Bernau/Landkreis – Bis vor Kurzem stand in Bernau/Felden im Infopavillon ein Geldautomat der Sparkasse. Nun nicht mehr, der Automat wurde entfernt und wird auch dort nicht durch einen anderen ersetzt werden. Das ist auf der Internetseite der Gemeinde Bernau zu lesen. Der Grund dafür überrascht. Nach einer Analyse des Landeskriminalamtes (LKA) sei der Geldautomat, der dort am Infopavillon stand, aufgrund seiner Lage nahe der Autobahn höchst gefährdet, von Banden gesprengt zu werden.
Serienstraftaten
im Bundesgebiet
„Im Phänomenbereich der Geldausgabeautomatensprengungen handelt es sich überwiegend um Serienstraftaten durch einzelne Gruppierungen, welche im gesamten Bundesgebiet und zum Teil im benachbarten Ausland aktiv sind“, sagt Ludwig Waldinger, der stellvertretende Leiter der Pressestelle beim Bayerischen Landeskriminalamt in München. Diese Banden haben es vor allem auf Geldautomaten abgesehen, die nahe an Autobahnen und Bundesstraßen stehen. Von dort aus sei die schnelle Flucht am einfachsten, so Waldinger.
Damit die Banken Informationen bekommen, welche ihrer Geldautomaten potenziell gefährdet sind, bietet das LKA den Banken eine Analyse vor Ort an. „Die Analyseergebnisse wurden und werden den Banken zur Verfügung gestellt“, sagt Ludwig Waldinger. „Gleichzeitig ergeht das Angebot, Kontakt mit den jeweils örtlich zuständigen kriminalpolizeilichen Fachberatern aufzunehmen, um eine jeweils auf den Einzelfall abgestimmte Beratung der Banken zu ermöglichen.“
Von diesem Angebot sei bereits rege Gebrauch gemacht worden. Letztendlich müssten allerdings die Banken entscheiden, wie sie mit den Empfehlungen des LKA umgehen würden.
„Neben der flächendeckenden Bargeldversorgung gehören die Sicherheit der Infrastruktur und der Schutz der Menschen, die sich im Umfeld der Automaten aufhalten, zu unseren Aufgaben“, heißt es vonseiten der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling, die den Geldautomaten in Bernau/Felden betrieben hat. „Deshalb überprüfen wir regelmäßig die Geldautomatenstandorte und führen zielgerichtete, standortspezifische Absicherungsmaßnahmen durch.“ Was das für Maßnahmen sind, wird aus Sicherheitsgründen nicht genannt. Auch die Meine Volksbank Raiffeisenbank eG mit Sitz in Rosenheim ist um die Sicherheit ihrer Geldautomaten bemüht. „Wir kontrollieren unsere Geldautomaten regelmäßig und treffen entsprechende Maßnahmen“, sagt Iven Matheis, der Pressesprecher der Bank. Der Verband der Genossenschaftsbanken sei in regelmäßigem Kontakt mit dem LKA. „Alle Maßnahmen, die der Sicherheit dienlich sind, werden geprüft und dort, wo es dienlich ist, auch umgesetzt“, sagt Matheis.
Erbeutete Scheine
einfärben?
Möglichkeiten gibt es hierfür aber mehrere. Aus Sicht des LKA wäre ein idealer Schutz eine Verzahnung von mechanischen Sicherungen und die Ausstattung und Ertüchtigung von Überwachungstechniken. Außerdem sei der Einsatz von künstlicher Intelligenz in den Geldausgabeautomaten mit einer automatischen Erkennung eines bevorstehenden Angriffs in Verbindung mit Vernebelungstechnik denkbar. Auch der Einsatz von Einfärbe- und Verklebetechnik, um die erbeuteten Geldscheine unbrauchbar zu machen, komme infrage. Die Banden, die wohl für die bisherigen Automatensprengungen bundesweit verantwortlich sind, operieren aus den Niederlanden heraus. „Banken in den Niederlanden haben hier bereits entsprechend nachgezogen, weshalb die Täter hinsichtlich ihrer Tatausführung auf die benachbarten Länder ausgewichen sind“, sagt Waldinger. Erst Ende 2023 legte der Gesamtverband der Versicherer (GDV) erstmals Zahlen vor, wie hoch der Schaden ausfällt, der durch gesprengte Automaten entstanden ist. Laut der Erhebung lagen die Gesamtschäden in Deutschland im Jahr 2022 im deutlich dreistelligen Millionenbereich. Dabei sei allerdings auffällig, dass die Summe des gestohlenen Bargeldes deutlich geringer als die Schäden an den Gebäuden ausfielen. „Jedem gestohlenen Euro Bargeld stehen zwei bis drei Euro für Kollateralschäden an Gebäude und sonstiger Infrastruktur gegenüber“, sagt die stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach. „Insgesamt haben die Versicherer für Schäden durch gesprengte Geldautomaten gut 110 Millionen Euro aufgewendet. Davon entfielen rund 30 Millionen Euro auf Bargeld.“
Bernau bekommt
neuen Automaten
Der Geldautomat an der Autobahn wird nicht ersetzt werden. Dafür soll aber an anderer Stelle in Bernau ein neuer Automat aufgebaut werden. „Sollte ein Geldautomatenstandort verändert werden, verstärken wir in der Regel andere Standorte mit neuen zusätzlichen Geldautomaten, damit die Versorgung durchwegs gewährleistet ist“, sagt Alexandra Frank-Klebe, die Pressesprecherin der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling. „So wird beispielsweise in der Bernauer Sparkassen-Geschäftsstelle am Kirchplatz 5 in Kürze ein zusätzlicher Automat installiert.“ Dieser soll ein Selbstbedienungsterminal für den schnellen Zahlungsverkehr im SB-Foyer sein.