Bruckmühl – Ärger über den Sechs-Tage-Streik, Freude über den Fortbestand des 49-Euro-Tickets: Viele Pendler erleben aktuell eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Auch Wolfgang Günther aus Bruckmühl, seit fast 40 Jahren Mitglied des Fahrgastverbands „Pro Bahn“ und viele Jahre Vorsitzender des derzeit führungslosen Pro-Bahn-Stadt- und Kreisverbandes Rosenheim, verfolgt Entwicklungen und Entscheidungen rund ums Thema Personenbeförderung auf der Schiene aufmerksam. Die Frage, auf welcher Seite er im Tarifstreit zwischen Bahn und der Lokführergewerkschaft steht, beantwortet er ganz klar: „Der Fahrgastverband Pro Bahn und ich als Mitglied sind für die Fahrgäste da. Damit ist eigentlich alles gesagt. Es stört und ist ein Problem, wenn Züge nicht fahren. Der Grund dafür ist für uns eher nebensächlich“, sagt er.
„Wo will die GDL die Lokführer hernehmen?“
Ob die Forderungen der GDL gerechtfertigt sind, ist seiner Meinung nach schwer einzuschätzen. Aber: „Ich frage mich natürlich schon, wo die GDL die ganzen neuen Lokführer hernehmen will, wenn die Arbeitszeit sinken soll. Das muss ja irgendwie ausgeglichen werden, um den Fahrplan aufrecht erhalten zu können.“ Die Bahn sei der Gewerkschaft hier in ihrem jüngsten Angebot sogar entgegengekommen. „Ich fände es richtig, wenn man sich jetzt erst einmal wieder an den Verhandlungstisch setzen würde, anstatt gleich wieder zu streiken.“
Bessere Aufklärung über Tarifsystem
Positiv für die Fahrgäste beurteilt Günther, dass der Raum Rosenheim nun zum Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) gehört. Allerdings hätte er sich eine bessere Information der Verbraucher gewünscht. Seiner Meinung nach müssten die Fahrgäste noch deutlich intensiver über das Tarifsystem aufgeklärt werden. Erfreut zeigt sich der 85-Jährige außerdem darüber, dass das Deutschlandticket bis Ende 2024 zum Preis von 49 Euro gesichert ist. Matthias Weinzierl