Jetzt also auch noch Regina Rick: Die Starverteidigerin (54) aus München ist eine Spezialistin für Freisprüche. Ein Paradebeispiel: der Genditzki-Prozess rund um den „Badewannen-Mord“ von Rottach-Egern. Im Fall von Manfred Genditzki, der über 13 Jahre für einen Mord saß, den er nicht begangen hatte, nahm sie es mit den Ermittlern auf, prangerte deren Fehler und Ignoranz an. Mit Erfolg. Und sie mischt nun im Prozess um den Tod von Hanna mit. Auf Wunsch der Eltern des Angeklagten.
Ist damit Sebastian T. ein Kandidat für einen Freispruch? Deswegen kaum. Die Personalie sagt aber etwas über die Familie von Sebastian T. aus. Klar, die Angehörigen stärken dem Angeklagten den Rücken. Sie beeinflussen den 21-Jährigen aber offenbar auch darüber hinaus. Er schweigt beharrlich, vielleicht auch, weil das die Familie so will. Als könne nicht sein, was nicht sein darf: dass ihr Sohn möglicherweise ein Verbrechen begangen hat. Stets sitzen die Angehörigen im Saal, notieren beinahe jedes Wort. Als wollten sie Beweise sammeln. Dafür, dass dieser Prozess an sich schon ein Justizirrtum ist.
Doch davon ist dieses Verfahren weit entfernt, auch mit Regina Rick als Verteidigerin. Der Paukenschlag ihres Auftritts ist eben kein Schlussakkord. Noch ist nicht mal die Hälfte aller angesetzten Verhandlungstage absolviert. Da es keinen handfesten Beweis gibt, beruht die Anklage auf den Ermittlungen der Polizei und Zeugenaussagen. Deren Glaubwürdigkeit wird Regina Rick zu erschüttern versuchen. Nicht anders, als das was die Verteidiger bislang schon taten. Nur nicht so gut eingearbeitet. Und sicher auch mit Fragen, die ihre Kollegen schon an den zehn Verhandlungstagen zuvor gestellt hatten.
Der Ton könnte rauer werden. Das zeigte sich schon am ersten Tag. Mit der Zahl der Anwälte dürfte die Zahl der Fragen steigen. Das Verfahren könnte länger dauern als ohnehin anberaumt. Auch das gehört zur Wahrheitsfindung bei diesem Prozess: Für die Familie der toten Hanna ist das eine weitere harte Probe.