Schienennetz ist überlastet

von Redaktion

Verspätungen wegen schlechten Zustands der Gleise – Auch Grenzkontrollen spielen Rolle

München/Rosenheim – Zugausfälle und Verspätungen machen dem Bahnverkehr in Bayern weiter zu schaffen. Im vergangenen Jahr waren die Regionalzüge und S-Bahnen laut einer Statistik der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) so unpünktlich wie seit 26 Jahren nicht mehr. Die BEG plant, finanziert und kontrolliert den Personennahverkehr auf der Schiene in Bayern im Auftrag des Freistaats. In einer Ende Oktober veröffentlichten Statistik wurde nun die Misere in Bayerns Bahnverkehr deutlich.

So schlecht wie
seit 26 Jahren nicht

Während die Pünktlichkeitsrate erstmals seit 26 Jahren unter die 90-Prozent-Marke sank, nahmen die Zugausfälle bayernweit zu und stiegen von 4,5 auf 4,9 Prozent. Eine Erklärung für die schlechten Zahlen lieferte die BEG ebenfalls: „Die Infrastrukturprobleme werden immer offensichtlicher – auch weil der Verkehr auf der Schiene immer neue Rekorde erreicht“, erklärte der Sprecher der Geschäftsführung der BEG, Thomas Prechtl, und fügte an: „Es ist nicht neu, dass die Schiene unter einem jahrzehntelangen Sanierungsstau leidet. Neu ist aber, dass sich die Situation derart zuspitzt.“

Es ist eine Erklärung, die auch für die Situation in der Region gilt. Die Bayerische Regiobahn betreibt den Schienenverkehr zwischen München, Kufstein und Salzburg. „Die Pünktlichkeit liegt in der Tat an der Infrastruktur. Gerade Bahnübergangsstörungen, defekte Signalanlagen und immer wieder Langsamfahrstellen aufgrund maroder Gleisanlagen sind hier die Ursachen“, so eine Sprecherin der Bayerischen Regiobahn über die Situation im Netz Chiemgau-Inntal. Für die Infrastruktur sei jedoch die Deutsche Bahn zuständig.

Bei der Bahn hat man den Ernst der Lage offenbar begriffen. Die DB Netz arbeitet intensiv daran, den Zustand der Gleise zu verbessern – was wiederum schlecht für die Pünktlichkeit ist: „Eine Baumaßnahme löst die andere ab, was dazu führt, dass an nahezu keinem Tag nach regulärem Fahrplan gefahren werden kann“, so die BRB-Sprecherin. Ein weiteres Problem sind nach ihren Worten die intensiven Grenzkontrollen in Zügen aus Österreich in Freilassing, die teilweise bis zu 30 Minuten Verspätung pro Zug bedeuten.

Das bestätigt auch Marco Kragulji, stellvertretender Landesvorsitzender Bayern des Fahrgastverbands Pro Bahn: „Die Kontrollen führen regelmäßig zu Verspätungen von teils mehr als zehn Minuten.“

Für Pro Bahn waren die schlechten Pünktlichkeitswerte keine Überraschung. Der Verband hat einen weiteren Grund für die schlechten Werte in der Region ausgemacht: „Was unsere Heimat-Netze betrifft, war vor allem die starke Nachfrage durch das 9-Euro-Ticket ein ausschlaggebender Punkt für die Verspätungen“, so Kragulji. Zu dieser Zeit seien die Züge in Richtung Berge und Seen deutlich voller als üblich gewesen.

Pro Bahn hätte sich von Anfang an mehr Unterstützung durch den Aufgabenträger, die BEG, gewünscht, indem man auf touristisch attraktiven Routen mehr Sitzplätze und somit längere Züge für diesen Zeitraum bestellt hätte.

Immer mehr
Langsamfahrstellen

„Viele Baustellen im Netz Berchtesgaden-Ruhpolding und auch die lange Sperre nach dem Dammrutsch bei Ramerberg tragen zu den höheren Ausfallquoten bei“, so Kragulji weiter. Nach dem tragischen Unglück in Burgrain und den folgenden Untersuchungen des bayerischen Schienennetzes wurden etliche Mängel aufgefunden, die in der Menge nicht mehr kurzfristig beseitigt werden konnten. Eine schnelle Verbesserung des Schienennetzes rückt damit in weite Ferne: „Unseren Beobachtungen nach steigen die Zahlen der Schadstellen bis heute rasant an und damit auch die Zahl der Langsamfahrstellen“, so Marco Kragulji.

Information der Fahrgäste

Artikel 2 von 11