Da die Tage vor Weihnachten immer ziemlich angefüllt sind mit den Vorbereitungen auf die Gottesdienste und den letzten Krankenbesuchen, die ich noch versprochen habe, komme ich oft erst nach Weihnachten dazu, die Weihnachtskarten zu lesen, die sich in der Zwischenzeit im Postfach gestapelt haben. Trotzdem freue ich mich über jede einzelne. Viele Karten sind schön gestaltet mit den üblichen Motiven. An einer aber bleibe ich hängen: Da steht: „Weihnachten ist, wenn das Herz nach Hause kommt.“ Der Satz geht mir ziemlich lange nach. Um ehrlich zu sein, erlebe ich so viele, die nicht mehr bei sich selber zu Hause sind. Damit meine ich jetzt nicht mangelnde Präsenz an der Wohnsitzadresse, sondern die innere seelische Zerrissenheit. Menschen, die im wahrsten Sinn des Worts nicht mehr mit sich selber in Einklang sind. Der laute vorweihnachtliche Trubel auf den Weihnachtsmärkten kann darüber nicht hinwegtäuschen. Die Botschaft von Weihnachten sagt, dass Gott sein Herz an die Welt verschenkt und damit nach Hause kommt. Er wagt den göttlichen Abstieg, um an der Seite von uns Menschen zu sein. Geschehen nicht nur damals in Bethlehem, sondern auch heute in der leeren und sehnsuchtsvollen Krippe unseres Herzens. Dort liegt er nun nach Weihnachten und wartet darauf, von uns gefunden zu werden. Die Weihnachtsfeiertage sind vorbei, aber vielleicht schenken uns die Tage vor dem Jahreswechsel noch etwas innere Ruhe und Zeit zum Nachdenken, damit auch unser eigenes Herz „nach Hause“ kommen kann.