Sei ein Mensch!

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Als Gott die Welt erschaffen hat, ist ihm vieles gut gelungen. Am Vormittag schuf er bereits den Affen, aber am Mittag sind ihm dann leider die Fellchen ausgegangen. Weil er trotzdem weitermachte, ist am Nachmittag der Mensch herausgekommen. Diesen Witz habe ich vor Kurzem gehört und Gott sei Dank darf auch viel gelacht werden in den kommenden Tagen, denn der Fasching geht auf seinen Endspurt und Höhepunkt zu. Es muss wirklich nicht immer „tierisch ernst“ zugehen in unserem Leben. Trotzdem bin ich dankbar, dass ich als humanes Wesen keine göttliche Fehlkonstruktion ohne Fellchen bin, sondern mich in meiner Haut als Mensch sehr wohlfühlen darf.

Obwohl jedes Geschöpf auf diesem Planeten nach unserem Verständnis gut, von Gott geliebt und von ihm geschaffen ist, dürfen wir uns dennoch fragen, was uns als Menschen von unseren „am Vormittag geschaffenen Artgenossen mit Fellchen“ unterscheidet. Marcel Reif, über Jahrzehnte als Journalist und Kommentator die Stimme des deutschen Fußballs, hat es nun für mich sehr berührend zum Ausdruck gebracht in einer Rede im Bundestag.

Anlässlich des Jahrestags der Auschwitz-Befreiung erinnerte er an seine im Holocaust ermordeten Großeltern und an seinen Vater Leon Reif, der versuchte, seinem Sohn eine behütete Kindheit zu geben. Ohne ständiges Anklagen der Vergangenheit und des unermesslichen Leids, das seiner Familie widerfahren war. Nur einen kleinen Satz gab er seinem Sohn immer wieder als Mahnung und Vermächtnis mit. Ein Satz, der in drei Worten alles sagt: „Sei ein Mensch.“

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