Ein Nikolaus namens Manfred

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Jeden Mittwoch steht Nikolaus sehr früh auf. Denn jeden Mittwoch organisiert Nikolaus die Ausgabe von Brot und Gebäck für die Bürger unserer Stadt, die unterhalb der Armutsgrenze leben. Nikolaus kann das tun, weil eine örtliche Bäckerei das Brot kostenlos zur Verfügung stellt, er selber schon in Rente ist und Zeit hat, und weil ihn ein paar treue Helfer dabei unterstützen. Das ganze Jahr über tut Nikolaus still und unaufgeregt seinen Dienst. Nicht mit allen Menschen, die jeden Mittwoch zur Brotausgabe in den alten Pfarrhof kommen, kann sich Nikolaus unterhalten, denn viele sprechen eine Sprache, die er nicht wirklich versteht.

Aber er kennt sie alle, denn die meisten kommen immer wieder. Wenn sich Nikolaus nicht verständigen kann, lächelt er ihnen zumindest freundlich zu. Gegen Mittag fährt Nikolaus wieder heim. Selber bleibt ihm nichts aus der wöchentlichen Plackerei. Sein Gewinn ist jedoch die Freude, die er selbst dabei geschenkt bekommt. Sagt er jedenfalls. Nikolaus hat tatsächlich einen weißen Bart, der sogar echt und nicht nur angeklebt ist. Nur heißt Nikolaus eigentlich Manfred und ein richtiger Heiliger ist er, um ehrlich zu sein, auch nicht. Aber für mich doch sehr viel heiliger und heilbringender als manche seiner Nikolauskollegen in lächerlichen Plüschmänteln und roten Zipfelmützen. Der Nikolaus aus unserem alten Pfarrhof lässt wenigstens erahnen, warum der heilige Nikolaus damals die Herzen der Menschen berührt und zum Nachdenken gebracht hat.

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