Höslwang – Kein Licht, kein Strom, keine Heizung – und keine Möglichkeit, zu kochen – und das über 24 Stunden lang bei Temperaturen von unter null Grad. Die heftigen Schneefälle in der Nacht auf Samstag sorgten in vielen Gemeinden im Landkreis Rosenheim immer wieder für Stromausfälle. In Höslwang aber blieb es an einigen Stellen fast das ganze Wochenende dunkel.
„Das erste Mal, dass der Strom plötzlich in der ganzen Gemeinde weg war, war am Samstag gegen 3 Uhr in der Früh“, berichtet Johann Stübl, Vorsitzender des Feuerwehrvereins Höslwang, am Telefon. Während in den meisten Teilen der Gemeinde der Strom im Laufe des Samstagvormittags wieder da war, ging im Bereich um die Endorfer Straße und in Richtung Sonnering immer noch nichts. Der Grund: „Eine Stromleitung zwischen zwei Strommasten in der Nähe des Sportheims war abgerissen“, erklärt Stübl, der selbst in dem betroffenen Teil von Höslwang lebt.
Genaue Ursache
noch nicht geklärt
Warum die Leitung genau gerissen ist, darüber kann der Vorsitzende des Feuerwehrvereins nur spekulieren. Ein wegen der hohen Schneelast umgefallener Baum oder ein heruntergefallener Ast sei es aber „sicher nicht gewesen, da dort weit und breit kein Baum steht“, so Stübl. Dass die große Menge an Neuschnee schuld am stundenlangen Blackout war, sei möglich, aber nicht sicher.
Auch der Stromnetzbetreiber „Bayernwerk“ konnte gestern noch keine Antwort auf die Frage nach der genauen Ursache für den Schaden geben. Insbesondere, da „aufgrund der intensiven Arbeit an der Versorgungslage in den vergangenen Tagen noch keine Detailauswertung“ vorliegt, wie ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage mitteilte. Jedoch seien Stromausfälle von über 24 Stunden „Sonderfälle“. Auch, dass Stromleitungen abreißen, ist dem Sprecher zufolge selten, könne aber durch die „Last von Eis und Schnee vorkommen“.
Nachdem am Samstagnachmittag klar wurde, dass der Stromausfall noch länger dauern könnte, fing das Dorf an, sich zu organisieren. „Wir haben geschaut, ob Nachbarn Hilfe brauchen und an welchen Stellen Notstromaggregate gebraucht werden – zum Beispiel, damit die Landwirte ihre Tiere versorgen können“, erklärt Stübl. Er selbst habe nach einem älteren Ehepaar geschaut und eine Powerbank – einen mobilen Zusatzakku zum Aufladen von Smartphones – vorbeigebracht.
Viele Bürger wussten
sich selbst zu helfen
„Eigentlich war es ganz unspektakulär, weil alle Anwohner gut versorgt waren“, sagt Strübl. Es habe zwar einen Notfallplan gegeben, bei dem das Feuerwehrhaus zur Notunterkunft umfunktioniert worden wäre, dieser sei aber nicht notwendig geworden.
„Keiner hat sich bei uns gemeldet, dass er Hilfe braucht“, berichtet Strübl. Die meisten hätten mit ihren Holzöfen eingeheizt, auf kleinere Notstromaggregate zum Aufheizen der Wohnungen zurückgegriffen oder seien zu Verwandten gefahren. Dennoch seien dann alle froh gewesen, als ein „Trupp des Netzversorgers aus Bamberg“ die Leitung am Sonntagnachmittag endlich repariert hatte. Denn: „Dunkel war’s ja trotzdem in den Häusern und Wohnungen“ – und das teils über 24 Stunden lang. Daher habe auch bei einigen die batteriebetriebene Weihnachtsbeleuchtung als Lichtquelle dienen müssen. „Im Großen und Ganzen war der Stromausfall aber aushaltbar“, findet der Vorsitzende des Feuerwehrvereins. Allerdings: „Eine weitere Nacht ohne Strom wäre schwierig geworden.“
Sicherheit
geht vor
Auch Hans Gehrlein, Wirt des Gasthauses „Gehrlein“ in Höslwang und Präsident des FC-Bayern-Fanclubs „13 Höslwanger“, war vom Stromausfall betroffen – noch mehr allerdings vom Schneechaos am Wochenende. Denn eigentlich hätte am Sonntag Bayern-Star und Nationalspieler Leroy Sané zur Weihnachtsfeier des Fanclubs kommen sollen.
„Die Bayern haben aber alle bayernweiten Besuche der Spieler bei den Fanclubs wegen des Wetters abgesagt“, sagt Gehrlein. In erster Linie um die Sicherheit der Spieler, aber auch die der Fans bei der An- und Abreise zu den Treffen zu gewährleisten.
FC Bayern verspricht
Ersatztermin
„Bei dem Chaos auf den Straßen kann man das schon verstehen, da steht die Sicherheit an erster Stelle“, findet Gehrlein – auch wenn einige Kinder des Fanclubs sehr enttäuscht gewesen seien. „Der FC Bayern hat uns versprochen, dass der Termin nachgeholt wird und Sané noch nach Höslwang kommen wird“, sagt der Fanclub-Präsident. Wann das der Fall sein wird, stehe aber – „aufgrund des vollen Terminkalenders der Bayern“ – noch nicht fest.
Leer war sein Wirtshaus am Sonntag aufgrund der Absage der Bayern trotzdem nicht. „Bei uns waren einige Leute, die wegen des Stromausfalls daheim nicht kochen konnten“, sagt Gehrlein. Daher sei alles nicht so schlimm gewesen.