Nach erneutem Unfall am Bahnübergang Viehhausen: Wo bleibt die Schranke?

von Redaktion

Rätsel um Fahrerflucht und Alkoholeinfluss – Im Herbst beginnt der Ausbau in Roßhart und Au auf Edlinger Gebiet

Wasserburg/Edling – Zwei junge Frauen haben am Bahnübergang in Viehhausen bereits ihr Leben gelassen, vor knapp einem Jahr gab es hier zuletzt einen schlimmen Unfall, bei dem ein Wagen von einem Zug erfasst und ein 41-jähriger Wasserburger schwer verletzt worden war. Am Samstag, 3. Februar, kam es jetzt erneut zu einem Unfall, der glimpflich ausging, diesmal jedoch Rätsel aufgibt.

Diesmal wurde
niemand verletzt

Die Beamten der Polizeiinspektion Wasserburg konnten nach eigenen Angaben nur folgenden Unfallhergang feststellen: Der silberfarbenen Pkw befuhr die Ortsverbindungsstraße aus Richtung Viehhausen kommend in Richtung Edling. Die Person am Steuer überquerte den unbeschrankten Bahnübergang, obwohl sich ein Zug aus südlicher Richtung näherte. Es kam zum Zusammenstoß. Der Wagen wurde vermutlich hinten links am Rücklicht beschädigt, so die Inspektion. Bei dem Unfall wurde niemand verletzt. Der Pkw-Fahrer setzte seine Fahrt fort, ohne sich um den Unfall zu kümmern, teilt Polizeichef Markus Steinmaßl weiter mit. Am Triebwagen der Deutschen Bahn entstand nach seinen Angaben kein Sachschaden. Dies entbinde den Pkw-Fahrer jedoch nicht von seiner Pflicht, am Unfallort anzuhalten und seine Beteiligung bekannt zu geben. Die Polizei nimmt Hinweise unter 08071/9177-0 entgegen. Während der Unfallaufnahme wurde laut Angaben der Beamten festgestellt, dass der Triebwagenführer vermutlich unter dem Einfluss von Alkohol gestanden habe. Ein Vortest habe einen Wert von über 0,9 Promille ergeben. Die Bundespolizei Rosenheim übernahm die Ermittlungen gegen den Lokführer wegen des Verdachts der Gefährdung des Bahnverkehrs.

Ein Unfall, der trotz seines guten Ausgangs die Debatte um die Sicherheit am Bahnübergang in Viehhausen wieder hochkochen lässt. Denn seit Jahren fordern Wasserburg und Edling eine Schranke.

Fest steht: Die dafür notwendige Baumaßnahme steht nicht nur für Viehhausen in Wasserburg, sondern auch für die Übergänge in Au (Edling) und Kumpfmühl bei Roßhart (Edling) an. Alle drei sind laut Pressestelle der Bahn in Bayern als technische Anlagen miteinander verknüpft. Für Au und Roßhart liegen alle Plangenehmigen vor. In Viehhausen ist jedoch ein aufwendiges Planfeststellungsverfahren notwendig geworden, weil es zu keiner Einigung mit einem Grundeigentümer über eine benötigte Fläche gekommen war.

Trotzdem tut sich mittlerweile was: Die Stadt Wasserburg habe jüngst mit der Bahn eine Kreuzungsvereinbarung abgeschlossen, erklärt auf Anfrage Bürgermeister Michael Kölbl. Kommt damit Bewegung in die Angelegenheit? Eine Kreuzungsvereinbarung regelt nach Angaben der Deutschen Bahn zwischen den „beteiligten Kreuzungspartnern“, in diesem Fall dem Straßenbaulastträger, der Kommune, und dem Baulastträger, der Bahn, die Kostenfrage, die Verantwortlichkeiten und die Grenzen der Zuständigkeiten. Da noch kein rechtsgültiger Planfeststellungsbeschluss für den Übergang in Viehhausen vorliege, dürfe ein Vollausbau mit Schranke hier noch nicht realisiert werden. Stattdessen werde die technische Anlage erneuert, heißt es vonseiten der Bahn. In den vergangenen Jahren war bekanntlich auch immer wieder kritisiert worden, die Signale der Ampel könnten leicht übersehen werden.

Während in Viehhausen also eine Ertüchtigung kommt, werden im Herbst 2024 schon einmal die beiden Edlinger Bahnübergänge Roßhart und Au vollständig ausgebaut, also mit Schranke versehen, teilt die Pressestelle der Bahn in Bayern weiter mit. In Viehhausen könne dies jedoch erst erfolgen, wenn „ein rechtsgültiger, nicht mehr beklagbarer Planfeststellungsbeschluss“ vorliege. Dann starte in einer zweiten Phase der Straßenausbau, der Neubau von Geh- und Radweg und die Errichtung der Schranken auch auf Wasserburger Gebiet.

Gesamtkosten von
3,2 Millionen Euro

Die Bahn teilt mit, dass der Abschluss des Planfeststellungsverfahrens aufgrund der offenen Grundstücksangelegenheiten schwer zu terminieren sei. Die Kosten für die neuen Sicherungsanlagen belaufen sich laut Pressestelle auf insgesamt 3,22 Millionen Euro. Der Bund finanziere 50 Prozent, der Freistaat ein Sechstel und die Südostbayernbahn ein Drittel. Heike Duczek

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