Katharinenheim in finanzieller Schieflage

von Redaktion

Das Katharinenheim ist insolvent. Der Verein betreibt in Bad Endorf und Thansau Altenheime, außerdem Kitas. Müssen die Senioren umziehen? Was ist mit den Kindern? Wie konnte es so weit kommen? Die Verantwortlichen im Exklusivgespräch.

Bad Endorf/Rohrdorf – Wieder ist eine private Pflegeeinrichtung ins Trudeln geraten (wie berichtet). Es ist kein kleines Haus: Das Katharinenheim betreibt mehrere Einrichtungen in Bad Endorf und Rohrdorf. Und dennoch, bestätigt Bad Endorfs Bürgermeister Alois Loferer, sahen sich die Verantwortlichen des Katharinenheims gezwungen, ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zu eröffnen.

Zahlungsfähigkeit

nach Ansage

Es war eine Zahlungsunfähigkeit mit Ansage. Sagt Anita Read, die Geschäftsführerin des Katharinenheim e.V. Denn die von der Politik geforderte Fachkräftequote von 50 Prozent sei schlicht nicht zu halten. Werden die 50 Prozent unterschritten, legt die Heimaufsicht Betten still. „Uns hat dieses Schicksal erstmals im September 2022 ereilt.“

Die generalisierte Ausbildung, die nicht mehr unterscheidet zwischen Alten- und Krankenpflege, sei ein Grund für den Personalmangel. Die jungen Leute gingen nahezu ausschließlich in die Krankenhäuser. Und auch gestandenes Personal wandere ab. Fachkräfte aus dem Ausland? „Wir hätten zwei Leute aus Tunesien – die warten seit einem Jahr auf ihr Visum“, berichtet Anita Read. Und dann fehlt noch die Anerkennung der Ausbildung.

Das Haus Katharina in Bad Endorf hat 162 Plätze, rund um die 130 dürfen – je nach Zahl der gerade vorhandenen Fachkräfte – seit gut einem Jahr belegt werden. In Thansau, im Haus St. Anna, sind es um die 74 von 82 Plätzen. Das sind monatlich 4000 bis 4500 Euro pro Platz, die das Katharinenheim nicht hat. Die Einnahmen fehlen dann wiederum, wenn Köche, Reinigungskräfte, Verwaltungsleute sowie die rasant gestiegenen Nebenkosten und die immer teurer werdenden Lebensmittel bezahlt werden müssen.

„Wir haben lange überlegt, was wir für Möglichkeiten haben“, sagt Anita Read. Und dann seien sie zu dem Schluss gekommen, dass Wohngemeinschaften für Behinderte eine gute Alternative seien. Eine Option, die es Rohrdorfs Bürgermeister Simon Hausstetter, wie sein Bad Endorfer Kollege qua Amt Vorstandsmitglied, sehr angetan hat. WGs, die es ihren Bewohnern möglich machen, so lange so eigenständig zu leben, wie sie wollen und können.

„In Bad Endorf sind die ersten schon eingezogen, bei uns in Thansau kommen sie demnächst“, berichtet Hausstetter. Die Nachfrage sei da, die Wohngemeinschaften liefen gut an. Die Bewohner rufen ihren Unterstützungsbedarf bei einem Anbieter ihrer Wahl ab, wie sie ihn brauchen, erklärt Anita Read. Eine Option, die auch das Personal überzeugt habe. Anita Read ist sicher: „Die WGs für Menschen mit Behinderungen sind unsere Zukunft.“

Anita Read war rund fünf Jahre lang Behindertenbeauftragte der Staatsregierung, ist immer noch gut vernetzt. Sie hat mit Politikern aller Parteien gesprochen, für eine Aussetzung der Quote geworben. Damit die Alten- und Pflegeheime nach der Corona-Pandemie, „die uns sehr weh getan hat“, und der folgenden hohen Inflationsrate überhaupt wieder finanziellen Boden unter die Füße bekommen. Erfolglos. „Sie wollen alle an der Quote festhalten“, berichtet Anita Read.

Sie ist nicht die Einzige, die an die Quote will: „An die Politik in Land und Bund richte ich den eindringlichen Appell, auf Ereignisse wie beim Katharinenheim in Bad Endorf zu reagieren. Das sture Festhalten an der Fachpersonalquote sichert nicht die damit beabsichtigte Betreuungsqualität“, sagt Alois Loferer. Stattdessen entstünden finanzielle Schieflagen in den Heimen. „Am Ende droht die Schließung ganzer Pflegeeinrichtungen mit dem damit offenen Schicksal betreuungsbedürftiger Mitmenschen.“

Zur Fachkräftequote und den steigenden Ausgaben kommt ein weiteres Problem: Der Staat hat Schulden bei den Heimen. Immer mehr Bewohner können sich die Kosten nicht mehr leisten, werden Sozialhilfeempfänger. Nur landet das Geld erstmal nicht bei den Heimen. Das hat der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) in einer Blitzumfrage unter seinen Mitgliedsbetrieben im Freistaat ermittelt. In der Umfrage meldeten 150 Einrichtungen konkrete unbezahlte Rechnungen der Sozialhilfeträger in Höhe von mehr als 6,5 Millionen Euro. Dabei bildet der Bezirk Oberbayern die traurige Spitze mit drei Millionen Euro an gemeldeten Außenständen. Ja, diese Außenstände gebe es, bestätigt Anita Read, zum Teil über Monate hinweg. Wobei sie sogar noch ein wenig Verständnis aufbringt: „Auch da herrscht Personalmangel.“

Vor wenigen Tagen informierte Anita Read ihr Personal darüber, dass das Katharinenheim wegen akuter Zahlungsunfähigkeit Insolvenz in Eigenverwaltung beantragen müsse. Nur so gebe es die dringend benötigte finanzielle Verschnaufpause. Aber die Gehälter, die können voll bezahlt werden. Alle hätten Verständnis gehabt, eine Fluchtbewegung habe nicht eingesetzt. „Meine Mitarbeiter sind so toll!“

„Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass der Betrieb vollumfänglich weitergeführt wird.

Das dreimonatige Verfahren dient dazu, das Unternehmen wieder auf eine gesunde wirtschaftliche Basis zu stellen“, erklärt Loferer, der das in seinem Leben vor dem Bürgermeisteramt miterlebt hat. Die Unterstützung beider Gemeinden haben Geschäftsführerin Anita Read und der Verein, erklärt Hausstetter.

Er gehe davon aus, dass das Verfahren rechtzeitig eingeleitet wurde. „In drei Monaten sollte alles über die Bühne sein“, äußert er sich optimistisch. Der Insolvenzverwalter, in diesem Falle vor allem Berater, sehe gute Prognosen für die einzelnen Geschäftszweige, berichtet Loferer. „So zeichnet sich schon jetzt ein positiver Ausgang des Insolvenzverfahrens ab.“

Erfolgsgeschichte
fortsetzen

Damit ist klar, dass keine neuen Plätze für die Senioren gefunden werden müssen. Und auch die Kinderbetreuung ist sicher.

Die Arbeitsplätze bleiben erhalten. „Ich richte meine Bitte an alle KiTa-Eltern, die Familien der Heimbewohnerinnen und -bewohner, insbesondere aber an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Katharinenheims: schenken Sie allen Verantwortlichen in Vorstand, Geschäftsführung und Insolvenzberatung Ihr Vertrauen. Helfen wir alle zusammen, damit die 103-jährige Erfolgsgeschichte unseres Katharinenheims nicht an dieser Stelle endet.“

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