Babensham – Maitenbeth hat reagiert: Die Gemeinde benannte die Pfarrer-Axenböck-Straße um: in Kirchplatz. Das Schild wurde entfernt, denn der Geistliche, der von 1949 bis 1972 in der Gemeinde tätig war, soll Kinder missbraucht haben. Wie wird Babensham mit einer ähnlichen Situation umgehen?
Zum Ehrenbürger
ernannt
Hier gibt es laut Erzdiözese „plausible und glaubhafte“ Hinweise von fünf Personen auf Missbrauch durch Pfarrer Josef Schneller, der hier in 60er- und 70er-Jahren tätig und 2003 verstorben war. Schneller ist Ehrenbürger von Babensham, er war der Erste, der diese Auszeichnung erhielt. 1984 wurde Schneller laut Bürgermeister Josef Huber die Urkunde überreicht. In den wenigen Unterlagen zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft fand er als Begründung die Information, Pfarrer Schneller habe sich mit seinen seelsorgerischen Leistungen um die Kommune verdient gemacht. Huber berichtet, es sei bekannt, dass Schneller viel investiert habe in die Ausstattung der Kirche. Zeitzeugen berichten, er sei ein Krippenkenner und Sammler kirchliche Figuren gewesen. Schneller war auch als Religionspädagoge tätig. Er liegt in Babensham auf dem Friedhof begraben.
Kriterien, nach denen die Ehrenbürgerschaft verliehen wird, gab es vor 40 Jahren in Babensham nicht, so Huber. Aus den Dokumenten von damals gehe hervor, Schneller sei vorgeschlagen worden.
Als Huber vor 21 Jahren sein Amt als Bürgermeister antrat, suchten ihn nach eigenen Angaben Frauen aus dem Dorf auf und berichteten über das, was ihnen der Pfarrer angetan habe. Die Betroffenen hätten ihn damals gebeten, Stillschweigen zu wahren. Das habe er akzeptiert und die Informationen, wie gewünscht, für sich behalten. Die Frauen hätten als Grund für ihre Mitteilungen angegeben, sie wollten verhindern, dass es im Dorf einmal eine nach dem Pfarrer benannte Straße gebe.
Diesbezüglich seien niemals Anträge gestellt oder Wünsche aus der Bevölkerung an den Gemeinderat herangetragen worden, betont Huber. Er hat den Pfarrer selber gekannt, allerdings nur flüchtig, denn Huber gehörte damals zur Pfarrei Schnaitsee-St. Leonhard, Schneller wirkte in der Pfarrei Babensham. „Ich habe ihn als Kind nur ein- bis zweimal erlebt, musste bei seinem Tod, der in meine Amtszeit fiel, jedoch an seinem Grab die Rede halten. Ich habe es kurz gehalten, es ist mir sehr schwergefallen“, berichtet der Rathauschef. Trägt sich Babensham mit dem Gedanken, die Ehrenbürgerschaft aufzuheben? „Wenn es die Betroffenen wollen, sofort“, sagt der Bürgermeister. Für ihn gilt: „Wir entscheiden nur im Sinne der Betroffenen. Ihre Wünsche und Anliegen sind das Maß aller Dinge.“ Seit Bekanntwerden der Missbrauchsskandale und der gestarteten Aufarbeitung durch die Erzdiözese seien auch in Babensham „alte Wunden wieder aufgerissen“. Jetzt hoffe er darauf, dass das Geschehen endlich aufgearbeitet werden könne und die Betroffenen, auch jene, die sich noch nicht gemeldet hätten, die Hilfe bekämen, die sie persönlich benötigen würden.
Wurde der Priester
strafversetzt?
Vor seiner Tätigkeit in Babensham war Schneller von 1948 bis 1962 als Pfarrer in Niklasreuth-St. Nikolaus (Irschenberg) tätig. Zeitzeugen berichten, von hier sei er nach Babensham strafversetzt worden. Der Pressesprecher der Erzdiözese, Dr. Christoph Kappes, teilt auf Nachfrage mit, in den Akten der Erzdiözese seien für diese Zeit keine Vorwürfe wegen eines inkorrekten Verhaltens gegenüber Kindern und Jugendlichen oder Missbrauchs mit einer sexuellen Konnotation dokumentiert. Auch der Grund für die Versetzung nach Babensham sei unklar und vermutlich nach mehr als 60 Jahren nicht mehr feststellbar.