Volkstrauertag

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Wenn ich am Schreibtisch auf das Foto meiner erwachsenen Kinder schaue, schenkt mir das selbst an den dunkelsten Tagen noch einen Moment der Freude. Es gibt keine größere Liebe, als die zu den eigenen Kindern und alle Mütter und Väter auf dieser Welt fühlen ebenso. Es gibt auf der anderen Seite auch keinen größeren Kummer, als ein eigenes Kind wieder hergeben zu müssen, mit welchem Alter auch immer. Das Leben stellt uns manchmal leider vor diese Herausforderung durch Unfall, Krankheit oder andere Schicksalsschläge. Krieg aber ist kein Schicksal. Krieg wird durch Menschen eröffnet und durch Menschen geführt. Fast seit Anbeginn der Menschheit ist das so und hinter den nackten Zahlen der Opfer stehen in der Statistik unberücksichtigt die trauernden Ehepartner, die Kinder sowie all die liebenden Mütter und Väter, die ihre Kinder nicht für den Krieg geboren und großgezogen haben. „Nein, meine Söhne geb ich nicht“, singt Reinhard Mey in einem Lied. „Sie werden nicht in Reih‘ und Glied marschieren, nicht durchhalten, nicht kämpfen bis zuletzt und auf einem gottverlassenen Feld erfrieren, während ihr euch in weiche Kissen setzt.“ Am kommenden Sonntag gedenken wir am Volkstrauertag der Opfer der beiden Weltkriege. Die Teilnehmer an den Feiern werden jedes Jahr weniger, weil die vergangenen Weltkriege unsere Familien heute meist nicht mehr unmittelbar betreffen. Das Anliegen aber bleibt das Gleiche, gerade angesichts des Mordens in der Ukraine, in Israel und in den Palästinensergebieten. Nein, unsere Söhne und Töchter geben wir nicht!

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