als Seelsorgerin mit zahlreichen Beerdigungen ein Ort, an dem ich viel Zeit verbringe. Mit unzähligen trauernden Menschen bin ich in den letzten Jahren hier an einem offenen Grab gestanden. Beim Blick auf die grüne Fläche mitten unter den Häusern muss ich oft daran denken, dass Auferstehung nach den Berichten der Bibel auch in einem Garten beginnt. Als die Frauen am Ostermorgen ankommen im Garten mit dem Felsengrab, in dem Jesus beerdigt wurde, ist der schwere Stein vor dem Grab bereits weggerückt. Auch wenn die Tränen der weinenden Maria Magdalena noch die klare Sicht verwehren, ist der Weg für ein neues Leben längst frei. Der Tod ist für uns Menschen eine Wirklichkeit, die jeden Tag zu unserem Leben gehört. Gesellschaftlich ausgeblendet und verdrängt, werden wir aber oft erst damit konfrontiert, wenn er plötzlich unser persönliches Umfeld betrifft. An Allerheiligen und Allerseelen versammeln wir uns an den Gräbern unserer Verstorbenen. Bei manchen ist die Trauer frisch und der Schmerz noch unendlich groß, bei anderen ist der Besuch auf dem Friedhof ein liebevolles Gedenken unserer verstorbenen Familienangehörigen und Freunde. Uns allen aber möchte ich wünschen, dass wir dann trotz der Novemberstimmung dort einen „Garten des Lebens“ als Hoffnung und Zuversicht erahnen können.