Rosenheim – Herbert Reiter kann es nicht lassen. Fast täglich ist der Aschauer Tourismuschef mit seiner Kamera unterwegs. Für das perfekte Foto klettert er auf Bäume, steht mitten in der Nacht auf und legt sich auf den Boden. „Ich probiere immer, einen anderen Blickwinkel zu bekommen“, sagt er. Vor sechs Jahren habe er die Fotografie für sich entdeckt, seither hat er tausende Motive festgehalten. Er macht Bilder von seinem Heimatort Aschau im Chiemgau, fotografiert im Bergsteigerdorf Sachrang und hat seit einiger Zeit das „Bayerische Meer“ für sich entdeckt.
Idee mit der
Zeit entstanden
„Herbert hat mir immer wieder Fotos vom Chiemsee geschickt“, erinnert sich Hannelore Maurer. Sie ist als Seelsorgerin der Stadtteilkirche Rosenheim-Inn tätig und verfasst seit mehreren Jahren wöchentliche Beiträge in den Regionalausgaben unserer Zeitung. Sie schreibt über Zuversicht, überraschende Begegnungen und aktuelle Geschehnisse. Mit der Zeit sei so die Idee entstanden, alle Beiträge in einem Buch zusammenzufassen – unterlegt mit Bildern von Herbert Reiter.
So entstand vor fast drei Jahren das Buch „Ein Jahr zwischen Himmel und Erde“ – mit 52 Geschichten und 57 Fotos. „Die Resonanz war überwältigend“, sagt Hannelore Maurer. Das Buch sei innerhalb kürzester Zeit ausverkauft gewesen und musste nachgedruckt werden. In den vergangenen drei Jahren hätten sie zahlreiche Briefe bekommen von Menschen, denen das Buch Kraft gespendet hat. Andere hätten angerufen, um ihre Wertschätzung auszudrücken. Wieder andere hätten ihnen Fotos mit dem Buch zukommen lassen – aus Finnland, Schweden und vom vatikanischen Petersplatz. „Sogar der Papst hat unser Buch in den Händen gehalten“, sagt Herbert Reiter.
Seit der Veröffentlichung des ersten Buches ist viel Zeit vergangen. Zeit, in der Hannelore Maurer weitere Kolumnen geschrieben und Herbert Reiter neue Motive fotografiert hat. Von Sonnenaufgängen, zugefrorenen Bänken, Möwen und Schiffen, die im Hafen liegen. „Der Chiemsee hält einen Zauber inne, der die Menschen berührt“, sagt Hannelore Maurer. Mit jedem zusätzlichen Bild, das ihr Herbert Reiter zuschickte, verfestigte sich die Idee, ein neues Buch zu schreiben. Eines, das den Menschen Hoffnung und Zuversicht schenkt.
Kein religiöses, aber
ein spirituelles Buch
Während bei dem ersten Buch die Kolumnen als Inspiration für die Fotos dienten, ist es dieses Mal andersherum. Nächtelang saßen Hannelore Maurer und Herbert Reiter zusammen und wählten Bilder für das Buch aus. Anschließend überlegte sich die Seelsorgerin Überschriften für jedes Kapitel und suchte nach passenden Bibelstellen. „Es ist kein religiöses Buch, aber ein spirituelles“, sagt Hannelore Maurer. Sowohl ihr als auch Herbert Reiter gehe es vor allem darum, den Lesern „glückliche Momente“ zu schenken und ihnen die „Schönheit unserer Heimat“ bewusst zu machen.
Da wäre beispielsweise das Bild einer eingefrorenen Bank auf der Fraueninsel. Reiter habe den ersten Dampfer genommen, sei auf seinem Weg in die Kirche an der Bank vorbeigekommen und habe direkt auf den Auslöser gedrückt. „Es war ein beeindruckendes und erhabenes Bild“, erinnerte sich der passionierte Hobbyfotograf. Als er sich kurze Zeit später auf den Rückweg machte, sei das Eis bereits komplett geschmolzen gewesen.
Hinter fast allen von Herbert Reiters Bildern verbirgt sich eine solche Geschichte, ein besonderer Moment oder eine Erinnerung. Kurz bevor das Buch in den Druck gehen sollte, verbrachte er einen Vormittag mit Fischern auf dem Chiemsee. Um 4 Uhr seien sie aufgebrochen. „Danach hat er mich mit Bildern bombardiert und wir haben beschlossen, ein zusätzliches Kapitel über die Fischer zu machen“, erinnert sich Hannelore Maurer.
So sei das Buch nach und nach auf insgesamt 112 Seiten gewachsen. Mittlerweile ist das Buch im Handel erhältlich – für 24,90 Euro. „Wir haben dieses Mal eine höhere Auflage drucken lassen“, sagt Herbert Reiter. Das sei zwar immer mit einem Risiko verbunden, aber die Nachfrage beim ersten Buch habe gezeigt, dass das Interesse da ist.
„Es war ein sehr aufregender Moment, das fertige Buch in den Händen zu halten“, sagt Hannelore Maurer. Der Puls sei auf 150 gewesen, die Nacht zuvor habe sie kaum ein Auge zugemacht.
Mehr Mut
zur Stille
Mit dem Ergebnis seien sowohl sie als auch Herbert Reiter mehr als zufrieden. Zum wiederholten Male haben die beiden mit Cristina Repper zusammengearbeitet, die sich um das Layout gekümmert hat. Auf den Titel „SEElenbilder“ hätten sie sich gleich zu Beginn geeinigt. „Die Bilder und Gedanken in unserem Buch sollen berühren und zur Stille ermutigen“, sagt Hannelore Maurer.