„Ich war das glücklichste Kind der Welt“

von Redaktion

Interview Schauspielerin und Musikerin Susanne Wiesner über ihr Weihnachtsfest

Bad Endorf – Für Susanne Wiesner war Weihnachten schon immer etwas ganz Besonderes. Mit vier Jahren wirkte sie beim Krippenspiel der Riederinger Hirtabuam im Prinzregententheater und im Volkstheater mit. Und das Fest daheim bei Bad Endorf im Kreis ihrer Familie war auch immer wundervoll: Susanne Wiesner, die als Schauspielerin, Musikerin und Fernsehmoderatorin arbeitet, hat sieben Geschwister. Da war was los unterm Baum! Ihre großen Brüder sind die Schauspieler Maximilian und Florian Brückner. Inzwischen ist die 32-Jährige selbst Mama, mit ihrem Mann führt sie am Tegernsee eine Hutmacherei. Wir sprachen mit ihr über das Fest aller Feste.

Frau Wiesner, wie haben Sie sich als Kind das Christkind vorgestellt?

Für mich war das ein kleines Wesen, ein kleiner Engel mit goldgelben Locken und es konnte fliegen. Das genaue Gesicht konnte ich mir nicht vorstellen. Mein Christkind war nicht groß, aber sehr mächtig.

Jetzt sind Sie selber Mama, Ihr Sohn ist sechs Jahre alt. Glaubt er noch ans Christkind?

Ja, zum Glück. Das ist so eine wunderbare, zauberhafte Zeit. Ich hoffe, dass wir das Geheimnis noch ein wenig bewahren können für ihn. Ich selbst kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich das durchschaut habe.

Mit wem feiern Sie Weihnachten?

Den Heiligabend feiern wir mit meiner kleinen Familie, also mit meinem Mann und meinem Sohn bei uns daheim in Kreuth. Meine Schwägerin und mein Schwager sind mit ihren drei Kindern dabei. Und meine Schwiegereltern.

Und wie läuft Heiligabend ab?

Am Vormittag schaue ich immer, dass meine Männer unterwegs sind – damit das Christkind alles herrichten kann. Das Wohnzimmer bleibt natürlich den ganzen Tag zu. Mittags gibt’s Würstl und dann wird für abends gekocht, ein festliches Essen ist mir sehr wichtig. Dann gehen wir in die Kindermette und daheim machen wir draußen eine Feuerschale an, trinken zusammen Glühwein und Kinderpunsch.

Mein Mann und mein Schwager blasen mit ihren Basstrompeten eine Weise, meine Nichten machen mit Harfe und Ziach auch mit. Das Musizieren gehört schon immer dazu, das haben früher meine Brüder auch gemacht.

Wie kommt das Christkind?

Ich habe vor ein paar Jahren ein Programm fürs Handy entdeckt. Da kann man einstellen, wann das Glöckchen klingelt. Das ist super, weil meine Nichten schon relativ groß sind und es sofort merken würden, wenn jemand zum Klingeln rausgeht. Und dann gehen wir ins Wohnzimmer. Wir singen „Stille Nacht“, vielleicht einen Jodler. Wir beten das Vaterunser, die Tradition hat mein Mann mitgebracht. Und dann geht es für die Kinder ans Eingemachte. An die Geschenke.

Welche Traditionen haben Sie denn noch von Ihrer Mama aus Ihrer Kindheit übernommen?

In den letzten Jahren, in denen ich noch daheim gewohnt habe, habe ich mich immer schon um den Baum gekümmert. Da bin ich ganz klassisch unterwegs: rote Kugeln, Strohsterne. Ich fahre nicht auf Lametta ab. Und das feine Essen am Abend ist auch eine Tradition: Meine Mama hat immer gut gekocht, das habe ich übernommen.

Was gibt’s denn?

Das ist jedes Jahr unterschiedlich, ein typisches Weihnachtsessen haben wir nicht. Meine Mama hat auch mal italienisch gekocht, etwa eine Scampiplatte oder so was. Ich weiß es heuer noch gar nicht genau.

Sie sind mit sieben Geschwistern aufgewachsen. Wie haben Sie den langen, langen Nachmittag vor der Bescherung überstanden?

Wir haben neben einem Berg gewohnt und unsere Eltern haben uns den ganzen Tag zum Bopperlfahren geschickt. Ablenkung ist das Beste. Wir durften auch nicht ins Wohnzimmer, wir konnten also auch nicht fernsehen.

Von acht Kindern hat doch bestimmt mal eines ins Wohnzimmer gelurt…

Ich habe das schon versucht, aber nichts gesehen. Mein Mann war mal so lange an der Tür gestanden, dass sie aufgegangen ist. Das war kein schönes Erlebnis, den halbfertigen Baum zu sehen.

Sie sind die Zweitjüngste. Haben Ihre älteren Brüder Ihnen das Geheimnis vom Christkind nicht verraten?

Nein! Die haben das immer sehr genossen und dichtgehalten. Die haben mir auch noch Angst vorm Nikolaus gemacht, als ich schon längst nicht mehr an ihn geglaubt habe. An Heiligabend fanden wir es immer wunderschön, alle zusammen im Wohnzimmer abzuhängen.

Gibt es denn diesen einen besonders magischen Weihnachtsmoment, den Sie niemals vergessen werden?

Ich kann mich tatsächlich an einen Moment erinnern, da war ich so alt wie mein Sohn jetzt. Meine Eltern hatten gerade ein neues Haus gebaut, wir sind mehr oder weniger in den Rohbau eingezogen, aber egal. Da lagen für mich drei Barbies unter dem Baum. Ich war das glücklichste Kind der Welt. Das hat total gereicht.

Und erinnern Sie sich auch an einen besonders chaotischen Moment?

Ja, da war ich selbst schon Mama. Das ist zwei, drei Jahre her, mein Sohn ist damals in einen regelrechten Aufreißrausch geraten. Ein Geschenk nach dem anderen! Wir standen daneben und wussten nicht, ob wir lachen oder weinen sollen. Das machen wir jetzt bewusster. Ein Packerl nach dem anderen. Wie beim guten Essen. Nicht schlingen, sondern jeden Bissen genießen.

Wie verhindern Sie, dass zu viel unterm Baum liegt?

Das ist gar nicht so einfach. Mein Sohn hat einen Wunschzettel geschrieben, der war erst mal total vollgeklebt mit Ausschnitten aus dem Spielzeugkatalog. Ich habe ihm gesagt, das ist zu viel für die Engel. Er durfte sich fünf Sachen aussuchen, die sind dann auf dem neuen Wunschzettel gelandet. Das fand ich gut. Sonst ist die Enttäuschung ja riesig, wenn er so viele Wünsche hat und dann nicht alles unter dem Baum liegt.

Sehen Sie an Weihnachten auch Ihre Eltern und Geschwister?

Das ist immer eine Herausforderung bei so vielen Leuten, aber wir haben einen guten Turnus gefunden. Meine Brüder sind am ersten Weihnachtsfeiertag immer bei den Familien ihrer Frauen. Wir Schwestern sind dann mit meinen Eltern zusammen und wechseln uns als Gastgeberinnen ab. Und die ganze Familie trifft am 27. in Bad Endorf zusammen, da hat meine Mama Geburtstag. Das ist total schön.

Wie groß ist dann da die Runde?

Puh, da habe ich den Überblick verloren. Es gibt ja 14 Enkel, die acht Geschwister, die Partner – Ich glaube, wir reden da von 20, 30 Leuten. Die müssen natürlich auch bekocht werden. Aber meine Mama hat eine große Küche, wir sind das gewohnt, für so viele zu kochen.

Und dann sitzen alle zusammen an einem riesigen Tisch und essen?

Die Kinder essen zuerst, dann sind die zufrieden und wir Erwachsenen können hinterher in Ruhe essen. Über die Reihenfolge gab es früher schon immer heiße Diskussionen: Erst essen und hinterher bescheren? Aber das ist Kinderquälerei! (lacht).

Was wünschen Sie sich zu Weihnachten?

Auch wenn es pathetisch klingt: Ich wünsche mir, dass die gesamte Menschheit wieder mehr Empathie und Mitgefühl zeigt, anstatt Ausgrenzung und Egoismus zu zelebrieren. Wenn wir die bevorstehenden Herausforderungen meistern wollen, schaffen wir das nur als Gemeinschaft. Ich wünsche mir tatsächlich nur eine glückliche und kriegsfreie Zukunft für mein Kind.

Und möchten Sie unseren Lesern auch noch was wünschen?

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein gesegnetes Weihnachtsfest mit schönen Gesprächen, Zeit zum Entspannen und schönen Spaziergängen zwischen dem ganzen guten Essen. INTERVIEW: CARINA ZIMNIOK

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