Aus Ludwig-Thoma-Schule wird Grundschule Traunstein

von Redaktion

Abstimmung gestern im Landtag – Ausschuss für Bildung und Kultus befürwortet Umbenennung

Traunstein – Grünes Licht hat der Ausschuss für Bildung und Kultus des bayerischen Landtags am gestrigen Donnerstag für die Umbenennung der Ludwig-Thoma-Grundschule in Traunstein gegeben. Wie bereits mehrfach berichtet, hatte der Stadtrat dazu bereits im Oktober mit deutlicher Mehrheit ein positives Votum gefällt. Vorausgegangen waren dem Antrag der Schule an die Stadt als Sachaufwandsträger intensive Diskussionen über die Rolle und den heutigen Stellenwert von Ludwig Thoma in Traunstein.

Der bayerische Dichterfürst (1867 bis 1921) ist nicht nur als Verfasser der „Heiligen Nacht“ oder der „Lausbubengeschichten“ hochgeschätzt. Dass er auch eine dunkle Seite hatte, zeigen rund 170 Artikel, die er in seinen beiden letzten Lebensjahren im Miesbacher Anzeiger anonym veröffentlicht hat. Darin rief Thoma die Leser zu Antisemitismus, Gewalt und sogar Mord gegen missliebige Zeitgenossen auf. Aufgrund der heute nicht mehr gegebenen Vorbildwirkung von Thoma, des Alters der Schülerinnen und Schüler und der fehlenden Möglichkeiten im Lehrplan hatte sich die Schule für eine Umbenennung in „Grundschule Traustein“ ausgesprochen.

Gegen die Entscheidung des Stadtrats hatten zwei Traunsteiner Bürger Petitionen im Landtag eingereicht. Diese wurden gestern im Ausschuss für Bildung und Kultus behandelt. Wie der Stimmkreisabgeordnete Konrad Baur (CSU) als Berichterstatter gegenüber unserer Zeitung erklärte, wurden beide Petitionen mehrheitlich abgelehnt. Baur, der auch Mitglied des Stadtrats in Traunstein ist, hatte in seinem Vortrag mehrere Gründe für die aus seiner Sicht gerechtfertigte Ablehnung genannt.

Zum einen werde der Name von Ludwig Thoma, der mehrere Jahre in der Stadt verbracht hat, durch die Umbenennung der Schule in Traunstein nicht ausgelöscht. Auf das Wirken Thomas weist ebenfalls eine Gedenktafel hin. Zudem ist eine Straße nach ihm benannt. Die Auseinandersetzung um die historische Einordnung Thomas werde – wohl auch durch neue Infotafeln zum Kontext – in Traunstein weitergeführt. Dies könne jedoch laut Baur nicht an der Grundschule geschehen, „da Ludwig Thoma hier im Lehrplan überhaupt nicht vorgesehen“ sei. Weiter, so Baur, sei der Wunsch der Schulfamilie nach intensiver interner Diskussion zu respektieren und könne nicht „Schauplatz für politische Auseinandersetzungen“ sein, wie ein Beobachter aus der Sitzung kommentierte.

Baur zeigte sich zuversichtlich, dass die Regierung von Oberbayern als schulaufsichtliche Behörde nach der Entscheidung dem bereits vorliegenden Antrag auf Umbenennung zustimmen werde.

„Keinen Widerspruch einlegen“ will nach eigenen Worten auch der Traunsteiner Hobby-Historiker Christian Focke. Er hatte als Betreiber der Plattform „Historischer Chiemgau“ mit knapp 8000 Mitgliedern nach einer Umfrage eine der beiden Petitionen initiiert. Axel Effner

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