Rosenheim – Es war eine Nachricht, die für Bestürzung sorgte: Nach Monaten des Bangens gab die Konzernleitung von Galeria Karstadt Kaufhof im März bekannt, dass sie 52 Filialen dichtmachen will. Darunter auch die in Rosenheim. Warum es am Ende doch anders gekommen ist – und die Sorge um den Standort weitergeht.
Zuversicht
nie verloren
Seine Zuversicht verloren hat Oberbürgermeister Andreas März nie. Und das, obwohl es in den vergangenen zwei Jahren etliche Momente gab, in denen es nicht so aussah, als ob der Galeria-Standort in Rosenheim überhaupt eine Zukunft hat. Im Oktober 2022 wurde bekannt, dass Galeria Karstadt Kaufhof erneut Rettung in einem Schutzschirmverfahren sucht. Grund für die roten Zahlen bei Galeria waren neben Pandemie und Inflation auch die gestiegenen Energiepreise sowie die hohen Frequenzverluste in den Innenstädten.
Im Zuge des Schutzschirmverfahrens drohte die Schließung von zahlreichen Standorten. Kurzzeitig war sogar die Rede davon, dass von 131 Filialen in 97 Städten über 40 Kaufhäuser ihre Pforten für immer schließen müssen. Zumindest zu dieser Zeit war man in Rosenheim noch verhalten optimistisch. Auch, weil der Standort an der Münchener Straße als einer der profitabelsten im Netz des Kaufhauskonzerns gilt.
Umso größer war der Schock, als die Konzernleitung von Galeria Karstadt Kaufhof am 13. März 2023 bekannt gab, dass sie 52 Filialen dichtmachen will, darunter auch die in Rosenheim. Das Kaufhaus sollte Ende Januar 2024 geschlossen werden. Über 200 Voll- und Teilzeitbeschäftigte hätten damit ihren Job verloren.
„Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten und die Perspektiven des Standorts rechtfertigen diese Entscheidung nicht. Rosenheim mit seiner weit überdurchschnittlichen Zentralität und seiner überdurchschnittlichen Kaufkraft hätte selbstverständlich eine weitere Chance verdient gehabt“, sagte Oberbürgermeister März damals gegenüber dem OVB. Die Entscheidung sei „ein Schlag ins Gesicht und nicht nachvollziehbar“.
Bereits einen Tag nach der Hiobsbotschaft fand eine Videokonferenz mit der Konzernleitung und den Eigentümern der Rosenheimer Immobilie statt. Schon damals habe sich herauskristallisiert, dass die „Bereitschaft zur Einigung da ist“. Und das, obwohl die Eigentümerverhältnisse in Rosenheim als schwierig gelten. Fünf Parteien besitzen Teile des Gebäudes. Darunter ein Investmentfonds. Die Anteile sind dabei so ineinander verzahnt, dass eine kleinteilige Nutzung durch mehrere Mieter nach Karstadt nur schwer vorstellbar ist. Alternativen, wie es mit dem Gebäude im Falle einer Schließung weitergehen könnte, gab es trotzdem. Das machte März immer wieder deutlich.
Doch die Pläne können vorerst in der Schublade bleiben. Denn am 25. April erhielt er einen Anruf von Reinhard Haas, Leiter Immobilien und Logistik Galeria Karstadt Kaufhof, der ihn darüber informierte, dass es am Rosenheimer Standort weitergeht. Noch am selben Tag wurde den Mitarbeiter die freudige Botschaft bei einer Betriebsversammlung mitgeteilt. März war dabei, sprach im Anschluss von Jubelschreien, Umarmungen und zahlreichen Tränen.
„Der Erhalt des Traditionsstandorts macht deutlich, dass Rosenheim als Einzelhandelsstandort nicht gefährdet ist“, sagte März damals. Mittlerweile scheint die anfängliche Euphorie verflogen. Zumindest bei einigen. Denn um zu verhindern, dass der Kaufhauskonzern in ein paar Jahren vor dem gleichen Problem steht, sollte das Erneuerungskonzept „Galeria 2.0“ in Kraft treten. Die Rede war von einer dezentraleren Organisation, einem regionalen Angebot, einer Fokussierung des Angebotes, einer Stärkung des Erlebnischarakters der Filialen und eine engere Verzahnung zwischen Online und stationärem Angebot. Doch viel passiert scheint nicht zu sein.
Forderung
nach Alternativen
Auch deshalb hatten sich die Freien Wähler/UP in einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März dafür stark gemacht, dass sich die Verwaltung Alternativen überlegt, für den Fall, dass Galeria doch schließt. Keine unberechtigte Sorge mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen. So hat die Unternehmensgruppe Signa, zu der auch Galeria Kaufhof zählt, die ersten Insolvenzanträge gestellt. Das wiederum könnte dazu führen, dass weitere Filialen dicht machen müssen.
Die Zukunft von Galeria Karstadt Kaufhof scheint also auch weiterhin ungewiss. Zuversichtlich bleibt Oberbürgermeister Andreas März aber auch weiterhin. Anna Heise