Der Prinz mit dem großen Herzen

von Redaktion

Maxlrain – Für sein außergewöhnliches, ehrenamtliches Engagement für Menschen in Not wurde Dr. Erich Prinz von Lobkowicz jetzt mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Wie außergewöhnlich diese hohe Auszeichnung ist, verdeutlichte Joachim Herrmann, denn in seinen 16 Jahren als Bayerischer Staatsminister des Inneren durfte er das große Verdienstkreuz zum ersten Mal aushändigen. „Diese Auszeichnung gilt weniger mir persönlich als vielmehr dem umfangreichen Wirken und den vielfältigen Werken des Malteserordens“, gibt Lobkowicz die Lorbeeren an 46000 hauptamtliche und 50000 ehrenamtliche Mitarbeiter sowie mehr als eine Million Fördermitglieder der Malteser weiter, für die er als Präsident des Malteserordens in Deutschland Verantwortung trägt.

Ehrenamtliche
Daseinsfürsorge

„Sie machen es möglich, dass wir Malteser uns in allen Bereichen der Daseinsfürsorge engagieren können.“ Sei es in der Kranken- und Altenpflege, in der Jugendarbeit, im Rettungsdienst, bei der medizinischen Versorgung von Menschen ohne Krankenversicherung, bei der Betreuung von Obdachlosen oder Flüchtlingen, im Besuchs- oder Fahrdienst für Senioren, beim Essen auf Rädern oder bei den Tafeln, im Auslandsdienst oder in der Nothilfe bei Krisen, Konflikten und Naturkatastrophen.

1988 trat Dr. Erich Prinz von Lobkowicz dem Orden bei und engagierte sich seitdem unter anderem als Diözesanleiter des Malteser Hilfsdienstes in der Erzdiözese München-Freising, als Vizepräsident und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Malteser Deutschland, als Mitglied des Rates und seit 2006 als Präsident der Deutschen Assoziation des Souveränen Malteser Ritterordens.

Der Beginn seines ehrenamtlichen Engagements fiel zusammen mit jenen Jahren, in denen er mit seiner Frau Prinzessin Christina, geborene Gräfin von Hohenthal und Bergen, das Schloss Maxlrain bezog, das damals nur von außen malerisch war, und als promovierter Philosoph das Erbe einer über viele Jahre vernachlässigten Brauerei übernahm. „Der Maschinenzustand war abenteuerlich, der Absatz war im Sturzflug und in den Kassen kein Pfennig“, umreißt er die Herausforderung. Gut gemeinten Ratschlägen zum Trotz entschied sich die Familie 1985 dazu, die Brauerei zu sanieren. „1996 war das Bier endlich verlässlich gut und die gesamte Belegschaft von einer wahren Aufbruchstimmung beflügelt.“

Um in Maxlrain wirklich anzukommen, besuchte der junge Familienvater, Geschäftsführer und Malteserritter damals auch die Waldbauernschule. „So habe ich alle Baumarten und bei frostigen Temperaturen auch den Umgang mit der Motorsäge gelernt“, erzählt der heute 68-Jährige lachend.

2003 dann der nächste Rückschlag: „Ein epochaler Hagel hat damals 110000 Festmeter aufstehenden Holzes vernichtet“, erinnert sich Prinz von Lobkowicz an die Katastrophe. Allein im Maxlrainer Forst entstand ein Schaden von elf Millionen Euro. Der Wald wird circa 80 Jahre brauchen, um sich zu erholen. An Brauerei, Schloss und der damals noch zur Brauerei gehörenden Wirtschaft in Beyharting hinterließ das Unwetter Schäden in Höhe von fünf Millionen Euro. Es dauerte drei Jahre, ehe sie aufgearbeitet waren. „Die Arbeit mit den Maltesern hat mich über all die Jahre immer wieder in Balance gebracht, denn es ist eine hohe Form des Glücks, Menschen helfen zu können“, macht er das Wechselspiel aus betriebswirtschaftlicher Verantwortung und persönlicher Berufung spürbar.

Entwicklungen
entscheidend geprägt

Als Malteser prägte er viele gesellschaftliche Entwicklungen entscheidend mit, engagierte sich unter anderem für den Aufbau von Hospizdiensten und war 1995 Mitbegründer der Deutschen Stiftung Patientenschutz. „Die Malteser-Krankenhäuser waren die ersten mit Palliativstationen. Der erste Lehrstuhl für Palliativmedizin wurde von uns Maltesern gestiftet“, beschreibt er die Anfänge.

Auch an ein Streitgespräch mit Dr. Günther Beckstein, von 1993 bis 2007 bayerischer Innenminister, ist ihm im Gedächtnis geblieben. Damals ging es um die Einführung der Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung (MMM). Lobkowicz rang um das Projekt, denn zwei Millionen Menschen waren nicht versichert. Mit Vehemenz und Erfolg. „2006 wurde die erste Praxis in München eröffnet, inzwischen gibt es MMM-Praxen in fast jeder Großstadt“, ist der Präsident stolz auf das ehrenamtliche Wirken seiner Malteser.

Dass die Malteser die Welt ein Stück besser machen, wagt er nicht, zu behaupten. Er formuliert es bescheiden und realistisch: „Wir machen einen Unterschied.“ Gerade ist er von einer Projektreise aus Norduganda und dem Südsudan zurückgekehrt. Seit den 1990er-Jahren engagieren sich die Malteser in dieser Region mit etwa 50 Projekten, um Fluchtursachen zu bekämpfen, den Menschen das Bleiben und Überleben zu ermöglichen: beispielsweise mit Schulspeisung, Lehrgängen im Backen, Fischen, Imkern oder Gärtnern. „Es ist schön, zu sehen, wie sich die Projekte entwickelt haben, wie Vertriebene wieder Halt und eine neue Aufgabe finden, wie sich Familien ernähren können, wie 2500 Kinder an 30 Schulen fürs Leben lernen.“

Trotzdem fliehen die Menschen aus ihrer afrikanischen Heimat. Zigtausende bitten in Deutschland um Asyl. „Und auch ihre Lage können wir erst verändern, wenn wir es schaffen, das Recht dieser Menschen auf eine sinnvolle Arbeit umzusetzen“, betont Dr. Erich Prinz von Lobkowicz.

Er ist stolz auf die Malteser, zu denen auch seine Tochter Anna gehört. Sie leitet die Abteilung Migration der Malteser Werke Deutschland und bemüht sich mit mehr als 3000 Mitarbeitern um eine menschenwürdige Betreuung von Geflüchteten. Genauso stolz ist er auf Tochter Ludmilla, die als Molekularmedizinerin im epidemiologischen Dienst der Malteser arbeitet und gerade von Studien in Kenia zurückkehrte.

„Es ist ein großes Glück, eine gesunde und tüchtige Familie zu haben“, blickt der Prinz auf seine Frau Prinzessin Christina (62) und ihre gemeinsamen Kinder Prinz Peter (40), Prinz Felix (38), Prinzessin Anna (35), Prinzessin Ludmilla (32), Prinzessin Louisa (30) und Prinz Georg (18). „Unsere Kinder sind hervorragend ausgebildete, schlaue und wahnsinnig tüchtige Menschen“, ist er dankbar.

Warum er gut
loslassen kann

Und so fällt dem „alten“ Prinzen von Lobkowicz auch das Loslassen nicht schwer. Vor zwei Jahren hat er die Geschäftsführung der Schlossbrauerei an seinen Sohn Peter übergeben und muss sich um den Fortbestand des Familienunternehmens nicht sorgen. 2021 wurde die größte Investition in der Geschichte der Brauerei auf den Weg gebracht. Vor einem Jahr ging die moderne Abfüllanlage ans Netz. Zudem kann sich Prinz Peter mit Brauereidirektor Roland Bräger, Braumeister Josef Kronast und allen anderen Mitarbeitern auf ein Team verlassen, das seit 16 Jahren mit dem Bundesehrenpreis prämierte Biere braut.

Dankbar ist der ranghöchste Malteser Deutschlands auch dafür, dass sich sein ehrenamtliches Engagement in seiner Familie fortpflanzt. Prinzessin Christina leitet den Besuchs- und Begleitdienst der Malteser in Rosenheim. Die Söhne Peter und Felix sind Ritter des Malteserordens. Prinz Peter wird im Malteser Hilfsdienst München-Freising künftig als Diözesanleiter Verantwortung übernehmen.

Auf dem Schloss gibt
es Vier-Feste-Wurst

Seit zwei Jahren trägt Dr. Erich Prinz von Lobkowicz keine Doppelverantwortung mehr, sondern ist „nur noch“ der Präsident des Malteserordens. Für sein Ehrenamt wird er noch zweimal in den Flieger steigen, ehe die Zeit ganz in Familie anbrechen kann. Traditionell gibt es auf Schloss Maxlrain an Weihnachten die „Vier-Feste-Wurst“. Sie wird nach altem Familienrezept aus Rind, Lamm und Schwein hergestellt, in Weißwein eingelegt und in Rotwein gebraten. Wer diesen Gaumenschmaus zubereitet? Dr. Erich Prinz von Lobkowicz natürlich, denn er kocht auch leidenschaftlich gern.

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