Stille Gefahr im Wald

von Redaktion

Interview Ober-Förster Marius Benner ruft zur Vorsicht auf

Landkreis Rosenheim – Ober-Förster ist nicht gleich Oberförster: Marius Benner ist Leiter des Bereichs Forsten im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Er muss den Zustand der Wälder zwischen Soyen und Kiefersfelden, zwischen Feldkirchen-Westerham und Bernau kennen. Tut das auch. Und warnt deswegen vor Spaziergängen im Wald.

Warum sollte man derzeit nicht durch den Wald laufen?

Weil die Gefahr des Schneebruchs groß ist.

Schneebruch? Es liegt doch gar kein Schnee mehr auf den Bäumen.

Die Bäume sind aber sehr geschädigt. Zum Teil sind sie so instabil, dass der kleinste Windhauch reicht und sie fallen. Außerdem hängen viele Äste nur noch an wenigen Fasern, können jeden Moment abstürzen. Deswegen sind manche Wälder auch noch gesperrt. An diese Absperrungen sollte man sich halten. Denn zum Teil sind die Wege noch nicht wieder freigeräumt. Und wer auf den Spaziergang im Wald partout nicht verzichten kann, der sollte unbedingt auf den Wegen bleiben.

Warum hat der Schnee vom ersten Adventswochenende diese massiven Auswirkungen?

Da kommt einiges zusammen. Zum einen war es viel Schnee in relativ kurzer Zeit. Zum anderen war es lange warm, sodass an vielen Laubbäumen noch – wenn auch meist vertrocknete – Blätter hingen. Zum dritten war der Schnee klatschnass. Durch die Blätter und Nadeln kam es in den Baumwipfeln zu sehr viel Schneelast.

Besteht die Gefahr überall im Landkreis Rosenheim?

Im Prinzip ja. Allerdings ist sie im Norden, im Altlandkreis Wasserburg, größer, denn da ist der absolute Schadensschwerpunkt. Die Berge sind gar nicht so betroffen. Weil der Schnee dort aufgrund der niedrigeren Temperaturen nicht so nass war. Und: Es sind wenig zusammenhängende Flächen betroffen, sondern meist vereinzelte Bäume. Das macht die Aufräumarbeiten aufwendiger, weil die Waldbesitzer und Förster alles ablaufen müssen.

Die Waldbesitzer dürfen aber schon in ihren Wald?

Dürfen schon. Ich würde ihnen aber trotzdem raten, Ruhe zu bewahren, sich mit den zuständigen Förstern in Verbindung zu setzen und ihre Waldbesitzervereinigung um Hilfe zu bitten. Es ist auch kein Grund zu großer Eile abseits der Wege: im Winter haben wir keine Probleme mit Borkenkäfern und die Holzpreise sind derzeit gut.

Wie groß ist denn der Schaden?

Erste Prognosen gehen von 75000 Kubikmetern Schadholz aus. Das entspricht etwa der Größe von Schloss Herrenchiemsee inklusive vollgestapeltem Innenhof. Interview: Sylvia Hampel

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