Dauereinsatz im Schneetreiben

von Redaktion

Gestrandete Reisende, blockierte Straßen, Stromausfälle: Der massive Wintereinbruch hat am Wochenende zahlreiche Einsatzkräfte in Atem gehalten.

Rosenheim/Traunstein – Heftige Schneefälle, glatte Straßen und umgestürzte Bäume haben die Einsatzkräfte am Wochenende in der Region stark gefordert und das öffentliche Leben teilweise lahmgelegt. Örtlich fielen bis zu 40 Zentimeter Neuschnee. Feuerwehren, Polizei, Rettungs- und Räumdienste waren im Dauereinsatz.

Allein die Integrierte Leitstelle (ILS) Rosenheim, zuständig für die Landkreise Rosenheim und Miesbach sowie die Stadt Rosenheim, zählte im Laufe des Wochenendes mehr als 600 Feuerwehr- und Rettungsdiensteinsätze. Zeitweise waren 40 Notrufe in der Warteschlange. Insgesamt wurden über 1700 Notrufe innerhalb von vier Stunden durch die ILS bearbeitet. Die Einsatzschwerpunkte waren gleichmäßig über das gesamte Gebiet verteilt.

In den meisten Fällen ging es laut Rosenheims Kreisbrandrat Richard Schrank darum, die vielen durch umgestürzte Bäume blockierten Verkehrswege frei zu machen und den Rettungsdienst aufrechtzuerhalten und zu unterstützen.

Reisende sitzen
in Rosenheim fest

Doch auch aufgrund der Probleme beim Bahnverkehr waren einige Feuerwehren gefordert. Dieser war durch umgestürzte und in Oberleitungen hängende Bäume zunächst stark eingeschränkt und kam dann in der Nacht auf Samstag völlig zum Erliegen. Für 225 Fahrgäste, die in einem Zug in Richtung München unterwegs waren, endete die Fahrt vorzeitig um 2 Uhr in Rosenheim. Aufgrund des starken Schneefalls sei die Strecke blockiert und eine Weiterfahrt nicht möglich gewesen, berichtet Hans Meyrl, Stadtbrandrat in Rosenheim. „Die Fahrgäste konnten zunächst im warmen Zug warten und wurden dort vom Sanitätsdienst des Malteser Hilfsdienstes Rosenheim mit warmen Getränken versorgt“, so Meyrl. Am frühen Morgen sei dann eine Oberleitung gerissen und der Zug konnte nicht mehr warm gehalten werden, wodurch die Passagiere in das beheizte Bahnhofsgebäude wechseln mussten.

Da nicht absehbar war, wann der Zugverkehr wieder aufgenommen werden konnte, entschieden sich die Verantwortlichen der Stadt Rosenheim, die noch verbliebenen rund 170 Personen an ihr Ziel zu bringen. Dafür fuhren die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Rosenheim die gestrandeten Fahrgäste im Laufe des Samstags in Mannschaftstransportfahrzeugen nach München.

123 Passagiere
aus Zug evakuiert

In Feldkirchen-Westerham musste am Samstagmorgen gegen 6 Uhr ein Zug der Bayerischen Regionalbahn (BRB) auf dem Weg nach München seine Fahrt vorzeitig beenden. Wie eine Sprecherin der BRB mitteilte, mussten die 123 Passagiere aufgrund eines umgestürzten Baumes evakuiert werden. Die Feuerwehr Feldkirchen-Westerham brachte die Fahrgäste vom Zug zur Grundschule, wo sie in der Mensa Unterschlupf fanden, so der stellvertretende Kommandant Franz Faltlhauser. Von dort aus seien sie von Taxis oder von Angehörigen abgeholt worden.

Dass sich die Lage in der Nacht aufgrund des anhaltenden Schneefalls zuspitzen könnte, war den Verantwortlichen von Landratsamt, Kreisfeuerwehrverband und Rettungsdienst schon früh klar. In der Nacht gegen 3.30 Uhr trat im Landratsamt ein Krisenstab zusammen, um die Einsatzkräfte zu koordinieren und Vorbereitungsmaßnahmen zu treffen.

So wurden zur Entlastung der regulären Rettungskräfte die mit ehrenamtlichen Einsatzkräften besetzten Schnelleinsatzgruppen in Bereitschaft versetzt und Feuerwehrfahrzeuge bereit gestellt und mit Schneeketten ausgestattet, um dem Rettungsdienst im Fall des Falles ein schnelleres Durchkommen zu ermöglichen. Ebenso unterstützten ehrenamtliche Einsatzkräfte, etwa der Johanniter, den regulären Rettungsdienst mit zusätzlichen Fahrzeugen, damit Hilfe im Notfall möglichst schnell dort ankam, wo sie gebraucht wurde.

Ein Lob gibt es von Kreisbrandrat Richard Schrank für die Autofahrer: „Die meisten Leute waren wirklich vernünftig.“ Viele hätten sich die Warnungen der Behörden zu Herzen genommen und seien zu Hause geblieben. Das erkläre wohl, dass sich die Zahl der Unfälle vergleichsweise in Grenzen hielt. „Es sind schon einige Fahrzeuge von der Straße abgekommen, aber das ging zumeist glimpflich aus“, zieht er Bilanz.

Gegen Strommasten
geschleudert

Ein Unfall mit beträchtlichem Schaden ereignete sich allerdings am Freitag gegen 20.15 Uhr in Rosenheim, als ein Autofahrer auf schneeglatter Fahrbahn gegen einen Strommasten schleuderte. Durch den Aufprall wurde eine der drei Stützen des Strommasts einer Überlandleitung, die in das Inntal führt, abgeschlagen. Der Fahrer konnte sich selbst aus dem Fahrzeug befreien. Es bestand die Gefahr, dass der Mast abbricht. Er wurde vorläufig gesichert, muss aber ausgetauscht werden.

Lokal fiel in mehreren Orten aufgrund der Schneemassen zeitweise der Strom aus. So hatten zahlreiche Haushalte in Höslwang seit den frühen Morgenstunden am Samstag bis in den Sonntagnachmittag hinein zu kämpfen. „Um 3 Uhr nachts war der Strom weg“, berichtet Hans Stübl, Vorsitzender der Feuerwehr Höslwang. Zwischen 150 und 200 Bürger in den Ortsteilen Sonnering, Dielstein sowie im Bereich der Endorfer Straße waren von dem Blackout betroffen. Am Sonntag waren die Bayernwerke noch damit beschäftigt, den Schaden zu beheben. Den ganzen Samstag bis zum späten Nachmittag mussten einige Riederinger Ortsteile ohne Strom auskommen. Auch in mehreren Altenheimen und medizinischen Einrichtungen in der Region kam es zu Problemen mit der Stromversorgung. Auch hier waren die Feuerwehren zur Stelle.

Auch im Landkreis Traunstein waren die Feuerwehren im Dauereinsatz. „Feuerwehren, Winterdienste und Straßenmeistereien haben Großartiges geleistet“, sagte Kreisbrandrat Christof Grundner gestern am Ende des zweitägigen Dauereinsatzes. 60 Feuerwehren mit etwa 1200 Aktiven hätten stundenlang alles gegeben, damit die Infrastruktur aufrechterhalten bleibe. Grundner geht von etwa 650 witterungsbedingten Einsätzen im Landkreis Traunstein aus. Die Mitglieder der Führungsstelle Chiemsee im Feuerwehrhaus Erlstätt hatten alle Hände voll damit zu tun, die Lage zu erfassen und einen Überblick über die Entwicklungen zu behalten. In den meisten Fällen ging es auch hier um umgestürzte Bäume, die den Schneemengen nicht standhielten.

Aufgrund der Witterungsverhältnisse wurden auch einige Veranstaltungen in der Region abgesagt, so etwa der Bergener Advent. In Rosenheim wurde als Vorsichtsmaßnahme das Eisstadion gesperrt. Bis weit in den Sonntag hinein hatte das Schneechaos Auswirkungen. So konnten Besucher das Schloss Herrenchiemsee und den Park nicht besichtigen. Im Bahnverkehr ist noch bis Dienstag mit massiven Behinderungen zu rechnen.

Die Feuerwehr rät:

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