Bad Feilnbach – Der Freude über die Resonanz auf die Großkundgebung auf der Münchner Theresienwiese folgt bei den Initiatoren des Bündnisses „Hand in Hand für unser Land“ Ernüchterung. Konstruktive Kritik sei willkommen, betont Markus Huber, Unternehmer aus Bad Feilnbach. Aber in die rechte Ecke gestellt zu werden, gehe gar nicht.
Herr Huber, Sie und Ihre Mitstreiter haben stets betont, es sei oberste Prämisse, politisch neutral zu agieren und sich von keinen Gruppierungen vereinnahmen zu lassen oder diesen eine Plattform zu bieten. Wie gehen Sie damit um, dass dies nach der Kundgebung in Teilen infrage gestellt wird?
Ja, es gab neben überwältigend viel positiver Resonanz auch kritische Stimmen – unter anderem auch von Fachleuten und Pressevertretern. Etwa was die Wortwahl angeht. So hat man mir gesagt, ich soll das Wort „Volk“ nicht benutzen, sondern von „Bevölkerung“ sprechen. Das mache ich jetzt auch. Ich bin froh um solch konstruktive Kritik. Ich bin Unternehmer, ich fahre Kran. In der Schule war ich im Fach Deutsch nie der Beste. Ich gehe mit unserem Bündnis mit der besten Absicht ans Werk. Dass die Wahl „falscher“ Worte solche Folgen haben kann, merke ich auch erst jetzt. Was mich wahnsinnig ärgert und im Moment demotiviert, ist, wenn einem jemand nicht direkt sagt, was ihn stört und uns hintenrum etwas unterstellt.
Unter anderem wurde Kritik an Ihrem Video, mit dem sich das Bündnis vorstellt, laut. Der Halfinger Politikexperte Florian Wenzel spricht dem Clip, in dem auch ein thailändischer Mitbürger sein Anliegen – eine faire Migrationspolitik – vorbringt, etwa Authentizität ab. Er sieht hier eine „mindestens konservative, wenn nicht gar rechtspopulistische Position“. Was sagen Sie zur Vermutung, es wirke wie ein Feigenblatt, einen Menschen mit nicht deutschen Wurzeln darin vorkommen zu lassen?
Überhaupt in die rechte Ecke gestellt zu werden, verletzt mich zutiefst. Ich habe schon sehr lange auch Freunde mit Migrationshintergrund und jeder, der mich kennt, weiß, dass ich immer für andere in die Bresche springe, wenn Not am Mann ist. Wir haben im Vorfeld lange überlegt, wen wir in dem Video zu Wort kommen lassen, wir wollten einen guten Querschnitt derer zeigen, die mit uns im Boot sitzen und für ihre Anliegen eintreten – die junge Mutter, der Handwerksmeister, der Rentner, und eben auch der junge Mann aus Thailand, den ich kenne, weil ich mehrmals in der Woche meine Leberkassemmeln bei ihm kaufe. Das Problem ist doch: Wie du’s machst, machst du’s falsch. Hier sehe ich überhaupt das Problem: Es ist kaum noch möglich, sich für eine Sache oder die Allgemeinheit einzusetzen, ohne sich für alles Mögliche rechtfertigen zu müssen. Irgendeinem passt immer etwas nicht.
Wie wollen Sie Ihr Bündnis aufstellen, um sich klar von allen politischen Rändern abzugrenzen? Wie können Sie es verhindern, von unerwünschten Trittbrettfahrern für deren Interessen instrumentalisiert oder am Ende als „eigene Partei“ gesehen zu werden?
Wir können nicht jeden Einzelnen kontrollieren und durchleuchten, es wird sich nicht verhindern lassen, dass sich jemand versucht, mit dranzuhängen. Das haben wir leider schon erfahren müssen. Ich bin jemand, der immer vom Besten in den Menschen ausgeht. Das ist vielleicht blauäugig und ich muss noch dazulernen. Ja, auch uns passieren Fehler. Die geben wir zu, und wir distanzieren uns ganz klar von den politischen Rändern. Ich habe mich in den letzten Tagen so oft entschuldigt wie das ganze letzte Jahr nicht.
Wie können Sie die Schlagworte aus den Forderungen und den Rufen nach Berlin konkretisieren und so dem Eindruck der Pauschalisierung entgegentreten?
Uns ist bewusst, dass wir da noch Defizite haben. Vor 14 Tagen ist der Franz (Franz Huber aus Haibach, der mit Markus Huber die Kundgebung geleitet hat, Anm. d. Red.) noch im Stall gestanden und ich bin in meinem Kran gesessen. Innerhalb von wenigen Tagen haben wir mit einem Kernteam von fünf Leuten die Kundgebung vor 10000 Menschen auf die Beine gestellt, weil wir uns gesagt haben, es muss etwas passieren. Wir planen die Gründung eines Vereins, in dem wir die Interessen bündeln, die Aktivitäten kanalisieren. Wir kriegen viele Zuschriften aus ganz Deutschland, aber wir holen aus all dem nicht das raus, was wir rausholen könnten. Hier wollen wir ansetzen, und auch alles auf eine breitere Basis stellen. Interview Eva Lagler