Helfen als reine Familiensache

von Redaktion

Raclette – Fondue daheim oder lieber ein Tisch beim Lieblings-Italiener? Beide Varianten sind wahre Silvester-Klassiker – aber nicht für Johanna Erbe von den Johannitern. Zum Jahreswechsel war sie im ehrenamtlichen Einsatz. Um 21 Uhr funkte der Notfallpiepser Alarm. Käse und Pasta wären kalt geworden.

Rosenheim/Mühldorf – Helfen, retten, sich engagieren für ihre Mitmenschen: Für Johanna Erbe (30) ist das nicht nur ein roter Faden in ihrem Leben, es ist quasi auch eine Familienangelegenheit. Ihr Bruder, ihr Lebensgefährte, ihre Schwägerin, sie selbst – alle sind sie bei den Johannitern. Da kommt einiges an Einsätzen zusammen. Den letzten Einsatz des Jahres 2023 gab es an Silvester. Ein Brand in einem Wasserburger Seniorenheim, mit acht weiteren ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen von den Schnell-Einsatz-Gruppen, kurz SEG, rückte Erbe an.

Ein Glaserl Sekt gab
es dann doch noch

Immerhin: Die Sache war halb so wild, gegen 22.15 Uhr war der Spuk vorbei – und so konnte sie doch noch mit einem Glaserl Sekt ins neue Jahr hineinfeiern und auf ein gesundes, erfolgreiches 2024 anstoßen.

Schließlich hat sie mit ihren Johannitern 2024 Großes vor. „Wir wollen endlich bauen“, sagt die Rettungssanitäterin und meint damit das neue Johanniter-Zentrum Oberbayern Südost, das so bald wie möglich die aktuelle Rettungswache – längst viel zu klein und veraltet – ersetzen soll.

Der symbolische erste Spatenstich für das Großprojekt ist schon erfolgt – und jetzt haben die Leserinnen und Leser unserer Zeitung einen Meilenstein gesetzt mit ihrer großherzigen Spendenbereitschaft. Über 700000 Euro sind aktuell auf dem Konto der OVB-Weihnachtsaktion für das Johanniter-Zentrum, vielleicht wird sogar noch die Dreiviertelmillion voll.

Resonanz als Zeichen
der Wertschätzung

Eine Resonanz, die Johanna Erbe auch als Ausdruck der Wertschätzung des Johanniter-Engagements begreift, dessen Vielfältigkeit die OVB-Reportagenreihe ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt hat: „Viele waren sicher überrascht, was wir so alles machen.“

Das gilt auch für sie selbst: Als Rettungssanitäterin, Gruppenführerin im Bevölkerungsschutz und Ehrenamtsbetreuerin ist sie ständig auf Achse – im Einsatzwagen, am Schreibtisch oder im persönlichen Gespräch. Ihr Geld verdient die Pfaffingerin, die in Ramerberg aufgewachsen ist, als anästhesietechnische Assistentin im Rosenheimer Romed-Klinikum. Medizin spielt also eine große Rolle in ihrem Leben, das im wechselhaften Rhythmus von beruflichen Früh-, Spät- und Nacht- sowie ehrenamtlichen Sonderschichten verläuft. Manchmal wäre die Naturliebhaberin gern etwas mehr an der frischen Luft oder in den Bergen – aber die Rettungssanitäterin bereut ihr Johanniter-Dasein keine Sekunde: „Es ist ein schönes Gefühl, wenn man den Leuten helfen oder etwas aufbauen kann, das unsere Gesellschaft besser und menschlicher macht.“

Begonnen hat alles 2011, da war sie noch Schülerin an der Fachoberschule in Wasserburg. Ihre Mutter riet ihr damals, sie solle sich in den Ferien bei den Johannitern nützlich machen. Daraus ist eine große Familie geworden, auch im eigentlichen Wortsinn: Lebensgefährte Bernd Koblechner (33) ist ehrenamtlicher Bereitschaftsleiter, ihre Schwägerin Katharina Erbe verstärkt ebenfalls das rund 150-köpfige Team der Ehrenamtlichen – und ihr älterer Bruder Alexander Erbe (41) ist hauptamtlicher Rettungssanitäter.

2024 hat Johanna Erbe übrigens nicht nur den Neubau im Blick, sondern auch die Kursdaten – zum Beispiel den nächsten Sanitäts-Grundkurs vom 5. März bis 13. April: „Da sind noch Plätze frei.“ Wer Interesse hat, schreibt eine E-Mail an die Adresse ehrenamt.wasserburg@johanniter.de.

Wer sich um dieses Postfach kümmert? Das ist nicht schwer zu erraten: Natürlich erledigt das Johanna Erbe – gleich nach der Frühschicht oder der warmen Pasta. Ehrensache!

Die Namen der
Spender, Seite 11

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