Rosenheim/Irschenberg – Die Obstbrenner verdienen für ihre Arbeit und für ihr Produkt mehr Wertschätzung, wie Kajetan Schnitzer, Vorsitzender vom Süddeutschen Verband der Obst- und Kleinbrenner zu Beginn der diesjährigen Brennerversammlung forderte. Die gut besuchte Veranstaltung im Irschenberger Trachtenheim fand traditionsgemäß an Maria Lichtmess statt. Die Obstbrennerei ist ein traditionsreiches Handwerk. Den Erzeugern von Edelbränden, Schnäpsen und Likören geht es zudem um den Erhalt von Streuobstwiesen, Heimat, Artenvielfalt und Biodiversität. Sie sollten von ihrer Arbeit leben können. Zahlreiche Mitglieder und Ehrengäste, darunter Landtagsmitglieder Sebastian Friesinger (CSU), Sepp Lausch (FW), Franz Bergmüller und Andreas Winhart (beide AfD), verfolgten die Berichte des Vorstands.
Auflagen und Vorschriften belasten
Laut Irschenbergs Bürgermeister Klaus Meixner nimmt das Brennereiwesen mit seinen Erzeugnissen in der Kette vom Obstanbau bis zur Obstverwertung einen hohen Stellenwert ein. Allerdings seien viele Auflagen und Vorschriften äußerst belastend. Seiner Ansicht nach wissen die Verantwortlichen in der Politik oft nicht, was hinter der mühsamen Arbeit der Obstbauern und -brenner steckt. Ähnlich äußerte sich Rosenheims Landrat Otto Lederer, der auch die Massivität an Auflagen, Verordnungen und Vorschriften als gerechtfertigt infrage stellte. Der Süddeutsche Verband der Obst- und Kleinbrenner steht zu seinen derzeit 603 Mitgliedern und kann auf deren Rückhalt bauen, wie aus den jeweiligen Berichten hervorging. Wie der Vorsitzende Schnitzer ausführte, steht der Verband gut da. Allerdings sei das Brennerhandwerk angesichts zunehmender Regeln und wachsender Bürokratie stark gefährdet. Umso mehr sei er stolz auf jene Absolventen, die im vergangenen Jahr Urkunden nach einer erfolgreichen Brennerausbildung überreicht bekamen und das Handwerk somit am Leben halten. Beendet und nicht verwirklicht wurde allerdings das heiß diskutierte Projekt „Bayernflasche“. Über umfangreiche Kursprogramme berichtete Geschäftsführerin Andrea Westenthanner und verwies auf lukrative Themen und Bildungsangebote. Reges Interesse herrschte an den Brennerstammtischen in Traunstein und Bad Feilnbach. Ferner sei von Freitag, 7., bis Sonntag, 9. Juni, eine Lehrfahrt an den Bodensee und Bregenzerwald geplant. Über die Finanzen berichtete Kassier Christian Stecker.
Hauptreferent Gerald Erdrich, Bundesgeschäftsführer der Obst- und Kleinbrenner, informierte über eventuell anstehende Neuerungen. Auch er sieht es als wichtig an, dass die Politik die dringend notwendige Entschärfung der Bürokratie vorantreibt. Voraussichtlich in drei Jahren mache die Digitalisierung bei Brennereibesitzern und auch bei Stofflieferanten nicht Halt. Diskutiert werden Vorschläge und Ideen zu Kennzeichnungsvorschriften von Edelbränden, Schnäpsen und Likören mit Nährwerttabellen, Zutatenverzeichnissen, E-Labels und anderen Lebensmittelhinweisen, die in der Weinwirtschaft bereits üblich sind. Über aktuelle Aspekte des Streuobstpaktes sowie Förderungsprogrammen mit Pflegepauschalen nach „KULAP“ (Kulturlandschaftsprogramm in Bayern) informierte Martin Degenbeck von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG).
Info des Referenten sorgt für Unmut
Der Referent von der Landesanstalt in Veitshöchheim sorgte jedoch für Unmut unter den Brennern, von denen viele generationsübergreifend ihre Streuobstwiesen gewissenhaft hegen und pflegen. Eine Verordnung, nach der Obstbaumschnitte nur durch geschulte Obstbaumwarte oder anerkannte „Streuobstprofis“ ausgeführt werden sollen, um entsprechende Förderungen beanspruchen zu können, sorgte für erhitzte Gemüter. Ein Obstbauer sei von der Pflegeförderung auszuschließen, wenn er seine Bäume selbst schneidet!
Nach Ansicht verärgerter Versammlungsteilnehmer werde ihre gewissenhafte Arbeit mit derartigen Vorgaben nicht mehr respektiert. Die Politik reguliere ohne praktisches Wissen, anstatt die Bauern mit reichlicher Erfahrung ihre Arbeit machen zu lassen. Kritik am Streuobstpakt gab es ebenso zu den unübersichtlichen Förderkriterien. pes