Schließungen aktuell nicht geplant

von Redaktion

Lange sah es so aus, als sollte das Katharinenheim mit Altersheimen, Demenzheim, Tagespflege, betreutem Wohnen, Behinderten-WGs und drei Kitas relativ unbeschadet durch seine finanzielle Schieflage kommen. Dann ist die Geschäftsführerin freigestellt – die Insolvenzverwalterin wirbelt. Und wie geht es weiter?

Bad Endorf/Rohrdorf – Es geht weiter. „Es ist nicht geplant, irgendetwas zu schließen“, versichert Birgitt Breiter auf Nachfrage des OVB. Die Rechtsanwältin aus Holzkirchen ist als Insolvenzverwalterin im Katharinenheim aktiv. Anita Read, die Geschäftsführerin, ist freigestellt.

Das Katharinenheim ist mehr als „nur“ ein großes Altersheim mitten im Markt Bad Endorf. „Es ist die Herzkammer des sozialen Bad Endorf“, sagt Bürgermeister Alois Loferer. Folglich ist es weder den kommunalpolitisch Verantwortlichen noch den Menschen in der Gemeinde gleichgültig, was dort passiert, welches Ergebnis Birgitt Breiters Arbeit bringt.

Niemand steht auf
der Straße

Das erste Ergebnis: Kein alter und/oder dementer Mensch muss eines der Heime in Bad Endorf und Thansau oder das betreute Wohnen in Bad Endorf verlassen, kein Behinderter aus den neuen Wohngemeinschaften ausziehen, kein Angehöriger eine neue Tagespflege in Bad Endorf oder Thansau suchen. Und kein kleiner Mensch steht plötzlich ohne Kindergarten- oder Krippenplatz da.

„Wir führen das Unternehmen fort“, bekräftigt Birgitt Breiter. Auch Pflegekassen, Regierung von Oberbayern, Landratsamt, Gläubigerausschuss und beide Standort-Gemeinden wollen, dass es weitergeht, versichert die Insolvenzverwalterin.

Diese Aussage dürfte auch Uwe Hering und Sepp Moosbauer vom Katharinenheim e.V., Träger der Einrichtungen, erleichtern. Denn der Vorsitzende Hering und sein Beisitzer Moosbauer haben viel Herzblut, Energie und Zeit ins Katharinenheim gesteckt. Und fühlen sich von der Insolvenzverwalterin so gar nicht informiert, geschweige denn eingebunden. „Wir sind es aber, die im Ort angefeindet werden.“ Beide haben schlaflose Nächte.

103 Jahre und drei Monate ist der Katharinenheim e.V. jetzt alt. Uwe Hering, in seinem Berufsleben als Betriebswirt ziemlich erfolgreich, ist seit einem guten halben Jahr Vorsitzender. Im Rückblick, sagt er, begann die Misere mit der Corona-Pandemie. Damals durften die Betten Verstorbener nicht nachbelegt werden, da in den Heimen keine dafür notwendigen Spezialstationen eingerichtet werden konnten. Im September 2022 kam dann die Fachkraftquote von 50 Prozent hinzu, die aktuell reihenweise Altersheimen in der Region das Genick bricht.

Ganze Bandbreite
an Stellschrauben

Birgitt Breiter und der mit ihr zusammenarbeitende Unternehmensberater sehen das anders: „Der Grund für die Insolvenz ist im eigenen Haus zu suchen.“ Das heiße aber auch, dass man selber etwas tun könne. „Wenn ich etwas anderes anbiete, als die Leute kaufen wollen, muss ich etwas ändern“, sagt Breiter. Was genau das sein wird, daran arbeitet sie noch. „Wir sind gerade dabei, die Probleme und die Zahlen in den Griff zu bekommen.“

Auch der Bürgermeister sieht durchaus noch eine ganze Bandbreite an Stellschrauben. Eine Vorstellung, wo der Weg letztlich hinführe, habe er bisher nicht. Aber ein besorgtes Auge auf den Prozess, sagt Alois Loferer.

Insolvenzverwalterin:
Controlling ist wichtig

Eines macht die Insolvenzverwalterin ganz klar: Für die Zukunft des gesamten Katharinenheim-Betriebs sei ein gutes Controlling ausgesprochen wichtig. Denn Pflegesatzverhandlungen – und damit Geld – gebe es nur einmal im Jahr. Und das muss dann reichen.

Nicht für Bauvorhaben. Da laufen für das Haus Moser (betreutes Wohnen) und das Haus Sinnesgarten (Wohngruppen für Demenzerkrankte) noch Kredite. 1,6 Millionen Euro habe der Verein 2023 abbezahlt, sagt der Vorsitzende Hering. Die Bank habe immer ihr Geld bekommen. Deswegen sei man in Vorstand und Geschäftsführung auch überrascht gewesen, als nur Tage nach der Frage „Was braucht ihr denn noch bis Jahresende?“ die Bank ein Gutachten wollte.

Iven Matheis, Leiter Öffentlichkeitsarbeit und Marketing bei der betroffenen „meine VR-Bank“, erklärt: „Unabhängig vom vorliegenden Einzelfall sind Banken gesetzlich verpflichtet, bei einem zusätzlichen Mittelbedarf im Krisenfall ein unabhängiges Gutachten beim jeweiligen Unternehmen einzufordern.“ Aufgrund des Bankgeheimnisses dürfe er sich nicht weiter äußern, aber die „meine VR-Bank“ werde als Mitglied des Gläubigerausschusses das Insolvenzverfahren konstruktiv begleiten. Im engen Kontakt mit Birgitt Breiter sei man ohnehin.

Diese hat sehr schnell den engen Kontakt zum „tollen“ Personal gesucht, berät sich regelmäßig nicht nur mit der Caritas, bei der der Katharinenheim e.V. assoziiertes Mitglied ist, sondern auch mit den Pflegedienstleiterinnen.

„Wir schauen gerade, wer von den Beschäftigten die Weiterbildung zur Pflegefachkraft machen will“, nennt Birgitt Breiter eine Maßnahme gegen den Fachkräftemangel. Die ersten Mitarbeiterinnen hätten sich schon angemeldet. Ja, es sei eine manchmal belastende Aufgabe, auch weil sie um die Bedeutung des Katharinenheims für die Gemeinde wisse, sagt Birgitt Breiter. Aber es sei auch eine schöne Aufgabe. „Ich freue mich jeden Tag, wenn ich meine Mitarbeiter und meine Bewohner sehe.“

Verein mit Größe der Aufgabe überfordert?

330 Angestellte hat das Katharinenheim in all seinen Betriebszweigen derzeit. Viele davon in Teilzeit. Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen immer wieder neue Voraussetzungen, Vorschriften und Aufgaben erfüllen. „Ein Verein mit einem ehrenamtlichen Vorstand ist letztendlich vermutlich mit der schieren Größe der Aufgabe überfordert“, sagt Alois Loferer, seit seiner Wahl zum Bürgermeister vor knapp vier Jahren selber Vorstandsmitglied. Vielleicht hätte dieses Konstrukt schon vor 20, 30 oder 40 Jahren beendet werden müssen. Ein Gedanke, der auch Hering, Moosbauer und Anita Read schon umtrieb. „Wir waren schon in den Vorbereitungen, eine gemeinnützige GmbH zu gründen“, sagt Hering, „aber dann haben uns die Ereignisse überrollt.“

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