„Das bringt das Fass zum Überlaufen“

von Redaktion

Nach der Demo ist vor Demo: Die Pläne der Ampel-Koalition, die Agrar-Diesel-Förderung zu streichen und die Kfz-Steuer einzuführen, machen die Landwirte in der Region richtig sauer. Josef Andres aus Pfaff-ing und Frieder Meidert aus Soyen erklären, was die Vorhaben für ihre Betriebe bedeuten.

Pfaffing/Soyen – Die Landwirte in der Region sind stocksauer. Die Ampel-Koalition will die Steuerbegünstigung beim Agrar-Diesel streichen und die Kfz-Steuer für Traktoren, Mähdrescher und Erntemaschinen einführen. Diese wurde durch das sogenannte „grüne Nummernschild“ bisher erlassen.

Ein schwerer Schlag für die Landwirte, die sich vehement gegen den geplanten Erlass der Regierung wehren. Gestern waren hunderte Traktoren auf dem Weg nach Berlin, um am Brandenburger Tor zu demonstrieren. Rund 200 Leute waren bereits am Samstag zu Fuß auch in der Rosenheimer Fußgängerzone unterwegs, um ihrem Ärger Luft zu machen.

Mit dabei: Josef Andres aus Pfaffing, Rosenheimer Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands. „Uns reicht es jetzt“, schimpft er im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen. Quasi aus dem Nichts hätte die Regierung die Steuerbegünstigungen beim Agrar-Diesel gestrichen und die Kfz-Steuer für Landmaschinen eingeführt. „Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Wir sind richtig sauer“, verdeutlicht Andres.

„Mit Herzblut
und Leidenschaft“

Der Milchbauer führt seinen Betrieb „mit Herzblut und Leidenschaft“, doch schon seit vielen Jahren muss er zuschauen, wie „die Politiker“ den Landwirten Steine in den Weg legen würden. Angefangen von der Düngeverordnung über das Erosionsschutzgesetz bis zum Verbot der Anbindehaltung: „Immer wieder gibt es neue Regelungen. Und jetzt das!“, prangert er an.

„Mein Sohn hat das Unternehmen federführend übernommen. Hätte ich gewusst, wie sich alles entwickelt, weiß ich wirklich nicht, ob ich ihm dazu geraten hätte, heutzutage Landwirt zu werden“, sagt er mutlos.

Für Andres eine traurige Entwicklung, die „das Aus für viele kleine Betriebe“ bedeuten würde. „Es gibt so viele engagierte, junge Leute, die das Fach ausgezeichnet beherrschen. Aber das will doch keiner mehr machen“, prophezeit er.

Andres selbst besitzt drei Schlepper, die ordentlich Diesel schlucken. Außerdem Häcksler, Lader und einen Futtermischer, mit dem er seine Tiere versorgt, zählt er auf. Dazu müsse er sich je nach Bedarf auch Fremdmaschinen ausleihen und betanken.

10000 Liter
Diesel jährlich

So kommt er nach eigenen Angaben jährlich auf rund 10000 Liter Diesel. Der volle Steuersatz pro Liter beträgt rund 47 Cent, davon werden den Landwirten 21 Cent erstattet. Das macht – wie in Andres´ Fall – bei 10000 Litern circa 2100 Euro Mehrkosten jährlich. Dazu komme dann noch die Kfz-Steuer für Landmaschinen. „Es geht ja nicht nur um drei Schlepper, jedes Fahrzeug und jeder Hänger muss angemeldet werden“, verdeutlicht er. Wie hoch der Betrag für jedes Gerät sei, könne er noch nicht sagen. Eines weiß er aber: Die Landwirte lassen die geplanten neuen Belastungen nicht auf sich sitzen. „Die neue Regelung muss vom Tisch, da gibt es keine Kompromisse“, sagt der Pfaffinger. „Egal, ob Handwerk, Gastro oder Pflege: Jedem, der bei uns etwas zum Bruttosozialprodukt beisteuert, wird auf die Finger gehauen“, schimpft er. „Ich kenne viele, die sich ein zweites oder drittes Standbein aufbauen, weil die Landwirtschaft nicht genug einbringt. Das kann es doch nicht sein“, kritisiert er kopfschüttelnd. Dabei stehe Deutschland allein mit dieser Neuerung. „In keinem anderen EU-Land wird die Agrar-Diesel-Subventionierung gestrichen, nur bei uns“, sagt der Pfaffinger. „Es sollte für alle gerecht zugehen, auch für uns deutsche Bauern“, verdeutlicht er.

Frieder Meidert aus Soyen sieht das genauso wie Andres. „Wir müssen uns jetzt dagegen wehren, sonst denken die Politiker, sie können alles mit uns machen“, sagt der Rinderhalter. „Jeder Landwirt, egal ob er einen großen oder kleinen Betrieb führt, ist betroffen. Das geht uns alle an“, betont er. Am liebsten wäre Meidert selbst nach Berlin zur Demo gefahren, aber „von der Arbeit her schaffe ich das nicht“. Er hofft sehr darauf, dass der Widerstand die Politiker zum Umdenken bringt.

„Die Agrar-Diesel-Subventionierung ist ja auch nicht ungerecht. Es ist doch etwas anderes, ob ich mit dem Auto zum Einkaufen oder in die Arbeit fahre, oder mit dem Traktor auf das Feld. Ich brauche jährlich rund 12000 Liter Diesel“, verdeutlicht Meidert. Außerdem mache er sich große Sorgen wegen der Steuer für die Kfz-Zulassung. „Das wird noch mal richtig teuer“, meint er.

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