Rosenheim – „Sobald ein Hund damit in Kontakt kommt, ist es vorbei mit ihm“, warnt Jakob Hündl senior, Vorsitzender der Jägervereinigung Rosenheim. Konkret meint Hündl die Aujeszkysche Krankheit, die sich derzeit im Main-Tauber-Kreis in Baden-Württemberg ausbreitet.
Viruserkrankung
endet immer tödlich
Hinter dem unaussprechlichen Begriff steckt eine Viruserkrankung, auch Pseudowut genannt. Diese ist für den Menschen zwar ungefährlich, doch bei Hunden, Katzen und Hausschweinen ist eine Infektion tödlich.
Allerdings: „Der Hauptwirt für die Pseudorabies-Virus-Infektionen (PrV) ist das Schwein inklusive Schwarzwild“, erklärt Simone Beigel, Pressesprecherin des Landratsamts Rosenheim, auf OVB-Anfrage an das Veterinäramt.
Das Veterinäramt im Main-Tauber-Kreis warnt in einer Mitteilung auch Haustierbesitzer: „Die Krankheit verläuft für Hunde, Katzen und andere Fleischfresser immer tödlich. Kürzlich musste ein Jagdhund nach einer Drückjagd mit Symptomen der Aujeszkyschen Krankheit eingeschläfert werden.“ Auch in der Rosenheimer Region gibt es infizierte Wildschweine, wie Beigel erklärt. „In unserer Region konnten wir den Erreger nur indirekt über Antikörper bei Wildschweinen nachweisen, dies betrifft circa 24 Prozent der 158 untersuchten Wildschweine in 2023.“ Hündl sieht in der Region jedoch noch kein Problem. „Bei uns im Landkreis ist das noch kein Thema. Wir haben kaum Wildschweine.“ Sollte aber beispielsweise ein verendetes Tier gefunden werden, wird das Gebiet eingegrenzt und das Veterinäramt benachrichtigt. „Für Hunde ist es gefährlich, aber unsere Jagdhunde sind in der Regel so abgerichtet, dass sie die Sauen nur stellen und nicht angreifen“, erklärt der Jäger.
Auch Schlachtabfälle
sind lange infektiös
Private Hundebesitzer sollten dennoch vorsichtig sein. Denn das Virus kann leicht übertragen werden. „Fleischfresser infizieren sich über die Verfütterung mit rohen Schlachtabfällen infizierter Tiere“, erklärt Beigel. „Untypisch für Herpesviren bleibt das PrV im Fleisch nämlich relativ lange infektiös, sodass neben der direkten Übertragung über Kontakt und Aerosole von einem infizierten Wildschwein auch die orale Aufnahme von infiziertem Material eine Infektionsquelle darstellen kann.“ Laut Angaben des Veterinäramts Main-Tauber-Kreis kann sogar der Kontakt mit Schuppen schon zur Infektion führen. Sollte sich ein Hund oder eine Katze infiziert haben, ist das ein Todesurteil. Die Tiere zeigen dann Symptome des zentralen Nervensystems, wie Teilnahmslosigkeit, fehlenden Appetit, stärkeren Speichelfluss und starken Juckreiz.
Der Zeitraum von der Infektion bis zum Tod des Tieres kann zwischen Tagen und Stunden liegen. Eine Impfung gibt es nicht. Die Impfung von Schweinen ist sogar gesetzlich verboten. „Antikörper verhindern nicht umfänglich die Virusvermehrung oder Virusausscheidung, sodass diese Tiere immer noch andere Tiere anstecken können“, schildert die Sprecherin. Auch eine medikamentöse Behandlung hilft nach einer Infektion nicht. Der einzige Schutz, der sich Hundebesitzern bietet, ist das Vermeiden von Kontakt mit infiziertem Material. „Dies erreicht man zum Beispiel durch Anleinen beim Spazierengehen und keine Verfütterung von Wildschwein- Schlachtabfällen“, so Beigel. Als wichtiges Instrument zur „prophylaktischen Seuchenbekämpfung“ nennt das Veterinäramt die Bejagung von Wildschweinen.
Tierarzt mahnt
zur Vorsicht
Bisher scheint es in der Region aber ohnehin noch keine große Gefahr für Tierbesitzer zu geben. „Ich hatte noch kein Tier mit dieser Krankheit bei mir in der Praxis“, sagt der Schechener Tierarzt Carsten Brock. Auch von seinen Kollegen sei ihm kein akuter Fall rund um Rosenheim bekannt. Zwar sollte man laut Brock mit solchen Krankheiten durchaus vorsichtig sein. Der Tierarzt hat jedoch den Eindruck, dass das Thema aktuell zu sehr „hochgekocht“ wird, zumal es sich bisher vor allem um Einzelfälle und nicht um den Befall von ganzen Tierbeständen handelt.