Rosenheim – Seit Anfang 2022 nimmt der Landkreis Rosenheim am European Energy Award (EEA) teil. Dabei handelt es sich um ein standardisiertes Qualitätsmanagementsystem auf dem Weg zur Klimaneutralität, die die Bundesregierung bis 2045 für ganz Deutschland anstrebt. Der Umweltausschuss des Landkreises ebnete jetzt den Weg für die nächsten Schritte auf lokaler Ebene.
Einzig Kreisrat Andreas Winhart (AfD) wollte sich mit der Analyse des Istzustandes und den für die Zukunft geplanten Maßnahmen, die die Verwaltung dem Gremium vorstellte, nicht anfreunden. „Wir geben Geld aus für Zertifizierungen, die uns keinen Millimeter weiterbringen“, wetterte er.
Auskunft über
Kosten verlangt
Wie schon bei der Studie zur Treibhausgasbilanz des Landkreises, die das Institut für nachhaltige Energieversorgung (INEV) mit Sitz in Rosenheim erstellte, verlangte Winhart von Landrat Otto Lederer (CSU) Auskunft über die entstandenen Kosten in der nächsten Sitzung. „Wir haben einen Beschluss des Kreistages, uns am EAA zu beteiligen. Den vollziehen wir“, konterte Lederer Winharts Vorstoß.
Bei der Analyse des Istzustandes wurden die bisher im Landkreis realisierten Aktivitäten zur Energieeinsparung und zum Klimaschutz erfasst und bewertet. Folgende sechs Bereiche wurden beleuchtet: Entwicklungsplanung und Raumordnung, kommunale Gebäude und Anlagen, Ver- und Entsorgung, Mobilität, interne Organisation sowie Kommunikation und Kooperation.
Auf der Basis der Erkenntnisse wird anhand eines Punktesystems ein Stärken-Schwächen-Profil erstellt, das Grundlage für weitere Maßnahmen ist. Für eine Zertifizierung muss der Landkreis mindestens 50 Prozent der zu vergebenden Punkte erreichen. Bisher schafft er laut Verwaltung nur 30 Prozent. Vor allem im Bereich der kommunalen Gebäude und Anlagen sieht Landrat Otto Lederer noch viel Potenzial, das ausgeschöpft werden kann.
Um das gesteckte Ziel innerhalb des Projektzeitraums von drei Jahren zu erreichen, erstellt ein aus Verwaltungsmitarbeitern des Landratsamtes bestehendes „Energieteam“ derzeit unter Federführung der Wirtschaftsförderstelle ein Arbeitsprogramm, welches den Kreisgremien anschließend zur Billigung vorgelegt wird.
Der Landrat lobte in diesem Zusammenhang das ehrenamtliche Engagement der Teammitarbeiter. „Die haben sich unheimlich viel Mühe gegeben und auch gute Vorschläge gemacht.“ Jetzt ist es nach seiner Ansicht an der Zeit, zusätzlich externe Expertise in den Prozess einzubringen, der von INEV bis zur Zertifizierung begleitet wird.
Diese soll ein zu gründender Energiebeirat liefern, dem neben fachlich involvierten politischen Mandatsträgern und Energieexperten auch engagierte Bürgerinnen und Bürger angehören sollen. „Wir können beispielgebend sein und auch andere Kommunen zu ähnlichen Schritten ermuntern“, sagte der Landrat in der Sitzung.
Tätigkeit ohne
Bezahlung
Ohne nochmals direkt auf Winharts Kostenanfrage einzugehen, machte Lederer deutlich, dass nicht an eine Entschädigung der Beiratsmitglieder gedacht ist. „Wir gehen davon aus, dass die berufenen Mitglieder ehrenamtlich tätig sind.“
Ehe das Gremium gegen Winharts Stimme die vom Landrat vorgeschlagene Vorgehensweise billigte, gerieten Lederer und der AfD-Landtagsabgeordnete nochmals kurz aneinander. Auslöser war Winharts bissig gemeinter Vorschlag, man solle in den Energiebeirat auch einen Vertreter des Bundes der Steuerzahler berufen. „Ich weiß nicht, ob das ein besonders qualifizierter Beitrag war“, kommentierte Lederer diesen Vorstoß.