„Totaler Schock“ nach dem Aus

von Redaktion

Schlechte Nachrichten für alle Fans des Christkindlmarkts auf der Fraueninsel. Er fand 2023 vorerst das letzte Mal statt, da die Marktgemeinde Prien als Veranstalter zurücktritt. Aber ist das wirklich das Ende? Wie er doch noch stattfinden könnte.

Prien – Auch wenn er einen Tag wegen des starken Schneefalls pausieren musste, 40000 Besucher lockte der Christkindlmarkt auf der Fraueninsel dennoch heuer an, und lud zum gemütlichen Flanieren ein. Die Veranstaltungsleitung der Prien Marketing GmbH, Martina Lehmann, zeigte sich, ebenso wie die 70 Aussteller, überaus zufrieden. Das geht aus einer Pressemitteilung der Prien Marketing GmbH (PriMa) hervor. Dennoch: 2024 könnten auf der Fraueninsel die Lichter aus bleiben. Denn die PriMa gab bekannt, dass der Christkindlmarkt auf der Fraueninsel 2023 vorerst das letzte Mal stattfand.

Spenden-Erlöse könnten wegfallen

„Das war für mich ein totaler Schock“, sagt Manuela Damköhler, Geschäftsführerin der Rosenheimer „Aktion für das Leben“. Seit elf Jahren beteiligt sie sich am Stand des gemeinnützigen Vereins beim Christkindlmarkt. Die Mitglieder verkaufen dort Waren, die dem Verein gespendet wurden, der Erlös kommt dann sozial und wirtschaftlich schwächeren Familien in Stadt und Landkreis Rosenheim zugute. Heuer sei auf der Fraueninsel ein mittlerer vierstelliger Betrag zustande gekommen. „Wir können damit Familien in der Region helfen. Daher würde ich mir eine Fortsetzung wünschen“, sagt Damköhler. Ein weiterer Aussteller ist die „Chiemseefischerei Thomas & Florian Lex“, die sich auf der Fraueninsel befindet. „Ich würde es auch sehr schade finden, wenn das jetzt das letzte Mal war“, sagt Thomas Lex. Dass es während des Events zu mehr Besuchern auf der Insel kommt, sei auch „ertragbar gewesen“.

Defizit liegt bei
über 40000 Euro

Doch warum genau steht der Christkindlmarkt vor dem Aus? Seit dem Jahr 2000, mit Ausnahme der coronabedingten Ausfälle, organisierte die Prien Marketing GmbH (PriMa) in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Chiemsee und der Chiemsee-Schifffahrt den Christkindlmarkt auf der Fraueninsel. (Anm. d. Red.: Ende Dezember wird die PriMa aufgelöst. Sämtliche Aufgabenbereiche werden als eigener Fachbereich in die Kommunalverwaltung von Prien integriert).

Für die Umsetzung habe der Markt Prien zwar einige wichtige Partner mit an Bord, die finanziell und in praktischer Weise unterstützen, die Hauptlast trage aber seit Beginn vor 23 Jahren die Marktgemeinde. Dabei kam es in den vergangenen Jahren zu hohen Defiziten. Bürgermeister Andreas Friedrich offenbarte in einer Sitzung im Juni 2023 ein Defizit von etwa 43000 Euro für 2022, mit einer ähnlichen Summe wird auch für 2023 gerechnet. Diese Defizitsteigerung nach der Corona-Pause resultiere aus gestiegenen Preisen für die Infrastruktur, die auf die Insel transportiert werden muss. „Alles – von den Verkaufshütten über Beleuchtung, bis hin zu Toilettencontainern – muss für die beiden Wochenenden auf die Insel transportiert und natürlich auch wieder entfernt werden“, sagt Friedrich gegenüber dem OVB.

Das sei nötig, weil die vorhandene, fest verbaute Infrastruktur auf der Insel (besonders Toiletten und Strom) nicht für ein Event ausgelegt seien. Wegen der Insellage sei auch ein Sanitätsdienst vorzuhalten, „denn eine Erstversorgung im Fall der Fälle würde sonst schlicht zu lange dauern“. Wie es in der Pressemitteilung der PriMa heißt, ergab auch ein Treffen mit dem Verband „Chiemsee-Alpenland Tourismus“ keine finanzielle oder personelle Unterstützung durch umliegende Gemeinden oder den Tourismusverband.

Anderer Veranstalter muss sich finden

Da unter diesen Bedingungen eine Fortsetzung des Marktes alleine für die Gemeinde nicht länger tragbar ist, verkündete Friedrich gemäß eines Gemeinderatsbeschlusses nun den Ausstieg aus dem Projekt. Was auch er sehr bedauert. „Auch wenn der Markt eine enorme Werbewirkung für die Region besaß, so ist den Prienern eine so große finanzielle Belastung nicht länger zu vermitteln“, sagt Friedrich. Donat Steindlmüller, Geschäftsführer der PriMa, betont auf OVB-Nachfrage außerdem, dass die Marktgemeinde auch noch den Christkindlmarkt in Prien hat. „Der ist natürlich auch mit Kosten- und Personalaufwand verbunden. Das muss man genauso berücksichtigen.“

Gemeinde entwickelt keine Alternativen

Alternativen entwickle die Gemeinde derzeit nicht, wie Friedrich weiter mitteilt. Eine personelle oder finanzielle Beteiligung sei derzeit somit vom Tisch. Doch die Gemeinde sei bereit für einen guten Übergang zu sorgen, insofern jemand anderes dieses Projekt an sich nehmen will. „Wir legen da niemandem Steine in den Weg, sondern würden mit Rat, unseren Kontakten und Ähnlichem unterstützen“, betont Friedrich. Das bekräftigt auch Steindlmüller: „Wir stehen natürlich mit Rat und Tat zur Seite, wenn jemand anderes den Markt organisieren will.“

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