Lichtsignale auch ohne Fahrplan

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Wenn man öfter mit der Bahn fährt, stellt man sich irgendwann geduldig, zugegeben zeitweise auch weniger geduldig darauf ein: Lokführerstreiks, witterungsbedingte Zugausfälle, Baustellen und Schienenersatzverkehr, Verspätungen aus vielen anderen Gründen. Es ist wie im richtigen Leben! Da verläuft leider auch nicht immer alles nach dem genauen Fahrplan unserer Lebensziele. So ein einfaches Handbuch hätte ich ebenso gerne für die Arbeit in der Seelsorge. Aber auch hier muss ich gemeinsam mit den Menschen in ganz unterschiedlichen materiellen oder seelischen Notlagen oft nach kreativen Lösungen suchen. Das erinnert mich an die heilige Lucia, deren Fest wir am 13. Dezember feiern. Während der Zeit der Christenverfolgungen versuchte sie, die Not der Menschen zu lindern. Um nachts heimlich den Weg durch die Dunkelheit zu finden und dabei doch beide Hände frei zu haben, steckte sie sich kurzerhand einen Kranz mit brennenden Kerzen auf das Haupt. „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“, sagte Franz Kafka. Manchmal muss man einfach losgehen und zumindest ein kleines Licht weiterschenken. Der leuchtende Lichterkranz der Lucia ist vielleicht gerade deshalb in den nordischen Ländern, in denen es um diese Zeit so lange dunkel ist, zum Hoffnungszeichen geworden. Liebe geht nie nach Schema F, sondern immer nur mit Herz und Verstand. Weil so viele „Fahrpläne“ und Handbücher unserer Welt nicht mehr funktionieren, braucht es immer wieder kreative Menschen, die selbst innerlich entflammt sind und Licht und neue Hoffnung schenken.

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