Prien – Die Ortsumfahrung von Prutdorf im Gemeindebereich von Prien ist seit langer Zeit ein immer wiederkehrendes und heiß diskutiertes Thema. Schon 2014 sagte der damalige Priener Bürgermeister Jürgen Seifert: „Was ich Ihnen hier und heute sagen kann: Die Ortsumfahrung Prutdorf wird Wirklichkeit.“ Spätestens drei Jahre später sollte die Umfahrung fertig sein. Heute, fast zehn Jahre später, gibt es die Umfahrung noch immer nicht. Das könnte sich aber bald ändern. Und diesmal wirklich.
Am 25. Oktober traf der Marktgemeinderat Prien dann die Entscheidung: Die Ortsumfahrung soll kommen. „Die Gemeinde Prien will die Ortsumfahrung in Prutdorf seit 40 Jahren”, sagte Bürgermeister Andreas Friedrich während der Sitzung des Marktgemeinderats. Mit sechs Gegenstimmen stimmte das Gremium für die Umfahrung, die auch schnell angegangen werden soll. Während sich ein Großteil des Gemeinderats erfreut zeigte, dass nun endlich etwas vorangehen könne, waren manche Ratsmitglieder und auch Prutdorfer Anwohner nicht glücklich über die Entscheidung. Dr. Andreas Müller steht dem Bau skeptisch gegenüber, wie er in einem früheren Gespräch mit dem OVB erklärte. Der Verkehr würde nicht weniger werden. „Gerade Lkw werden verstärkt Prien umfahren und durch die Dörfer donnern”, sagte Müller. Man müsse daher auch die Auswirkungen auf die umliegenden Dörfer berücksichtigen. Er und Johann Katterloher hatten gegen den Planfeststellungsbeschluss der Umfahrung Klage eingereicht. Die wurde aber vom Landesverwaltungsgericht München abgewiesen.
Viele der Prutdorfer Einwohner sprachen sich aber für den Bau der Umfahrung aus. Im März luden sie zu einer Ortsbesichtigung, mehr als 100 Menschen nahmen daran teil. „Die Strecke ist unübersichtlich und eng, Lastwagen kommen kaum aneinander vorbei“, klagte Richard Zettl, der Teil der Interessengemeinschaft ist, die sich für den Bau ausspricht. „Und wenn auch noch unsere Kinder unterwegs sind, dann wird‘s richtig gefährlich“. Ein weiteres Problem sei der Lärm des Schwerlastverkehrs.
Nun, da der Weg für die Umfahrung geebnet ist, soll es auch bald losgehen. Als nächsten Schritt will die Gemeinde den Förderantrag für den Bau einreichen und die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern führen, erklärte Bürgermeister Friedrich bei der Oktober-Sitzung. Der Erwerb der Flächen sei zwingend nötig, um die Ausführungsplanung auch ausschreiben zu können. Dies ist für das Frühjahr 2024 vorgesehen. Die Ausschreibung für die eigentliche Bauleistung sei für Herbst 2024 geplant. Die Bauarbeiten sollen dann im Frühjahr 2025 beginnen.
Der geplante Bau erstreckt sich über eine Länge von 2,2 Kilometern und umfasst die Ortsumfahrung sowie den Ausbau der Staatsstraße 2093 zwischen Prutdorf und Bachham. Die Staatsstraße verläuft ab dem Kreisverkehr bei Wildenwart entlang der Hangkante und umgeht Prutdorf im Osten. Die Umfahrung mündet hinter Prutdorf wieder in die bestehende Straße in Richtung Mühltal.
Die Ortsumfahrung Prutdorf kann kommen. Aber auch eine Ortsumfahrung von Prien selbst ist schon lange im Gespräch. Die Verkehrsprobleme seien in Prien ein Dauerbrenner, und das schon seit fast 50 Jahren, sagte Bürgermeister Friedrich Mitte des Jahres. „Verkehrsbrennpunkte sind natürlich unser Zentrum, der Marktplatz, die Bernauer Straße, die Seestraße und auch die Alte Rathausstraße.” Seiner Meinung nach habe es die Gemeinde schon vor 40 Jahren versäumt, sich die Grundstücke für eine innerörtliche Umfahrung des Marktplatzes zu sichern.
Friedrich sieht aktuell zwei Ansatzpunkte, um das Priener Zentrum vom Verkehr zu entlasten. Man arbeite hinter verschlossenen Türen an einer innerörtlichen Umfahrung des Zentrums.
„Da haben wir uns auch schon zwei wichtige Grundstücke gesichert, aber die Umsetzung kann dauern”, sagt er. Der andere Ansatz seien die Staatsstraßen in Bayern. Hierfür gäbe es einen öffentlich einsehbaren Ausbauplan. Dort ist eine große Umfahrung für Rimsting und Prien zu finden. „Allerdings nur in einer einfachen Skizze vom Planungsstand her. Eine konkrete Planung dafür gibt es noch nicht.” Nachdem die Umfahrung Prutdorf nun aber vom Tisch ist, könnten die Kapazitäten in der Verwaltung für eine mögliche Entlastung für das Priener Zentrum frei geworden sein.
Martin Lünhörster