„Einfach ist es nicht“ – So werden Teilnehmer bei Demos gezählt

von Redaktion

500, 1000 oder noch viel mehr? Oft unterscheiden sich Zahlen von Veranstaltern und Polizei – Wahl der Technik entscheidend

Rosenheim/Traunstein – „Am vergangenen Freitag hatten wir einen entscheidenden Vorteil“, erklärt Robert Maurer, Polizeihauptkommissar der Polizeiinspektion Rosenheim. Bei der Zählung der Teilnehmer der Demo gegen Rechtsextremismus in Rosenheim am 26. Januar machte das Wetter es den Polizeibeamten deutlich einfacher. „Da es geregnet hat und die Leute Regenschirme benutzt haben, haben sie mehr Abstand gehalten. Dadurch konnte man sie deutlich leichter zählen“, sagt Maurer auf OVB-Anfrage. Er war selbst vor Ort und hat die Teilnehmer gezählt. Insgesamt kam er auf rund 1500 Menschen, die bei strömendem Regen demonstrierten. Doch so leicht wie bei dieser Demonstration ist es laut Maurer nicht immer. Oft wird auch der Ort, an dem demonstriert wird, als Maßstab genutzt. „Man hat Erfahrungswerte. Man weiß zum Beispiel, wie viele Menschen auf dem Max-Josefs-Platz oder im Salingarten Platz haben“, erklärt der Polizeihauptkommissar. Dennoch: „Einfach ist es nicht.“

Gezählt wird allerdings nicht nur von der Polizei. Auch die Veranstalter erheben in der Regel eine Teilnehmerzahl. So auch bei der Demo gegen rechts. „Wir gehen das Gelände außen ab und rechnen dann pro Quadratmeter zwei Personen“, erklärt die Veranstalterin Carlotta Wittenberg gegenüber dem OVB. „Man darf aber auch nicht vergessen, dass Menschen kommen und gehen“, macht sie deutlich. Auch das wird beobachtet und die Zahl dann entsprechend nach oben korrigiert. „Allerdings nur in realistischem Maß. Das ist uns besonders wichtig. Es werden nicht aus 1500 Menschen plötzlich 2000 gemacht, nur weil es sich besser anhört.“ Schließlich zeige die Zahl der Teilnehmer bei einer Demonstration auch, wie wichtig das Thema den Bürgern sei. Ganz genaue Zahlen braucht es außerdem gar nicht, weiß Maurer. Die Teilnehmerzahlen dienen der Polizei hauptsächlich als grober Richtwert für mögliche Folgeveranstaltungen.

„Es ist für beide Seiten schwierig“

So können die Beamten einschätzen, ob beim nächsten Mal mehr Vorkehrungen wie beispielsweise Straßensperrungen getroffen werden müssen. Hier befindet sich die Polizei immer in engem Austausch mit dem Veranstalter der Demonstration und der Stadt. Auch in Traunstein fand am Wochenende eine Demonstration gegen Rechtsextremismus statt. Hier allerdings mit doppelt so vielen Teilnehmern wie in Rosenheim, nämlich mit 3000 Menschen. Auch dort wurde am Samstag, 27. Januar, ganz klassisch durchgezählt. Drohnen oder ähnliche Spezialtechniken kamen nicht zum Einsatz, wie ein Sprecher der Polizeiinspektion Traunstein erklärt. „Unsere Einsatzkräfte waren auf einer erhöhten Position und haben von dort aus gezählt.“ Dabei habe jeder Beamte seine eigene Taktik und es würde mehrfach zu verschiedenen Zeitpunkten gezählt, so der Sprecher. „Es ist für beide Seiten schwierig, die genaue Zahl zu erfassen, daher unterscheiden sich die Angaben von Polizei und Veranstaltern oft.“

Patricia Huber

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