Ohne Handstempel geht es noch nicht

von Redaktion

Viele Anfangsprobleme nach MVV-Beitritt gelöst – Trotzdem weiter offene Baustellen

Rosenheim – Christoph Fleischmann, Bereichsleiter Tarif und Vertrieb beim Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV), ist zufrieden. Ein Großteil der Probleme, die mit dem MVV-Beitritt des Landkreises Rosenheim am 10. Dezember vergangenen Jahres aufgetreten seien, sei gelöst. Dennoch besteht Nachbesserungsbedarf.

Dass es trotz einer Fülle erfreulicher Nachrichten im Bahnverkehr durchaus noch Probleme gibt, verhehlte der MVV-Vertreter nicht, als er in einer gemeinsamen Sitzung des Kreis- und Umweltausschusses seine Erkenntnisse vortrug. So funktionierten beispielsweise an den Bahnhöfen Raubling und Flintsbach noch nicht alle Ticketentwerter. Bis zur 13. Kalenderwoche soll dieses Manko nach Fleischmanns Einschätzung aber behoben sein.

Fahrkartenautomat
funktioniert nicht

Probleme mit dem Fahrkartenautomaten gibt es derzeit am Bahnhof Kufstein. „Auch der funktioniert noch nicht“, sagte Fleischmann. Im Gespräch mit den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) arbeite man aber an einer Lösung. Bis Anfang Februar soll zudem eine Unstimmigkeit bei der Tarifierung behoben sein. Derzeit zahlten Kunden, die aus östlicher Richtung nach Rott fahren, weniger, als sie eigentlich müssten. In ein paar Wochen solle zudem auch die momentan noch unvollständige Umstellung der Netzpläne in allen Zügen erfolgt sein.

„Das sieht alles schon sehr gut aus“, betonte Fleischmann. Insgesamt sei die Mängelbehebung sehr zügig erfolgt. „Die Anlaufschwierigkeiten waren zu 90 Prozent rund eine Woche nach dem Start behoben“, ließ er die Kreisräte wissen.

Wie es genau um die Abstellung von Mängeln im Bahnverkehr bestellt ist, kann Wolfgang Günther, Sprecher der Stadt- und Kreisgruppe Rosenheim des Fahrgastverbandes „Pro Bahn“, derzeit schwer beurteilen. Grundsätzlich hält er Fleischmanns Ausführungen aber für nachvollziehbar. „Es hat sich früher ja auch anderswo im MVV-Gebiet alles eingespielt“, meint Günther. Wegen einer gesundheitlichen Einschränkung müsse er momentan allerdings auf Bahnfahrten verzichten und könne sich deshalb kein genaues eigenes Bild machen.

Auch mit Blick auf den Verkehr der Linienbusse hatte der Bereichsleiter etliche positive Nachrichten im Gepäck. Während der Ticketverkauf mittlerweile nahezu reibungslos verlaufe, gebe es zum Teil allerdings Probleme bei der Entwertung der Fahrscheine. Da die Umrüstung aller Busse auf entsprechende Entwerter zur Automatisierung des Prozesses noch nicht erfolgt sei, nehme der Busfahrer diese auf einigen Linien noch manuell per Stempel vor. Die Behelfslösung verzögere die Fahrt vor allem im Stadtverkehr, während der Stoßzeiten und auf kurzen Strecken. Fleischmann geht jedoch davon aus, dass die notwendigen Investitionen in die erforderliche technische Ausstattung zeitnah erfolgen können.

Claudia Hollinger, Geschäftsführerin des gleichnamigen Busunternehmens in Bad Aibling und eine Sprecherin der Verkehrsgemeinschaft „WIR“ im Landkreis Rosenheim – in ihr sind alle Busunternehmer zusammengeschlossen, die den Linienverkehr auf Landkreisebene bedienen – , ist allerdings nur vorsichtig optimistisch. „Ich habe die Information, dass die Entwertung der Tickets in den Bussen noch einige Zeit per Stempel erfolgen soll.“ Es müsse noch abschließend geklärt werden, wie die Finanzierung der Umrüstung genau erfolgen solle.

Auch die Firma Hollinger berechnet auf den vier Routen, die sie im Landkreis bedient, längst den MVV-Tarif. Dass dieser weiterhin für erhebliche Verärgerung bei einigen Fahrgästen sorgt, verhehlt deren Geschäftsführerin nicht. „Die erleben teilweise eine Preiserhöhung von knapp 50 Prozent. Das finden die gar nicht lustig.“

Relativ schnell behoben waren laut Fleischmann dagegen die Anfangsschwierigkeiten mit der Nutzung der MVV-App, die in Stadt und Landkreis Rosenheim nicht einwandfrei funktionierte. Grund hierfür seien Probleme bei der Datenübertragung gewesen.

CSU-Fraktionssprecher Felix Schwaller hakte nach Fleischmanns Ausführungen nach und wollte wissen, ob es in der Region im Zusammenhang mit dem MVV-Beitritt mehr Anlaufschwierigkeiten als in anderen Landkreisen gegeben habe. Der MVV-Vertreter äußerte sich dazu eher zurückhaltend. „Wir haben es hier mit mehr Busunternehmern als anderswo zu tun. Insofern gibt es auch mehr Gesprächsbedarf.“

Fleischmann nutzte die Gelegenheit, um im Ausschuss auch für den Radroutenplaner des MVV zu werben. Mithilfe dieser App könnten Voreinstellungen vorgenommen werden, die dem Nutzer zum Beispiel die schnellste oder familienfreundlichste Route aufzeigten. Auch eine Kombination der Radtour mit Bus- oder Bahnfahrten sei möglich, so Fleischmann.

Anregung von
Hans Loy

Eine Anregung von Hans Loy (CSU) nahm der Bereichsleiter gerne auf. Der Kreisrat aus Prutting, selbst auf den Rollstuhl angewiesen, wünscht sich, dass die App bald auch barrierefreie Bahnhöfe aufzeigt. „Ich muss bei der Routenplanung ja wissen, ob der Zielbahnhof behindertengerecht ausgebaut ist.“

Landrat Otto Lederer (CSU) dankte Loy für diesen „nützlichen Hinweis“ und unterstützte sein Anliegen ausdrücklich. „Es nutzt ja nichts, wenn ich barrierefrei einsteigen, aber nicht barrierefrei aussteigen kann.“ Mary Fischer (Freie Wähler) bat darum, auch Informationen für Mütter zur Verfügung zu stellen, die mit dem Kinderwagen unterwegs seien.

Insgesamt zeigte sich der Landrat mit dem Anschluss des Landkreises an den MVV-Bereich sehr zufrieden. „Wir haben einen unglaublich großen Schritt gemacht. Der Beitritt hat aus meiner Sicht gut funktioniert, auch wenn noch Baustellen da sind.“ Eine Abstimmung zu diesem Tagesordnungspunkt war nicht erforderlich.

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