Milliardär verliert Jagdpacht im Kaisertal

von Redaktion

Jagdwelt steht in Kufstein nach Entscheidung des Stadtrats kopf

Kufstein – Seit mehreren Tagen steht die Jagdwelt in und um Kufstein kopf. Nach rund 70 Jahren als Jagdpächter im Kaisertal wird mit April 2025 das Revier für die deutsche Industriellenfamilie Henkel, die in der Stadt einen stattlichen Hof und die Burgruine Thierberg ihr Eigen nennt, entzogen.

Außer die deutschen Nochpächter kaufen sich eine Jagdkarte, denn so soll das 2800 Hektar große Revier künftig bewirtschaftet werden.

Ein „duales
System“

Laut Stadtratsbeschluss in einem „dualen System, durch Berufsjäger und andererseits zur Vermarktung von Jagderlebnissen (Einzelabschüsse, Abschusspakete, Pirschbezirke) im Sinne des Leitbildes Kaisertal“.

Dessen Prämisse ist der Schutz des Trinkwassers im Naturschutzgebiet, denn trotz der Erfüllung der Abschusszahlen gibt es laut Forstreferent Thimo Fiesel (Grüne) ein Problem mit der Verjüngungsdynamik des Waldes, das zur Gefahr für das Trinkwasser werden könnte. Da es Auffassungsunterschiede mit dem Pächter in dieser Frage gebe, habe man sich für die Eigenjagd entschieden: „So können wir die Abschüsse so steuern, wie wir sie brauchen.“ Das mit dem selbst Steuern kann aber schwierig sein, wie sich im Jagdrevier Stadtberg zeigt. Hier setzt man auf Jagdkarten. Mit wenig Erfolg, wie Verwaltungsstrafen der Bezirksbehörde zeigen. Zuletzt wurden nur rund 70 Prozent der notwendigen Abschüsse erreicht. Scheinbar nicht das erste Jahr, in dem es daher böse Post von der Jagdbehörde gab. Ein Problem, das Forstreferent Fiesel kennt. Aber zum einen seien die von der Behörde festgelegten Abschusszahlen am Stadtberg sehr hoch, zum anderen habe man künftig auch den städtischen Berufsjäger zur Hand, der dann eingreifen könne, argumentiert der Grünen-Politiker.

Über die Vermarktung der Jagdkarten braucht man sich anscheinend keine großen Sorgen zu machen. „Jetzt können nach 70 Jahren auch andere im Kaisertal jagen gehen“, ist aus Waidmannskreisen zu hören. Bislang lag die Entscheidung, wer was schießen darf, beim Pächter. Vor der in der Festungsstadt aufkeimenden Jagdlust warnt Stadtrat Lukas Blunder (MFG), der einen „Jagdtourismus“ im Naturschutzgebiet befürchtet.

Aber nicht nur deshalb brandet eine heftige Diskussion auf. Bereits die Entscheidung im Stadtrat war knapp. Parteifreie und Grüne stimmten dafür und sicherten die Mehrheit mit vier zu drei. „Das hat sich der Henkel nicht verdient“, meldet sich Stadtrat Walter Thaler (Gemeinsame Kufsteiner Liste, GKL) zu Wort.

Der Pächter habe Jahr für Jahr viel Geld in das Revier gesteckt. Die zur Jagd dazu gehörenden Hütten seien „sauber beisammen“. Auch für Stadtrat Richard Salzburg (Volkspartei) ist es „ungeheuerlich, wie mit einem langjährigen Vertragspartner umgegangen wird“. Und für NEOS-Gemeinderätin Birgit Obermüller hat „die lila-grüne Stadtregierung es geschafft, einen Jagdpächter medial zu vernichten“. Kritik gibt es auch an den Kosten. Immerhin ist der Berufsjäger zu bezahlen und Hütten und jagdliche Einrichtungen zu erhalten.

Schafft ein Jäger
zwei Reviere?

Zudem stellt sich die Frage, ob ein Jäger für zwei Reviere ausreicht. Ob dies mit den Einnahmen aus den Jagdkarten abzudecken ist, sei fraglich. Seitens der Befürworter der Eigenjagd wird dem der Quellschutz gegenübergestellt.

Dieser Text wurde uns von der Tiroler Tageszeitung zur Verfügung gestellt.Wolfgang Otter

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