Mir ist ohnehin schnell kalt, aber nun friere ich wirklich. Nicht der kalte Wind lässt mich an diesem Nachmittag in Berlin so frösteln. Beim Besuch des früheren Stasi-Gefängnisses in Hohenschönhausen stehe ich in einer Zelle und friere innerlich. Dabei weiß ich, dass ich diesen grauenvollen Ort in der nächsten Minute wieder verlassen darf. Ich kann hier gehen, wann ich will. Anders als die Frau, die uns durch die Gedenkstätte führt und ihre Lebensgeschichte erzählt. Im Januar 1983 schlossen sich hier die Zellentüren für sie ohne nähere Informationen zu einem „Warum, Wieso und Wie lange“. Bang stelle ich mir die Frage, ob ich damals, und das ist erst wenige Jahrzehnte her, auch hier gelandet wäre. Denn die Freiheit, selber zu denken und das zumindest aussprechen zu dürfen, ist für mich ein hohes Gut, das ich nie aufgeben kann. „Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von Neuem das Joch der Knechtschaft auflegen!“ Diesen Satz habe ich mir beim Studium im Galaterbrief der Bibel dick angestrichen. Natürlich geht es Paulus in diesem Zusammenhang um die Offenheit der Botschaft Jesu für alle Menschen. Freiheit in der Nachfolge Jesu bedeutet aber noch mehr. Die Führerin in der Gedenkstätte jedenfalls erzählt von gegenseitiger Bespitzelung, Misstrauen und Denunziation durch Mitmenschen, von denen man das nie vermutet hätte. Nachdenklich gehe ich durch das Tor nach draußen und atme tief durch. „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“, schreibt Paulus. Was für ein großer Auftrag für uns alle!