MVV-Beitritt: Das ändert sich

von Redaktion

In wenigen Tagen ist es so weit: Am Sonntag (10. Dezember) werden Stadt und Landkreis Rosenheim offiziell Teil des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV). Worauf sich die Kunden freuen können.

Rosenheim – Für Dr. Bernd Rosenbusch war es fast eine Premiere. Während der Geschäftsführer des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) zu Terminen in der Regel mit der Bahn fährt, musste er dieses Mal aufs Auto umsteigen. Denn am Dienstagvormittag war der Rosenheimer Bahnhof aufgrund eines Oberleitungsschadens immer noch gesperrt. Trotzdem ließ es sich der Geschäftsführer nicht nehmen, persönlich ins Rathaus zu kommen – um gemeinsam mit Oberbürgermeister Andreas März und Landrat Otto Lederer die wichtigsten Fragen rund um den anstehenden MVV-Beitritt zu klären.

Größte Erweiterung
seit 50 Jahren

„Es ist die größte Erweiterung des MVV-Gebietes seit 50 Jahren“, sagte der MVV-Geschäftsführer. Denn nicht nur Stadt und Landkreis Rosenheim treten bei, auch der Landkreis Miesbach sowie der Kreis Bad-Tölz-Wolfratshausen haben ihre Zusage gegeben. Weitere Beitritte sind geplant.

„Für uns ist es ein echter Meilenstein und ein neues Kapitel für den ÖPNV in der Region“, sagte Oberbürgermeister März. Seit 18 Monaten stehe er im Austausch mit Rosenbusch und habe sich von Anfang an dafür stark gemacht, dass Rosenheim dem MVV beitritt. „Für mich ist eine Mitgliedschaft alternativlos“, sagte März. Ähnlich äußerte sich Landrat Lederer. Durch den MVV-Beitritt werde es für die Kunden „billiger, einfacher, professioneller und digitaler“. Er sei froh, dass man die Chance genutzt habe. „Es ist nicht nur für uns ein Mehrwert, sondern auch für die anderen Partner“, sagte er. So würden die Münchner durchaus davon profitieren, dass sie jetzt mit einem Ticket von der Landeshauptstadt bis an den Chiemsee fahren könnten. Auch eine Fahrt nach Kufstein ist drin – ebenfalls mit einem einzigen Ticket.

Es ist einer von zahlreichen Vorteilen, auf den der MVV-Geschäftsführer auch während seiner Powerpoint-Präsentation einging. Rosenbusch erinnerte an das einheitliche Tarifsystem, die Echtzeitinformation sowie den abgestimmten Fahrplan für Bus und Bahn.

Ziel soll beispielsweise sein, dass der Bus auf die Bahn wartet, sollte sie denn Verspätung haben. Vorstellbar seien Anzeigen in den Bahnen, die den Fahrgast darüber informieren, dass ihr Bus wartet und sie sich beim Umstieg beeilen sollen.

„Wir wollen die Straßen entlasten“, erklärte Rosenbusch. Das funktioniere jedoch nur, wenn der ÖPNV so attraktiv wie möglich ist. Im Moment gibt es hier sowohl in der Stadt, als auch im Landkreis Luft nach oben. So gibt es allein im Landkreis sieben unterschiedliche Tarife. Mit dem MVV-Beitritt wird es laut Rosenbusch ein einheitliches Tarifsystem geben. „Der Preis für Fahrscheine richtet sich immer nach der Anzahl der befahrenen und durchfahrenen Zonen“, sagte Rosenbusch.

Damit zum Fahrplanwechsel und dem Start des MVV-Tarifs alles bereit ist, wurden in Stadt und Landkreis Rosenheim bereits zahlreiche Entwerter aufgestellt, an denen Kunden ihre Fahrkarten abstempeln können. 37 davon werden im Landkreis aufgestellt, sechs in der Stadt Rosenheim. In den Bussen des Rosenheimer Stadtverkehrs wird es – aus Kostengründen – keine Entwerter geben, stattdessen setzen die Fahrer auf sogenannte Handstempel. Zudem glaubt Oberbürgermeister März, dass die Fahrgäste nach und nach ihre Tickets in der App kaufen werden und die Entwerter aufgrund der Digitalisierung ohnehin nicht mehr gebraucht werden.

Die App ist es auch, die für ihre Nutzer eine Vielzahl von Schmankerln bereit hält. So kann man über sie beispielsweise auch Fahrräder mieten, Park-and-Ride-Informationen einsehen, einen On-Demand-Service nutzen oder nach Mitfahrmöglichkeiten Ausschau halten. Einiges davon gibt es bereits, anderes soll im kommenden Jahr in Kraft treten. Und noch einen Vorteil bringt die App mit sich: Bei bisherigen Reiseplanungen wurde immer nur ein Teil des Preises angezeigt – nämlich der für die Bahn. Wie teuer das Busticket ist, konnten die Kunden nur in den wenigsten Fällen vorab herausfinden. Auch das soll sich ab Sonntag, 10. Dezember, ändern.

„Wir haben zudem alle Haltestellen neu kartografiert“, sagt Rosenbusch. Jede Haltestelle sei jetzt auf den Meter genau in der MVV-App eingetragen. Dadurch wüssten die Kunden, wie lange sie für den Weg brauchen und von wo der Bus abfährt. Um die Situation für die Fahrgäste noch angenehmer zu machen, soll es ab Dezember 2024 ein noch kundenfreundlicheres Ticket-System geben. Mit einem Check-in beim Einstieg und Check-out beim Ausstieg bucht die App erst am Tagesende den günstigsten Preis ab. 

Günstiger wird es auch für Reisegruppen. So müssen bis zu fünf Personen derzeit 63 Euro fürs Bayernticket bezahlen. Bei der Gruppen-Tageskarte des MVV spart man fast die Hälfte. Sie kostet für bis zu fünf Personen 32,70 Euro. Tiefer in die Tasche greifen müssen Kunden, die nur im Rosenheimer Stadtgebiet unterwegs sind, sowie Schüler in Kolbermoor und Wasserburg.

„Dort gab es bisher günstigere Tickets“, sagte Rosenbusch. Mit der Umstellung auf das MVV-weit gültige 365-Euro-Ticket müssen sie mehr bezahlen – könnten dem Geschäftsführer zufolge aber auch bis zum Flughafen fahren. Zudem gebe es derzeit Überlegungen, ob Wasserburg und Kolbermoor nicht einen Teil der höheren Kosten abfedern könnten. Der Geschäftsführer erinnerte zudem daran, dass die Bahncard 25 ab Sonntag im MVV nicht mehr gelte.

Zahlreiche Plakate
in der Region

Schon Tage vor dem offiziellen Beitritt machen Plakate in Stadt und Landkreis für den MVV Werbung. An einzelnen Haltestellen kleben bereits Sticker, die Fahrpläne haben ein einheitliches Design. Unterstützung beim Aushängen der Informationen erhielt der MVV von 22 Fußballern des SV Tattenhausen.

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