Rott – In einer Sondersitzung stand der Rotter Gemeinderat vor einer folgenreichen Entscheidung: Soll die Gemeinde gegen die geplante Erstaufnahmeeinrichtung im Gewerbegebiet „Am Eckfeld“ klagen oder auf den Alternativvorschlag mit dem Landratsamt eingehen, der eine Flüchtlingsunterkunft für „nur“ 250 Personen vorsieht?
Den Bauantrag des Landratsamts, eine Unterkunft für bis zu 500 Flüchtlinge in einer Lagerhalle zu errichten, lehnte der Gemeinderat wie erwartet einstimmig ab. Als „menschenunwürdig“ bezeichneten mehrere Ratsmitglieder den Bauplan der Unterkunft, der mehrere 3,50 mal 3,50 Meter große Parzellen für jeweils sechs Personen vorsieht.
Um das weitere Vorgehen der Gemeinde entbrannte im Rat eine lange Debatte. Rechtsanwalt der Kommune, Jürgen Greß, wies darauf hin, dass ein Gerichtsprozess einen ungewissen Ausgang habe, da es keine Vergleichsfälle gebe. „Man kann schwer vorhersehen, wie ein Gericht entscheidet.“ So könne es sein, dass ein Richter die Unterkunft in geplanter Form zulasse. Es könne aber auch sein, dass die Justiz die Anzahl von 500 Geflüchteten als zu hoch ansehen würde oder, dass eine Unterkunft an diesem Standort komplett abgelehnt werde, so Greß.
Gemeinderatsmitglied Matthias Eggerl (CSU) plädierte entsprechend für die Alternative. „Ich sehe es so: Ein Gerichtsprozess wäre eine Wette mit offenem Ausgang“, sagte Eggerl. „Bei einer Belegung auf Gemeindegrund hätte Rott jedoch „die Hand drauf“. „Wir könnten sagen: Es passt uns nicht, wir verlängern den Mietvertrag nicht.“
Viele andere Gremiumsmitglieder waren jedoch dagegen. Zum einen befürchteten sie, dass die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung der Gemeinde auch bei 250 Personen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen werde. Zum anderen, argumentierte unter anderem Max Zangerl (Bürger für Rott), sei der Aufschrei in der Gemeinde bereits groß gewesen, als „Am Eckfeld“ von einer Unterkunft für 250 bis 300 Geflüchteten gesprochen wurde.
Nach langer und intensiver Diskussion lehnte der Gemeinderat schließlich mit sechs zu elf Gegenstimmen den Alternativvorschlag des Landratsamts ab. Bürgermeister Daniel Wendrock (parteifrei) betonte allerdings: „Die Gemeinde ist immer noch gesprächsbereit.“ So habe der Rat einer möglichen Unterbringung von 100 Geflüchteten bereits vor Wochen zugestimmt.
Landrat Otto Lederer äußerte sich nach der Entscheidung in einer Pressemitteilung mit den Worten: „Ich bedauere ausdrücklich, dass sich der Gemeinderat mehrheitlich gegen einen gemeindlichen Alternativvorschlag ausgesprochen hat. Inmitten der aufgeheizten Diskussion um eine geplante Ankunftseinrichtung wurde damit eine Chance verpasst, die Wogen in Rott zu glätten“, so der Landrat.